Auf einen Blick
- Super-League-Trainer: Von temperamentvollen Vulkanen bis hin zu ruhigen Mönchen an der Seitenlinie
- Ricardo Moniz und Uli Forte fallen durch hitziges Verhalten auf
- Mattia Croci-Torti tritt heute völlig anders als noch an seinem ersten Spiel
Speiende Vulkane
Ricardo Moniz (Zürich): Wäre Ricardo Moniz (60) tatsächlich ein Vulkan, so wäre er in den letzten Monaten rekordverdächtig oft ausgebrochen. Das Verhalten des FCZ-Trainers an der Seitenlinie sorgte zeitweise fast im Wochenrhythmus für Schlagzeilen. Noch bestens präsent ist seine Schiri-Schelte nach dem Zürcher Derby im Dezember, wofür er für zwei Spiele gesperrt wurde. Inzwischen scheint sich die Lava ausgekühlt zu haben. Denn seit dem Rückrundenstart wirkt der Holländer viel ruhiger und zurückhaltender.
Ludovic Magnin (Lausanne): «Catastrophique! Cata!», brüllt Magnin während des Spiels gegen den FCB in Richtung des vierten Offiziellen. Grund: der Schiri hatte nicht auf Corner entschieden. Für Magnin Grund genug so laut zu schreien, dass es fast bis unters Tribünendach zu hören ist. Nach dem Spiel will sich der Lausanne-Coach dann nicht mehr zum Schiedsrichter äussern, macht es dann aber doch, weil er sagt, dass er nichts sagen dürfe. Aus Angst vor einer Sperre.
Uli Forte (Winterthur): Durch seine Adern fliesst italienisches Blut, entsprechend temperamentvoll agiert der Winterthur-Trainer, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. Mehrfach wird sein FCW in den letzten Wochen vom Schiri benachteiligt, mehrfach äussert sich Forte öffentlich und wittert gar Verschwörungen gegen seinen Verein. Von der Liga wird er für zwei Spiele aus dem Verkehr gezogen, was ihn aber nicht daran hindert, per Telefon Taktik-Tipps zu geben. Forte, der Fuchs und Provokateur.
Brodelnd
Paolo Tramezzani (Yverdon): Über sich selber sagte Paolo Tramezzani (54) einmal: «Ich bin kein einfacher Mensch. Ich habe keinen einfachen, guten Charakter ausserhalb des Platzes.» Lange galt der er auch an der Seitenlinie als nicht einfach. Vor drei Jahren wurde der damalige Sion-Trainer nach einem Wutausbruch für drei Spiele gesperrt. Über viel Temperament verfügt Tramezzani auch heute noch. Aber er wirkt etwas ruhiger als zu Walliser Zeiten.
Mario Frick (Luzern): Mit seinem Team kann Mario Frick (50) richtig hart ins Gericht gehen. Man denke an seine Schäme-mich-Aussage im Herbst. Der Liechtensteiner ist aber auch dafür bekannt, dass er Tore und Siege bejubelt wie zu Spielerzeiten. Ansonsten will der Liechtensteiner nicht mehr viel zu tun haben mit dem Spieler, der früher medial gerne seine Meinung kundtat. Heute bevorzugt er es, sich beim Sprechen über Dritte zurückzuhalten.
Mattia Croci-Torti (Lugano): Seit 172 Partien steht Mattia Croci-Torti (42) schon an der Seitenlinie von Lugano. Und die Unterschiede zwischen dem ersten und den aktuellsten Auftritten sind frappant. Zu Beginn ging er ab wie ein Zäpfchen. Auch heute ist er noch immer emotionsgeladen. Doch er wirkt wesentlich kontrollierter. Und auch in den Interviews gibt er sich viel diplomatischer als zu Beginn. Wenn ihn aber etwas stört, dann zieht er sich aber auch heute nicht zurück.
Schlafend
Fabio Celestini (Basel): Noch in der letzten Saison, als der FCB phasenweise um den Abstieg kämpfte, lagen die Nerven beim Waadtländer blank. Unvergessen, wie er dem Schiri nach Abpfiff an den Kragen wollte, weil dieser seinen Jungstürmer Roméo Beney vom Platz gestellt hatte. In dieser Saison aber wirkt der FCB-Trainer so, als könne ihn nichts erschüttern. Was wohl auch am sportlichen Aufschwung liegt.
Tomas Oral (GC): In seiner bisherigen Trainerkarriere hat GC-Trainer Tomas Oral (51) nicht selten übersäuert. Beispiele dafür gibt es genug. In der Schweiz haben wir diese Seite des heissblütigen und emotionalen Deutschen noch nicht kennengelernt. Allerdings ist sein Nervenkostüm bislang noch nicht wirklich auf die Probe gestellt worden. Sollten auf die erste Pleite im zehnten Super-League-Spiel weitere folgen, könnte das schon bald anders aussehen.
Giorgio Contini (YB): Er ist der Saubermann der Liga. Er gilt nicht nur als Mensch als freundlich, hilfsbereit und interessiert am Gegenüber. Nein, so wirkt er auch an der Seitenlinie. Kaum einmal hat der Sohn von Italienern die Nerven verloren. Nicht in Vaduz, nicht bei St. Gallen, nicht in Lausanne, nicht bei GC und schon gar nicht bei der Nati als Yakin-Assistent. Es müsste also schon was Gewaltiges passieren, dass wir in Bern eine andere Seite von Contini kennenlernen.
Inaktiv
Enrico Maassen (St. Gallen): Sein Vorgänger Peter Zeidler gehört zu den emotionalsten Trainern der Super-League-Geschichte, Maassen wirkt im Vergleich zu Zeidler wie ein in sich ruhender Mönch. Gegenüber Schiedsrichtern und Gegnern ist er bislang nicht negativ aufgefallen. Und hinterher antwortet er meist so trocken wie nach der 0:1-Pleite gegen Yverdon. Auf die Frage, was er zum Rasen meint, antwortet Maassen: «Bodenlos. So wie unsere Leistung.»
Didier Tholot (Sion): Der 60-Jährige sagt in Interviews selten zwei Worte, wenn auch nur eines reicht. Und auch an der Seitenlinie ist der Sion-Trainer ein eher zurückhaltender Zeitgenosse. Ganz im Gegensatz zu seinem Sportchef Barth Constantin. Der sitzt zusammen mit Tholot auf der Sion-Bank und sorgt für jene Emotionen, die der Franzose selten zeigt.
Thomas Häberli (Servette): Der Bauernsohn aus Ballwil LU wirkt, als könne ihn nichts, aber auch wirklich nichts, aus der Ruhe bringen. Am Sonntag, nach dem 2:1-Sieg gegen GC, aber platzt selbst dem sonst so besonnenen Servette-Trainer zum ersten Mal in dieser Saison der Kragen. Grund: die schlechte Leistung seiner Mannschaft.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 24 | 9 | 42 | |
2 | FC Basel | 24 | 25 | 41 | |
3 | FC Luzern | 24 | 5 | 39 | |
4 | Servette FC | 24 | 4 | 39 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 24 | 10 | 36 | |
6 | FC St. Gallen | 24 | 6 | 35 | |
7 | BSC Young Boys | 24 | 5 | 34 | |
8 | FC Zürich | 24 | -3 | 33 | |
9 | FC Sion | 24 | -4 | 30 | |
10 | Yverdon Sport FC | 24 | -17 | 24 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 24 | -10 | 22 | |
12 | FC Winterthur | 24 | -30 | 17 |