Ancillo Canepa, wie fühlen Sie sich?
Ancillo Canepa: Mir geht es sehr gut. Ich bin absolut symptomfrei.
Haben Sie keine Angst?
Angst nicht, aber Respekt.
Sie zählen immerhin zur Risikogruppe.
Mathematisch vielleicht, aber relevant sind das biologische Alter und der allgemeine Gesundheitszustand. Deshalb zähle ich mich nicht zur Risikogruppe.
Und wie geht es Ihrer Gattin Heliane? Wurde Sie ebenfalls positiv getestet?
Heliane geht es ebenfalls sehr gut. Sie musste nicht getestet werden, weil sie keinerlei Symptome aufweist. Aber auch sie war bis am Freitag in Quarantäne.
Leben Sie zu Hause nun voneinander abgeschottet?
Abgeschottet ist etwas übertrieben formuliert. Aber ja, ich habe mich im unteren Stock isoliert. Und wenn ich in die gemeinsamen Räumlichkeiten gehe, ziehe ich die Maske an. Heliane und ich essen zudem zu unterschiedlichen Zeiten.
Wer geht mit den beiden Hunden raus?
Dabei haben uns Mitarbeiter und Kollegen unterstützt. Keine Sorge: Kooki und Chilla fehlte es an nichts.
Sind Sie eigentlich sicher, dass Sie sich auf der Busreise nach Neuenburg und zurück angesteckt haben? Oder könnte es auch woanders gewesen sein?
Wo und wann es konkret passiert ist, werden wir nie herausfinden.
Es macht das Gerücht die Runde, der FCZ-Tross habe im Bus keine Masken getragen. Stimmt das?
Dass zum Essen oder Trinken die Maske kurz zur Seite geschoben wird, ist nachvollziehbar.
Wann dürfen Sie Ihr Haus wieder verlassen?
Meine Quarantäne beziehungsweise meine Isolation wird Anfang dieser Woche wieder aufgehoben. Darauf freue ich mich natürlich sehr.
Werden Sie davor nochmals getestet?
Nein. Sofern sich keine Symptome einstellen, ist das nicht nötig.
Warum haben Sie Mirlind Kryeziu und sich selbst namentlich genannt und alle anderen, welche infiziert sind, nicht?
Mirlinds Name wurde in Absprache mit ihm genannt. Damals gingen wir davon aus, dass es sich um einen Einzelfall handeln würde. Nach den weiteren positiven Befunden wurde Mirlind in der Öffentlichkeit diffamiert und als Sündenbock hingestellt. Dabei war er einfach der Erste, der Symptome aufwies. Bei den übrigen Personen haben wir bewusst den Persönlichkeitsschutz bewahren wollen. Und betreffend meiner Person konnte ich ja selber entscheiden, wie ich damit umgehen will.
Stehen nun nicht alle unter Pauschalverdacht? Es heisst, Kinder von FCZ-Mitarbeitern hätten negative Testergebnisse ihrer Eltern vorlegen müssen. Ob in der Schule, im Reitunterricht oder im Fussballtraining.
Es liegt wohl in der Natur gewisser Menschen, dass sie sofort beginnen zu hyperventilieren. Wenn das stimmt, kann ich darüber nur den Kopf schütteln. Es gibt klare Verhaltensnormen, wie man nach Testergebnissen vorgehen muss. Das haben wir gemeinsam mit der sportmedizinischen Abteilung der Schulthess-Klinik auch genau so abgewickelt.
Hat man beim FCZ einstimmig beschlossen, den Nachwuchs in Basel auflaufen zu lassen? Oder gab es Stimmen, die sich für ein Verschiebedatum ausgesprochen haben?
Wir haben verschiedene Alternativen besprochen, aber aufgrund der Diskussion haben wir schlussendlich einstimmig beschlossen, in Basel antreten zu wollen. Übrigens ohne irgendwelchen Druck der Liga.
Wie zufrieden waren Sie vor dem TV mit Ihren Nachwuchsspielern?
Sehr zufrieden. Die jungen Spieler haben sich hervorragend geschlagen. Man hat gesehen, dass der FC Zürich viele Talente besitzt, die den Sprung in die 1. Mannschaft schaffen können.
Sie wollten damit einen möglichen Meisterschaftsabbruch verhindern. Glauben Sie wirklich, dass die Saison fertig gespielt wird?
Davon bin ich überzeugt.
Und schafft es der FCZ noch auf Platz 4 und nach Europa?
