Ohne den Skandalstürmer geht nichts
Die verblüffende Wahrheit über Balotelli bei Sion

Das ist die vielleicht verrückteste Statistik der Super-League-Saison: Seit Mario Balotelli für Sion spielt, haben die Walliser ohne ihren Superstar kein einziges Spiel gewonnen. Siege gabs nur MIT Balo!
Publiziert: 05.05.2023 um 07:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2023 um 09:14 Uhr
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Mario Balotelli motzt viel, «täubelet» viel – und ist für den FC Sion dennoch unentbehrlich.
Foto: keystone-sda.ch

Wie regen sich die Fans des FC Sion über ihren Super Mario immer wieder auf! Langsam. Lustlos übers Feld schlurfend. Laufradius von einem Bierdeckel. Obermotzer. Gelbsammler. Diese Vorwürfe und weitere mehr hört man immer wieder, wenn es um Mario Balotelli (32) geht. Und dass Sion mit ihm einen Mann weniger sei, weil er sich an der Defensivarbeit quasi nicht beteilige.

Der Punkteschnitt ohne Balo: 0,2...

Ist dem so, müsste man meinen, Sion funktioniere MIT Balotelli nicht. Doch das Gegenteil ist der Fall: Sion funktioniert OHNE Balotelli nicht. Die verrückte Statistik ist diese: Die ersten sechs Saisonspiele war Balotelli noch nicht im Wallis unter Vertrag. Seit er hier ist, hat er 16 Spiele gemacht. 9-mal fehlte er. Mal war er krank. Mal wurde er wegen seines beleidigenden Insta-Posts gesperrt. Zweimal musste er wegen vier Gelber Karten aussetzen. Den Rest fehlte er verletzt. Zuletzt 3-mal wegen Adduktorenproblemen.

Und was machte Sion in diesen neun Spielen? Nichts! Sieben Niederlagen. Zwei Unentschieden. Punkteschnitt: 0,2. Damit wären die Walliser längst hoffnungslos abgeschlagener Letzter.

Mit Balo gleich wie der FC Basel

Mit dem Exzentriker holte Sion in 16 Spielen 21 Punkte. Schnitt: 1,3. Das ist in etwa der Schnitt des FC Basel. Damit wäre man längst aller Barragesorgen los!

Präsident Christian Constantin erstaunt die Statistik nicht: «Ich habe immer gesagt, dass Mario den Unterschied ausmacht. Er löst die Probleme in den Spielen gewissermassen auf und leitet sie in die richtige Richtung.» Und ohne Balotelli hätte Sion auch keine Rückstände aufgeholt. «Nehmen wir die Spiele gegen GC und Servette. Da liegen wir in Zürich 1:4 hinten und in Genf 0:2. Dann kommt Balo in der Pause rein. Und wir holen in beiden Partien noch je einen Punkt.»

Foto: SofaScore

Sion hofft gegen Winterthur auf den Exzentriker

Also ist es auch folgerichtig, dass Sion seit drei Spielen sieglos ist. Es sind die Spiele, die Balotelli nach dem 2:1-Coup in Luzern verletzt gefehlt hat. CC klärt auf: «Er hat eine Adduktorenzerrung, ein Muskelrisschen. Am Montag dieser Woche waren auf den Bildern aber kaum noch Spuren davon zu sehen.»

Also besteht eine Chance auf ein Comeback des Italieners im ultimativen Barrage-Duell gegen Winterthur am Samstag? CC: «Es ist denkbar, dass er zumindest auf der Bank sitzt.» Sion könnte sich mit einem Sieg gegen die Zürcher wohl entscheidend von diesen absetzen. Fünf Punkte Rückstand wären kaum mehr wettzumachen. Verlieren die Walliser aber, übernehmen sie vier Spiele vor Schluss die Rote Laterne. Das wäre dann äusserst unangenehm. «Wir haben in drei Spielen gegen Winterthur nur einen Zähler geholt. Das ist natürlich eine katastrophale Bilanz. Da haben wir eine grosse Rechnung offen.»

Balo plaudert bei Italo-Superstar Fedez

CC zählt also für den Rest der Saison voll auf den Mann aus Palermo. Aber, und da hält CC den Zeigefinger in die Höhe: «Er fehlte neun Spiele. Das ist viel zu viel! Da liegt einiges im Argen.»

Balotelli seinerseits war letzte Woche beim italienischen Pop-Superstar Fedez in dessen Podcast zu Gast und untermauerte nochmals seine Ambitionen: «Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, noch einmal für die italienische Nationalmannschaft zu spielen.» Er habe immer noch das Gefühl, der Nazionale würdig zu sein. Auch wenn sein letztes Länderspiel nun fünf Jahre zurückliegt.

CC kann nur beipflichten. «Wenn man sieht, was Mario im Training manchmal aufführt, dann ist das von einem anderen Planeten. Vom Können her könnte er problemlos in der Squadra von Roberto Mancini spielen.»

CC: «Mario muss mental einen Sprung machen»

Aber, und da kommt die Einschränkung. «Physisch ist er nach der vielen Spezialarbeit, die wir mit ihm gemacht haben, viel besser geworden. Aber er muss nun auch mental einen Sprung machen. Er muss sich bewusst werden, dass er nicht mehr zwanzig ist. Dass es nicht mehr mit Talent alleine geht. Dass auch er, der Supertechniker, mit 32 mehr arbeiten muss als früher.»

Das erwartet CC per sofort von seinem teuren Juwel. Und zwar nicht nur in den letzten fünf Spielen dieser Saison. Sondern auch in der neuen Spielzeit. «Er hat ja auch für nächste Saison einen Vertrag. Da erwarte ich von ihm noch viel mehr.» Mehr Spiele. Mehr Einsatzminuten. Und mehr Tore. Balotelli liegt erst bei sechs. Drei davon waren Penaltys. Viel zu wenig für sein Können.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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