Kult-Fan präsentiert seine FCB-Traumelf
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Prominente Namen auf der Bank:Kult-Fan präsentiert seine FCB-Traumelf

Geldnot und Fussballwut
So sehr leidet der verrückteste FCB-Fan

Pyros, Prügel, Unterschriften: Seit knapp 50 Jahren ist Philippe Mangeney Fan des FC Basel. Gegenüber SonntagsBlick erzählt er seine besten Anekdoten.
Publiziert: 18.10.2023 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2023 um 00:14 Uhr
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Der FC Basel gehört seit der Kindheit zu Philippe Mangeney.
Foto: STEFAN BOHRER
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Nicola AbtReporter Sport

Das Autofahren fällt Philippe Mangeney (57) zurzeit schwer. Sein Wagen, rot und blau bemalt wie das Wappen des FC Basel, sorgt für Gespött. Der Erfolg komme erst wieder mit einer gelb-schwarzen Lackierung, frotzelt ein Berner Fussballfan. «Nur über meine Leiche», antwortet Mangeney. Seit der Kindheit unterstützt er den FCB. Jahrzehntelang stand er in der Muttenzerkurve.

Aktuell leidet er Wochenende für Wochenende. Sein FCB steht in der Meisterschaft auf dem letzten Platz. Vor zwei Wochen wurde Trainer Timo Schultz (46) gefeuert. «Die Situation macht mich traurig. Es ist eine Katastrophe», sagt Mangeney, während er sein Auto poliert. 2002 kaufte er es für 5000 Franken. Mittlerweile geniesst das «FCB-Mobil» in der Nordwestschweiz Legenden-Status.

Unterschriftsverbot für Alex Frei

Zehntausende von Franken steckte der Familienvater in sein Cabriolet. Das Vereinslogo schmückt die Motorhaube sowie die beiden Sitze. Sogar der Schaltknüppel ist in Rot und Blau. «Das ist mein Schätzeli», sagt Mangeney mit seinem breiten Zahnlücken-Grinsen.

Dann zeigt er auf eine der Unterschriften am Auto. «Weisst du, wer das ist? David Degen, unser überforderter Präsident.» Daneben die Signaturen der FCB-Legenden Christian Giménez, Murat Yakin oder Matias Delgado. Über die Hälfte kann Mangeney nicht mehr zuordnen. «Das ist ein fürchterliches Gekritzel.»

Auch der ungeliebte Alex Frei wollte auf dem Kult-Auto unterschreiben. «Nichts da», sagte Mangeney. «Nur Spieler aus der Saison 2004/05 dürfen sich verewigen. Das war das beste FCB-Team aller Zeiten.»

Der Sonderfall Embolo

Eine Ausnahme machte Mangeney. Im Sommer 2014 traf er das damalige Basel-Juwel Breel Embolo (26). Auch ihn liess er nicht unterschreiben, meinte aber: «Wenn du deinen Vertrag verlängerst, darfst du.»

Ein paar Monate später schlenderte Embolo aus dem Fanshop, sah Mangeney und rief: «Ich habe verlängert.» Er drehte sich um, ging wieder hinein und kam mit einem Stift heraus. Seither steht seine Unterschrift auf dem Heckflügel.

Pyro-Schock in der Kurve

Die Liebesstory zwischen Mangeney und dem FC Basel begann 1974. Als Siebenjähriger nahm ihn sein Vater an die Spiele im alten St. Jakob-Stadion mit, mit 15 Jahren wechselte Mangeney in die Muttenzerkurve. Erinnerungen hat er nur noch wenige. «Ich bin alt.» Doch das erste Spiel vergisst er nie.

«Es war ein riesiges Chaos. Überall Fahnen, Trommeln und lautes Geschrei. Neben mir zündete einer eine Pyro.» Mangeney sah fasziniert zu. «Letztlich ging ich mit einer Jacke voller Löcher nach Hause.»

Prügel-Wette um Whiskey Cola

Jahrzehntelang machte er jede Auswärtsfahrt mit. «Ich richte meine Ferien noch heute nach dem Spielkalender des FCB.» In der Fremde erlebte er so einiges. Die «dritte Halbzeit» blieb ihm speziell in Erinnerung: «Nach den Partien gegen GC trafen sich die beiden Fanlager auf einer Wiese und schlugen einander die Köpfe ein.»

