Die Bauarbeiter hinter dem Sportplatz Buechenwald in Gossau müssen höllisch aufpassen. Weil mehrere Bälle beim Training des FC St. Gallen weit über den Zaun in ihre Richtung fliegen. Es sind Szenen, die zum miserablen Heim-Auftritt gegen Lausanne (0:2) passen.
Eine einzige nennenswerte Chance erspielt sich die Elf von Coach Enrico Maassen. Nach Spielschluss dröhnt ein gellendes Pfeifkonzert durch den Kybunpark. Pfiffe, die auch knapp zwei Wochen später noch nachhallen. «Das Spiel ist uns allen eingefahren», sagt FCSG-Boss Matthias Hüppi nach dem Ende der Trainingseinheit. Bloss eines der letzten fünf Spiele haben die Espen gewonnen, Maassen verantwortet die formschwächste Mannschaft der Liga.
Darauf angesprochen, ob das Maassen bald voll und der Trainer zum Thema werde, antwortet Hüppi: «Diese Frage stellt sich überhaupt nicht. Wir haben riesiges Vertrauen ins Trainerteam und in die Mannschaft.»
Offensive Harmlosigkeit
Trotzdem gibts Punkte, die sich Maassen ankreiden lassen muss. Über allem steht die Harmlosigkeit. Und das, obwohl der FCSG nominell über eine der besten Offensiven der Vereinsgeschichte verfügt. Geubbels, Daschner, Witzig, Nsame, Akolo und Co. Lugano-Coach Croci-Torti sprach nicht ohne Grund davon, dass der FCSG mit diesem Angriff Meister werden könne. Auf Touren aber kommt Grün-Weiss selten.
Weil Maassen seit Beginn der Rückrunde mit zwei Sechsern spielt und im Sturmzentrum deshalb bloss Platz für einen Angreifer ist? Zwar hat Geubbels auf der linken Aussenbahn überzeugt. Was aber in einem Zweiersturm möglich wäre, darüber kann man bislang nur werweissen. Auch für Lukas Daschner, einem Zauberfuss, der unter Peter Zeidler in Bochum als Zehner hinter der Doppelspitze spielte, scheint Maassen noch nicht die richtige Rolle gefunden zu haben.
Ebenfalls nicht für den Deutschen sprechen seine Sprachkenntnisse. Als die Spieler zu Beginn des Trainings den Rasen betreten, bildet sich gleich ein Grüppchen von all jenen zahlreichen Spielern, die Französisch sprechen. Die meisten von ihnen haben letzte Saison mit Ex-Coach Peter Zeidler jemanden gehabt, der sich perfekt mit ihnen unterhalten konnte. Maassen hingegen kann kein Französisch, einzig Assistenztrainer Marvin Compper ist beidsprachig, der zweite Assistent Sebastian Block haut ab und zu ein «encore!» raus.
Was für Maassen spricht
Für Maassen spricht, dass sich der FCSG unter ihm zum ersten Mal seit elf Jahren für eine internationale Gruppenphase qualifiziert hat. Husarenstück auswärts gegen Trabzon und No-Look-Penalty inklusive. Es sind Spiele, die ewig bleiben werden, die aber auch Einfluss auf die aktuelle Situation haben. Insgesamt hat Maassen in dieser Saison 43 Spiele gecoacht. Zum Vergleich: Lausanne-Coach Ludovic Magnin, ein direkter Strichkonkurrent, kommt auf 32. Eine Entschuldigung für den sackschwachen Auftritt gegen die Waadtländer ist das aber nicht, der Fall auf Rang acht die logische Konsequenz.
Unter Zeidler qualifizierte sich der FCSG für Europa, nun ist gar die Championship Group in höchster Gefahr. Die hatte Hüppi mal als «zwingend» bezeichnet. Darauf angesprochen antwortet der Präsident: «Wir stehen zu unseren Zielen, nach wie vor.» Dann, zum Ende des Gesprächs packt Hüppi noch einen Bibelspruch aus: «Es ist noch nicht Matthäus am Letzten.»
Nimmt man jene Schüsse als Massstab, die beim Training auf die Baustelle fliegen, hilft am Samstag auswärts gegen YB aber vielleicht doch nur noch beten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Servette FC | 29 | 10 | 51 | |
2 | FC Basel | 29 | 28 | 49 | |
3 | FC Luzern | 29 | 8 | 47 | |
4 | BSC Young Boys | 29 | 10 | 46 | |
5 | FC Lugano | 29 | 3 | 45 | |
6 | FC Zürich | 29 | 1 | 45 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 29 | 5 | 40 | |
8 | FC St. Gallen | 29 | 1 | 39 | |
9 | FC Sion | 29 | -6 | 35 | |
10 | Yverdon Sport FC | 29 | -16 | 32 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 29 | -12 | 27 | |
12 | FC Winterthur | 29 | -32 | 20 |