FCB-Knipser Kevin Carlos gab YB einen Korb
«Darum habe ich mich für Basel entschieden»

FCB-Profi Kevin Carlos ist mit 17 Toren in diesem Jahr der beste Stürmer der Liga. Warum er YB im Sommer einen Korb gegeben hat. Was seine Mutter mit seiner Physis zu tun hat. Und wie ein Spieler mit seinen Qualitäten überhaupt in der Schweiz landen konnten.
Publiziert: 13.12.2024 um 18:37 Uhr
|
Aktualisiert: 13.12.2024 um 18:39 Uhr
1/6
Fünfmal hat Kevin Carlos bereits für den FCB getroffen.
Foto: Pius Koller
RMS_Portrait_AUTOR_933.JPG
Lucas WerderReporter Fussball

Als die Swiss Football League kürzlich die Nominiertenliste für den Super-League-Spieler des Jahres bekannt gibt, fehlt darauf der Name von Kevin Carlos (23). Dabei müsste der FCB-Stürmer eigentlich der Topfavorit auf den Award sein. 17 Tore hat der Spanier in diesem Kalenderjahr erzielt, mehr als jeder andere Spieler in der Liga.

Carlos selbst nimmt diesen Entscheid gelassen hin. «Individuelle Auszeichnungen sind für mich nicht wichtig. Für mich steht der Erfolg der Mannschaft im Vordergrund», sagt er zu Blick. Was nach einer bei Fussballern beliebten Floskel klingt, scheint Carlos genau so zu meinen, wie er es sagt. «Meine Eltern haben mir Werte wie Bescheidenheit beigebracht, die ich immer mit mir zu tragen versuche. Ich respektiere jeden Menschen und denke nie, dass ich besser bin als andere.»

Zumindest beim Toreschiessen war in der vergangenen Saison aber keiner besser als er. Mit insgesamt 14 Saisontreffern sicherte er sich gemeinsam mit Luganos Zan Celar (25) und St. Gallens Chadrac Akolo (29) die Torjägerkanone.

Muskelpaket dank nigerianischem Essen

Kein Wunder, hatte Carlos im Sommer mehrere lukrative Angebote auf dem Tisch liegen. Unter anderem war Meister YB an ihm interessiert. «Ich habe mich aber für Basel entschieden, weil ich mich hier am besten weiterentwickeln kann. Daniel Stucki und David Degen haben mich von Anfang an davon überzeugt, dass sie mir dabei helfen wollen», erklärt Carlos.

Mit der Verpflichtung des Angreifers ist dem FCB ein kleiner Transfer-Coup gelungen. Einerseits, weil die Basler trotz rund drei Millionen Ablöse «sicher nicht das beste Angebot» abgegeben hätten, wie Sportchef Stucki im September erklärte. Zum anderen, weil Carlos ein Spielerprofil mitbringt, das nur selten zu finden ist. Neben einer beeindruckenden Physis verfügt er auch über viel Tempo, ist kopfballstark und im Abschluss kaltblütig.

Seine fussballerischen Fähigkeiten habe er seinen Eltern zu verdanken, sagt er. Beide stammen aus Nigeria, Carlos selbst ist in Spanien geboren. «Mein Vater war früher Goalie. Darum musste ich immer auf ihn schiessen», erklärt er seine Torjägerfertigkeiten. Und hinter seinem Körperbau stecke neben einer Menge Training auch das afrikanische Essen seiner Mutter.

Keine Chance in Spanien

Doch wie kommt es, dass ein Stürmer mit diesen Qualitäten im vergangenen Sommer überhaupt in Yverdon landen konnte? Bei seinem Jugendklub Huesca brachte es Carlos in zwei Jahren nur auf ein Dutzend Einsätze in der zweiten spanischen Liga. Auch eine Leihe in die zweite Mannschaft von Betis Sevilla blieb ohne Erfolg. «Ich war noch jung. In Spanien bekommt man nicht so viele Chancen wie hier», sagt Carlos.

Im vergangenen Sommer wagt er einen Neuanfang und lässt sich in die Schweiz nach Yverdon ausleihen. «Wie hier in Basel habe ich dort von Anfang an viel Vertrauen gespürt», erinnert er sich. Trotz nur drei Hinrunden-Treffern ziehen die Waadtländer schon im Winter die Kaufoption für den Stürmer. Von da an explodieren seine Leistungen, elf weitere Tore kommen bis zum Saisonende hinzu.

Nach leichten Startschwierigkeiten hat er seinen tollen Lauf in Basel fortgesetzt. Adduktorenprobleme sowie ein bis zwei Kilo zu viel Körpergewicht waren der Grund, warum der Sommer-Neuzugang zunächst mit der Jokerrolle vorliebnehmen musste. Seit Anfang Oktober ist Carlos aber im Sturmzentrum gesetzt und hat in acht Ligaspielen fünfmal getroffen. 

Bald auf dem Weg in eine Top-5-Liga?

Illusionen, dass Carlos über Jahre für die Bebbi auflaufen wird, macht sich in Basel niemand. Spielt er so weiter, werden wohl schon im kommenden Sommer Klubs aus einer Top-5-Liga anklopfen. Er selbst sagt aber: «Das wird nicht einfach so passieren. Man muss jeden Tag hart arbeiten, damit in Zukunft die Chance kommt, in eine grosse Liga zu wechseln.»

Noch wolle er keine Gedanken an einen Wechsel verschwenden. Genauso wenig wie an einen möglichen Titelgewinn. «Das ist noch weit weg. Wir müssen Schritt für Schritt nehmen», sagt Carlos. Am besten mit seinem 18. Tor noch in diesem Jahr. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
17
9
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
4
Servette FC
Servette FC
17
3
29
5
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
17
6
27
6
FC Zürich
FC Zürich
17
1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
17
4
22
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
17
-5
20
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?