Mangeney schaute jeweils zu und wettete mit «normalen» GC-Fans. «Oft waren unsere Jungs stärker, und ich gewann ein Whiskey Cola.»

Das seltenste T-Shirt

In seinem dreistöckigen Haus in Kappel SO hat er zwei kleine FCB-Museen. Eines ganz oben und eines in einem Glasraum im Garten. Feuerzeuge, Schuhe, Uhren, eine Gans, alles in Rot-Blau gehüllt. Stolz zeigt er auf ein schwarzes T-Shirt. «Das ist das hässlichste, aber seltenste Trikot, das ich habe.»

Darauf steht «Drahtzieher» und darunter «Schweizer Cupsieger 2008». Davon gibt es nur sieben Stück. Jedes Vorstandsmitglied erhielt eines. Mangeney bettelte so lange bei Ex-Präsident Bernhard Heusler (59), bis der es ihm per Post schickte.

Kein Geld für Reparaturen

Als er wieder neben seinem Auto steht, zieht er einen traurigen Vergleich. «Mein Wagen verkörpert die aktuelle Situation beim FCB. Er hat überall Baustellen.» Die rot-blaue Lackierung blättert ab, in den Sitzen hat es Löcher, der Motor springt oft nicht an. «Eine Reparatur kann ich mir nicht leisten.»

Corona setzte Mangeney finanziell stark zu. «Meine Geldreserven sind aufgebraucht.» Er ist auf Jobsuche. Zurzeit spart er dort, wo es geht. Aber: «Die 682 Franken für ein FCB-Saisonabonnement werde ich immer irgendwie zusammenkratzen.»

Das FCB-Tief trifft ihn in dieser Zeit besonders hart. Obwohl er sagt: «Früher ärgerte mich eine Niederlage mehr. Am anderen Tag hatte ich eine Scheisslaune.» Mangeney hält kurz inne. «Wobei, aktuell ist das wieder genau gleich.»

Frust-Zigaretten und Fluchwörter

Mittlerweile verfolgt er die Heimspiele nicht mehr in der Kurve, sondern im Sitzen. Sein Platz ist auf Höhe der Mittellinie, so hat er den Überblick. «Was ich da zurzeit sehe, ist dem FCB unwürdig!» Während der 0:3-Pleite gegen Stade-Lausanne-Ouchy am vorletzten Wochenende verlor er die Fassung. «Gopferdami, die Jungs sölle emol seckle!» Sechs Frust-Zigaretten rauchte er in 90 Minuten.

Gleich daneben sitzt jeweils seine Freundin Doris Lurati (57). «Er ist anstrengend», meint sie mit einem Augenzwinkern. Nur wegen der Liebe wurde Lurati zum «FCB-Sympathisant», wie sie betont. Vor den Spielen provoziert sie ihren Freund gern. «Die verlieren sowieso», stichelte sie. Im internen Tippspiel liegt sie vor Mangeney. «Es ist schwierig zurzeit», seufzt er.

Nach Zürich oder direkt zum Schrottplatz

Egal was passiert, er wird weiterhin mit seinem «FCB-Mobil» an die Spiele fahren. «Basel-Fan bin ich bis zu meinem Tod.» Einzig Zürich meidet er mit seinem Auto. Die beiden Vereine liegen sich seit Jahren in den Haaren. «Danach könnte ich meinen Wagen auf dem Schrottplatz abliefern.» Erst einmal wurde sein Auto beschädigt. An einer Meisterfeier des FC Basel. Die ganze Seite war verkratzt.

Zurzeit ist Liga-Pause, die Fussballer spielen in der Nati. Der nächste FCB-Match findet am kommenden Samstag statt. Zu Hause gegen Servette. Dem Trainer und Sportchef Heiko Vogel (47) stellt Mangeney – er liegt dabei auf dem Sofa, die Faust fliegt aufs Tischchen davor – ein Ultimatum. «Wenn er in den nächsten Partien nicht liefert, muss er weg!» Die Fan-Seele in Basel brodelt.

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