Marco Schällibaum soll Rekordmeister GC retten
Der Vulkan muss Feuer speien

Der verlorene GC-Sohn kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Es ist die wichtigste Mission für den Mann, dessen Leben und Karriere eine turbulente Achterbahnfahrt ist.
Publiziert: 11.04.2024 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2024 um 12:33 Uhr
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GC ist der 14. Klub in der Trainer-Vita von Marco Schällibaum.
Foto: freshfocus
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Felix BingesserReporter Sport

Der verlorene Sohn ist zurück. Der 62-jährige Marco Schällibaum soll die Auflösungserscheinungen beenden und dem Rekordmeister neues Leben einhauchen.

Das taumelnde GC vor dem Abstieg zu retten, ist eine wenig dankbare Aufgabe. Das jahrelange Gewurstel der inferioren Führung hat zu einem Scherbenhaufen geführt, den Schällibaum jetzt in Rekordzeit zusammenkehren soll. Mit einem Kader, das höheren Ansprüchen kaum genügt. Top oder Flop, Sein oder Nichtsein. Die 19. Trainerstelle ist die vielleicht wichtigste Mission des charismatischen Mannes, dessen Karriere und dessen Leben eine einzige Achterbahnfahrt ist.

Als Teenager startete seine Karriere bei GC

Vielleicht hat die Verpflichtung Schällibaums auch etwas mit der Entwicklung von Bundesligist Mainz 05 zu tun. Dort hat der ehemalige FCZ-Trainer Bo Henriksen mit seiner mitreissenden, begeisterungsfähigen und emotionalen Art das Ruder herumgerissen. Vulkan Henriksen und Vulkan Schällibaum. Es gibt einige Parallelen.

Marco Schällibaum ist kein glattgebügelter Laptop-Trainer. Er trägt das Herz auf der Zunge. Er ist nahbar, spürbar, greifbar. Und leidenschaftlich. Trotzdem erhält er als Trainer meist eine Chance, wenn es irgendwo brennt.

So wie jetzt bei GC, seinem Klub des Herzens, bei dem er als 18-jähriger seine Karriere lanciert hat. Diese Karriere hat ihn in alle Ecken des Landes und als Trainer bis nach Montreal geführt. Nur in Zürich war seine Arbeit bisher nie gefragt. «Darum ist meine Rückkehr schon eine Genugtuung und eine Herzensangelegenheit», sagt Schällibaum, der mittlerweile auch schon zweifacher Grossvater ist.

Schällibaum, als Spieler und Trainer bekannt für sein Temperament und seinen hochroten Kopf, muss nun in Windeseile Feuer entfachen. Auf die Frage, ob er Angst vor dieser Aufgabe hat, sagt Schällibaum: «Angst ist ein schlechter Berater. Wir müssen mutig sein. Wir können Helden werden. Sollten wir den Ligaerhalt schaffen, dann kann das bei GC für eine Aufbruchstimmung sorgen. Und dafür, dass GC bald wieder eine führende Rolle im Schweizer Fussball übernimmt.»

Warum er am Tod seines Sohnes nicht zerbrochen ist

Rauf und runter, Freud und Leid, im Leben wie im Fussball. Das ist Schällibaum. Als junger Vater hat er eines Morgens seinen kleinen Sohn Arno tot aus dem Kinderbett gehoben. «Ich bin in eine Krise gestürzt, aber nicht zerbrochen daran. Man muss mit dem Schmerz leben und kämpfen. Eine Alternative zu dieser Haltung sehe ich nicht», sagt Schällibaum.

Auch als Trainer gab es immer wieder Rückschläge. Und Zeiten der Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit. «Wenn man einmal keinen Job hat und stempeln gehen muss, ist das keine Schande», hat er einst gesagt. Das Stehaufmännchen ist immer wieder zurückgekehrt.

Vielleicht ist sein letztes Engagement in Yverdon symptomatisch für seine Karriere. Er hat das Team vom Neuenburgersee sensationell in die Super League geführt und war daran, das Team in der obersten Liga zu etablieren. Wurde aber von den amerikanischen Besitzern im letzten Herbst unverhofft in die Wüste geschickt. Die skurrilste Entlassung der jüngeren Fussballgeschichte.

Hoxha-Handsentscheid gibt zu reden
3:35
Yverdon – GC 3:2:Hoxha-Handsentscheid gibt zu reden

«Ich bin nicht der beste Trainer der Welt, aber...»

Aber auch jetzt kehrt er zurück. Wieder im Solde von amerikanischen Besitzern. Und er hat die Chance, dass sich für ihn ein Kreis schliesst, dass er mit dieser vielleicht letzten grossen Mission auch etwas Versöhnung findet. Und das Gefühl verdrängen kann, dass vielleicht auch eine grössere Trainerkarriere möglich gewesen wäre. «Hätte, wäre, würde. Davon kann sich niemand etwas kaufen. Ich bin nicht der beste Trainer der Welt. Aber ich bin ein guter Trainer.»

Das kann er jetzt nochmals beweisen. Auf der grossen Bühne. Es wäre tatsächlich auch ein klein wenig Hollywood. Und klappt es nicht, dann wäre er gewiss nicht der Schuldige. Dann müsste sich auch GC-Boss Harald Gärtner hinterfragen.

Es wäre dann wie in einem guten alten «Tatort»-Krimi. Der Gärtner wäre dann in Niederhasli der Täter.

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