Eben noch stand GC, der stolze Rekordmeister (27 NLA-Titel), am Abgrund. Ein finanzielles Desaster über Jahre, keine Kontinuität, kein Geld.
Dann kamen im Frühling 2020 die Chinesen. Und investierten sogleich kräftig. «Vielleicht werden es auch über 50 Millionen sein», liess sich Präsident Sky Sun in der «NZZ» zitieren. Die Geldsorgen in Niederhasli waren damit vorbei. Doch so war es auch in vielen Bereichen mit der Transparenz.
Die Super-League-Klubs weisen aus, wie es um ihre Finanzen steht. Ein Muss ist es nicht – aber wer es nicht tut, darf nicht europäisch spielen. Da GC (Schlussrang 8 und frühes Aus im Cup) weit von den Europacup-Plätzen entfernt ist, verzichtet man darauf, die Zahlen offenzulegen – als einziger Superligist.
Die Zahlen, die man unter der Hand erfährt, sind beeindruckend: Rund 22 Millionen Franken beträgt das Budget von GC – bei Einnahmen von etwa 11 Millionen. Das heisst: Der Verlust für das zweite Jahr unter chinesischer Führung beträgt etwa 11 Millionen Franken. Im ersten Jahr lag er noch deutlich tiefer, zwischen 4 bis 5 Millionen. Die 1. Mannschaft verschlingt dabei einen Grossteil der Kosten. Es kommen weitere Posten dazu wie der Campus, der mit 1,5 Millionen Franken pro Jahr zu Buche schlägt.
Blick stellt Präsident Sky Sun via Medienstelle Fragen zur finanziellen Situation. Antworten liefert ein Sprecher. Zu den Finanzen lässt man ausrichten, man arbeite hart daran, das Defizit zu reduzieren: «Wie jedes andere Projekt oder Unternehmen verfolgen wir auch das Ziel, zeitnah selbsttragend zu werden und Gewinne zu erzielen. Dies braucht jedoch Zeit.»
Ist ein Verkauf ein Thema?
Im Moment ist es ein teures Vergnügen für die chinesischen Besitzer, alles in allem ist GC hoch defizitär – während Partnerklub Wolverhampton umgerechnet rund 45 Millionen Franken Gewinn pro Jahr macht, wie es heisst. Warum ist das so? Weil Wolverhampton in der Premier League umgerechnet knapp 150 Millionen Franken TV-Gelder bekommt – GC in der Schweiz 2 Millionen.
Blick fragt, ob es aufgrund der schlechten Zahlen für die Chinesen ein Thema sei, GC zu verkaufen? «Nein», lautet die klare Antwort des Klubs. «Wir blicken nach vorne, um effizient und professionell die neue Saison anzugehen und GC in der Stadt Zürich und in der Schweiz wieder strahlen zu lassen.»
Die finanziellen Verhältnisse sind Sinnbild für das Machtgefälle: Der kleine Schwesterklub aus der Schweiz wirkt wie das inoffizielle Farmteam von Wolverhampton. GC dazu: «Es handelt sich nicht um eine Philosophie, sondern um die Nutzung von Synergien, bei der verschiedene gemeinsame Ressourcen sinnvoll genutzt und ergänzt werden. Wenn sich im Rahmen dieser Zusammenarbeit vorteilhafte Möglichkeiten für unseren Verein bieten, werden wir versuchen, diese zu ergreifen.»
Nicht wenige behaupten, dass GC-Präsident Sky Sun nur Befehlsempfänger von Wolverhampton-Präsident Jeff Shi sei. Dass die grossen Entscheidungen dort getroffen würden. Die Besitzverhältnisse sind vielsagend: Offizielle GC-Besitzerin ist Jenny Wang, die Gattin des chinesischen Investors Guo Guangchang, der seinerseits Wolverhampton besitzt.
Die Fragen, ob Wolverhampton-Chef Jeff Shi auch der heimliche GC-Boss ist, warum Jenny Wang bis heute nie in Zürich war und ob sie jemals ein GC-Spiel geschaut hat, lässt GC unbeantwortet. «Einige Fragen finden wir nicht aktuell oder weniger relevant, und sie wurden deswegen nicht beantwortet», schreibt der Klub.