Wenn da nicht noch Servette, Luzern und sogar Lugano wären: ja.
Ancillo Canepa (67) ist seit Dezember 2006 vollamtlicher Präsident des FCZ. In seine Amtszeit fallen die Meistertitel 2006, 2007 und 2009, die Cupsiege 2014, 2016 und 2018 sowie die Champions-League-Teilnahme 2009. Allerdings stieg der FCZ 2016 unter seiner Führung in die Challenge League ab. Zuvor arbeitete der Betriebsökonom und Wirtschaftsprüfer in leitender Funktion bei Ernst & Young.
Ancillo Canepa (67) ist seit Dezember 2006 vollamtlicher Präsident des FCZ. In seine Amtszeit fallen die Meistertitel 2006, 2007 und 2009, die Cupsiege 2014, 2016 und 2018 sowie die Champions-League-Teilnahme 2009. Allerdings stieg der FCZ 2016 unter seiner Führung in die Challenge League ab. Zuvor arbeitete der Betriebsökonom und Wirtschaftsprüfer in leitender Funktion bei Ernst & Young.
Wie wichtig ist die Teilnahme am europäischen Wettbewerb für den FCZ?
Die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb ist für jeden Schweizer Verein aus sportlichen wie auch aus wirtschaftlichen Gründen sehr wichtig.
Mittlerweile gibts auch einen Corona-Fall bei Xamax. Was glauben Sie, wie viele Covid-19-Fälle gäbe es bei den Teams, wenn alle getestet würden?
Das weiss ich beim besten Willen nicht. Ich gehe aber davon aus, dass sich alle Vereine an das Schutzkonzept der Liga halten.
Wir behaupten, das einzige einigermassen sichere Modell wäre das deutsche gewesen. Mit regelmässigen Tests und einer kompletten Abschottung der Teams. Was sagen Sie dazu?
Das in der Schweiz angewendete Schutzkonzept wurde vom BAG genehmigt.
War das deutsche Modell finanziell nicht realisierbar?
Das deutsche Modell wäre es nicht gewesen. Zumal wir ja auch praktisch gesehen keinen Zugang zum sogenannten Notkredit des Bundes haben. Aus heutiger Sicht werden wir vom Bund keine Kredite beziehen können. Die Konditionen, welche die Behörden und die Politik in Bern uns auferlegt haben, sind so schlicht nicht erfüllbar. Insbesondere sollen Liga und Vereine solidarisch füreinander haften. Eine völlig unrealistische Forderung.
Es scheint, als wirke die Liga etwas ratlos. Was meinen Sie?
Wer so etwas behauptet, hat wenig Ahnung und vor allem einen ungenügenden Informationsstand.
Wenn Liga-Boss Heinrich Schifferle sagt, dass man sich nicht mit der Möglichkeit auseinandergesetzt habe, dass ein komplettes Team in Quarantäne muss, tönt das aber schon nicht sehr professionell, oder?
Genau dies war aber im Schutzkonzept des Bundes so nicht vorgesehen. Nachdem der Bund die Kompetenz an die Kantone delegiert hat, wurden die Fälle dann unterschiedlich behandelt.
Viele Profis nerven sich über die stetige Unsicherheit und fordern ständige Corona-Tests. Was sagen Sie dazu? Immerhin geht es ja um die Sicherheit der Spieler und ihrer Angehörigen.
Es gibt viele Menschen, die mehr Grund hätten zu jammern. Jeder ist in hohem Masse selbst verantwortlich.
Sie wollten die Partie gegen YB auf heute Sonntag verschieben, damit Ihre Mannschaft wenigstens ein Training vor dem Ernstkampf absolvieren kann. Die Liga hat abgelehnt. Dafür dürften Sie wenig Verständnis haben, wenn man bedenkt, dass Sie bereit waren, unter der Woche in Basel mit der U21 zu spielen, oder?
Ich bin gelinde ausgedrückt enttäuscht, dass man uns am Samstag spielen liess. Unsere Spieler sind am Samstagmorgen aus der Quarantäne entlassen worden und mussten gleichentags ohne vernünftige Vorbereitung gegen die Young Boys spielen.
Also nochmals: Sie glauben wirklich, dass fertig gespielt wird?
Mit Disziplin und etwas Glück ja.
Und wer wird Meister?
YB, Basel oder St. Gallen.
Mehr zu den Corona-Fällen beim FCZ
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |