«Die Wahl von Schultz war kein Irrtum»
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Vogel über Entlassung:«Die Wahl von Schultz war kein Irrtum»

Er ist zum Erfolg verdammt
Vogel steht beim FCB unter Beobachtung

Als Sportdirektor macht Heiko Vogel (47) eine miserable Figur. Retten ihn seine Fähigkeiten als Trainer vor der Entlassung?
Publiziert: 01.10.2023 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2023 um 19:45 Uhr
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Nach der Entlassung von Trainer Timo Schultz nach bloss elf Spielen steht Heiko Vogel massiv unter Druck.
Foto: freshfocus
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Stefan KreisReporter Fussball

In seiner Freizeit schaut sich Heiko Vogel gern «den Bergdoktor» an. Weil die TV-Serie in jener Region spielt, in der er und seine Familie seit Jahren leben. Ganz in der Nähe des Tegernsees, diesem kleinen Idyll im oberbayerischen Landkreis Miesbach. Nicht ausgeschlossen, dass der 47-Jährige schon bald wieder öfter dort sein wird. Und ganz viel Zeit hat, sich «den Bergdoktor» anzuschauen.

Ja, Vogel steht massiv unter Druck. Mit der Verpflichtung von Timo Schultz (46) hat sich der Sportdirektor selbst ein riesiges Ei gelegt, heftig an Kredit in der Klubführung eingebüsst. Sprach er noch im Mai von einer «absoluten Wunschlösung» und einem «perfect match» nach wochenlanger Evaluation, wird aus dem ehemaligen St.-Pauli-Trainer drei Monate und elf Pflichtspiele später ein kolossaler Fehlgriff.

Er habe Schultz als Trainer vorgeschlagen, sagt Vogel. «Und dieser Verantwortung stelle ich mich.» Bereits nach wenigen Wochen wurden in der FCB-Führung Stimmen laut, die den Trainer für dessen Arbeit kritisierten. Er sei zu wenig akribisch, kommuniziere schlecht, die Mannschaft sei nicht fit. Wohl auch deshalb sprach Präsident David Degen (40) nicht von einer Kurzschlussreaktion, als er am Freitag auf Entlassung von Schultz angesprochen wurde. Sondern von einer wohlüberlegten Entscheidung, die nach vielen Gesprächen zustande gekommen sei.

Fachlich ist Vogel auf der Höhe

Auch die Antwort auf die Schultz-Nachfolge sei wohlüberlegt, so Degen: «Es wäre fatal, nicht auf Heiko Vogel zu setzen. Er hat die Erfahrung und kennt die vielen neuen Spieler am besten, weil er sie im Sommer geholt hat. Auch diejenigen, die aus der letzten Saison noch da sind.» Dass Vogel nun zum Erfolg verdammt ist, versteht sich von selbst. Nach der Entlassung von Schultz ist die Zeit der Ausreden vorbei. Von einem Kader, der um Titel mitspielen könne, sprach Vogel noch unter der Woche in einem Interview mit der «bz». Gegen den Tabellenletzten aus Lausanne-Ouchy zählt am Sonntag nur der Sieg. In den kommenden Wochen brauchts Resultat um Resultat.

Dass Vogel diese liefern kann, hat er in der Vergangenheit bewiesen. Im Herbst 2011 schmiss er das grosse Manchester United aus der Champions League, qualifizierte sich für den Achtelfinal, holte am Ende der Saison das Double. In diesem Jahr führte er die Bebbi bis in den Halbfinal der Conference League. Die Mehrheit der Spieler hätte gern mit Vogel weitergearbeitet, auch aus früheren Zeiten gibts kaum einen Profi, der ein schlechtes Wort über Vogel als Trainer verliert. Thomas Müller (34) und Mats Hummels (34) beispielsweise, die beiden Weltmeister, die in der Bayern-Jugend unter Vogel trainierten, schwärmen noch Jahre später von dessen Methoden.

Las er seiner Mannschaft vor zehn Jahren noch aus Rudyard Kiplings «Dschungelbuch» vor («Es geht darum, dass das Rudel Wölfe nur so stark ist wie der schwächste Wolf»), verglich er seine Spieler in der letzten Saison mit Manchester City, zeigte vor dem Auswärtsspiel gegen Slovan Bratislava Spielzüge aus der Taktikkiste von Pep Guardiola (52). Jenem Mann, mit dem er bei Bayern München jahrelang zusammengearbeitet hat.

Menschliche Fragezeichen

Fachlich scheint Vogel auf der Höhe zu sein, menschlich hingegen gibts Fragezeichen. Dass er im Februar seinen langjährigen Freund und Fürsprecher Alex Frei (44) nach einer unglücklichen 0:1-Niederlage gegen GC rasiert, nimmt ihm dieser bis heute noch krumm. Auch die Entlassung von Chefscout Max Legath (29), der zusammen mit Vogel bei den Bayern war, warf grosse Fragezeichen auf. Dass Vogel ein impulsiver Typ ist, der nicht selten komplett die Nerven verliert, ist kein Geheimnis. Dass er Kritik an seiner eigenen Person bisweilen als Affront versteht, ebenfalls nicht.

In seiner ersten Amtszeit als FCB-Trainer wurde er nur ein paar Wochen nach dem Doublesieg entlassen. Weil er sich beratungsresistent gezeigt haben soll. Das Zitat von Bernhard Heusler (59, «Ich will, dass der FCB-Trainer in der Freien Strasse einkauft») ist in Basel noch heute allgegenwärtig. Und es bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass Heiko Vogel in seiner Amtszeit zu oft bei sich zu Hause am Tegernsee war.

An jenem Ort, wo er in Zukunft vielleicht schon bald des Öfteren anzutreffen sein wird. Dann nämlich, wenn der sportliche Turnaround nicht gelingen sollte.

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