Guangchang soll mit seiner Firma Fosun zwölf Themenfelder abdecken, von Bergbau über Tourismus und Banken bis hin zu Pharma und eben Sport. 6,7 Milliarden Dollar schwer soll der Mann mit seinem Unternehmenskonstrukt laut «Forbes» sein.
Guangchangs Hauptfokus im Fussball liegt auf Wolverhampton. Im Dunstkreis des Klubs gibt es eine zweite zentrale Figur: Ronaldo-Berater Jorge Mendes. Fosun kaufte sich bei dessen Firma ein.
Die Portugiesen-Connection
Die Folge: Bei Wolverhampton stehen im Moment laut «Transfermarkt» zehn Portugiesen im Kader der 1. Mannschaft, der jetzige Trainer Bruno Lage wie fünf seiner Staff-Mitarbeiter sind ebenfalls aus Portugal.
Damit ist auch die sportliche Hackordnung klar: Wolverhampton nimmt, was die Agentur von Mendes und damit Guangchang gut finden. GC bekommt, was bei Wolverhampton nicht für höchste Weihen reicht – auch wenn man offiziell natürlich nicht alle Vorschläge aus England übernehmen muss.
GC schreibt denn auch, man sehe sich nicht als Farmteam von Wolverhampton. Und meint über den Einfluss der Mendes-Agentur: «Sie hat keinen Einfluss. Wir haben eine gute Arbeitsbeziehung.»
Bemühen um Nati-Spieler
Klar ist: Schweizer Schaffenskraft hat einen schweren Stand. In diesem Sommer bemühte sich GC um die Nati-Spieler Cedric Itten (Glasgow Rangers) und Loris Benito (Sion). Auch bei Donat Rrudhani von Aarau ging GC ins Rennen. Der unterdessen entlassene General Manager Jimmy Berisha wollte diese Transfers. Seine Ideen stiessen bei den chinesischen Besitzern nicht auf Interesse. Kein einziger Deal kam zustande, alle drei Spieler wechselten zu YB.
Stattdessen kam nun Meritan Shabani vor zwei Wochen ins Probetraining in Niederhasli. Er galt einst bei Bayern München als Super-Talent, wurde dann immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Inzwischen spielt er… bei den Wolverhampton Wanderers in der zweiten Mannschaft.
GC meint, die Identität solle «nicht ausschliesslich mit der schweizerischen Herkunft der Beteiligten verbunden sein, sondern vielmehr mit einem nachhaltigen und erfolgreichen Projekt und der Liebe zum Fussball, mit dem sich die Spieler, Anhänger und Vereinsvertreter identifizieren können. Mit den Positionen des Sportchefs und des Cheftrainers sowie von verschiedenen Spielern sind zudem klare Identitätszeichen gesetzt worden.»
Marcel Koller als Sportchef
Ex-General-Manager Berisha wollte früher mehr Schweizer einbauen, drang mit seinen Ideen in der chinesischen Ära aber am Ende nicht mehr durch. Schon vor einem Jahr, als er an der grossen GC-Lösung bastelte und den langjährigen GC-Captain und Meister-Trainer Marcel Koller als Sportchef präsentieren wollte. Die Führung winkte ab.
In diesem Sommer ein letzter Versuch, Wirkung zu erzielen: Berisha wollte die sportliche Führung selbst übernehmen – er wurde wie Sportchef Seyi Olofinjana abserviert. Zu den Gründen schreibt GC: «Dies sind geschäftsinterne und gemeinsame strategische Entscheidungen, die nicht in der Öffentlichkeit kommentiert werden.»
Neuer Sportchef wird nun Bernt Haas. Ein verdienter Ex-GC-Spieler, der den Klub nach aussen gut verkaufen kann. Aber wie viel Macht wird er intern haben? Mutmasslich nicht übertrieben viel. Er dürfte wie Trainer Giorgio Contini mehr eine ausführende als eine strategische Rolle haben.
Die GC-Geldprobleme, sie sind nicht mehr da. Nur blieb damit die Handlungsfähigkeit auf der Strecke. Nun wird der ehemals stolze Stadtklub mehrheitlich ferngesteuert, ob aus Wolverhampton, aus Portugal oder aus China.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |