Jetzt spricht der Nati-Boss
«Wir wollen Italien in der WM-Quali hinter uns lassen»

SFV-Präsident Dominique Blanc (71) nimmt Stellung zu den Spekulationen um Trainer Vladimir Petkovic, den Polemiken während der EM und sagt, wieso er auf einen Fussball-Boom in der Schweiz hofft.
Publiziert: 08.07.2021 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2021 um 18:31 Uhr
  • «Spekulationen um Petkovic? Wir haben darüber gelacht»
  • «Das schönste Spiel, das ich je erleben durfte»
  • «Wir hoffen, dass 10'000 Kinder mit Fussball anfangen»
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SFV-Präsident Dominique Blanc zieht Bilanz.
Foto: TOTO MARTI
Interview: Andreas Böni

Herr Blanc, erstmal herzliche Gratulation zum historischen Erfolg. Sie waren über die knapp vier Wochen in der Blase mit der Nati und sind während der EM etwa 17'000 Kilometer geflogen, also fast ein halbes Mal um die Erde. Wie empfanden Sie die Reiserei?
Es war sehr anspruchsvoll für uns, körperlich und mental. Aber unsere Delegation war sich von den Weltmeisterschaften in Brasilien und Russland schon gewohnt und entsprechend darauf vorbereitet, wir kannten das stetige Ein- und Auspacken. Und zudem waren wir ja wochenlang in der Blase, da brachte uns das auch ein wenig Abwechslung.

Was ist Ihre schönste Erinnerung?
Dieser sensationelle Sieg gegen Frankreich. Diese Emotionen, dieser Ablauf des Spiels mit allen Hoffnung, Leid, mit allen Hochs und Tiefs. Unvergesslich, das schönste und verrückteste Spiel, das ich je erleben durfte. Und die Gewissheit danach, dass wir Geschichte geschrieben haben mit der ersten Qualifikation für ein Viertelfinal seit 1954.

Mit wem jubelten Sie?
Ich war neben Generalsekretär Robert Breiter und dem französischen Verbands-Präsidenten. Er war sehr sportlich, gratulierte und sagte, unser Sieg sei verdient.

Es war nicht immer alles eitel Sonnenschein. Arbeiten wir das Turnier chronologisch auf. Ende Mai rückten die Spieler wahlweise im Lamborghini oder Ferrari ein. Hatten Sie Feedback von Sponsor VW dazu?
Es ist im Vertrag zwischen VW, dem SFV und den Spielern klar geregelt. Die Verpflichtungen mit Sponsoren starten, nachdem die Spieler eingerückt sind. Davor und danach sind sie frei, wie sie ihre Autos benutzen.

Aber eben, das Zeichen, das man setzt, ist diskutabel. Und im Zentralvorstand gab es durchaus Stimmen, die es unterbinden wollen.
Ja, wir haben Ende Mai darüber geredet, das ist korrekt.

Danach sprach man über Captain Granit Xhaka, der trotz Warnungen des Trainers, sich nur im engsten Familien-Kreis zu bewegen, ins Tattoostudio ging. Was dachten Sie damals?
Granit hat bereits erklärt, dass er unabsichtlich einen Fehler gemacht hatte. Mehr gibts nicht zu sagen.

Darauf folgte die Polemik um den eingeflogenen Coiffeur. Wie empfanden Sie das?
Alle Teams haben Friseure engagiert, das ist doch der Klassiker im Fussball. Schliesslich sahen wir überall verschiedene Frisuren an der EM. Es ist einfach so, dass man diese Geschichte je nach Region und Altersgruppe anders beurteilt und beurteilt hat.

Gut, bei den Polemiken gings ja mehr ums Einfliegen.
Auch hier muss man den Ball flach halten. Ein Kollege eines Spielers ist nach Rom gekommen und hat einigen Spielern die Haare geschnitten. Die strengen Covid-Vorschriften wurden eingehalten.

Die Nati ging dann gegen Italien 0:3 unter – da wars ein paar Tage ungemütlich, oder?
Es gab drei Arten von Kritik. Da war das Resultat, der fehlende Einsatz und die Identifikation. Wir wussten: Nun müssen wir kühlen Kopf bewahren, mit der Kritik leben, einige Dinge ändern, aber deswegen nicht alles auf den Kopf stellen. Und sofort an die Türkei denken, und zwar die gesamte Delegation.

Es folgt die Trotzreaktion mit dem 3:1-Sieg. Was spürten Sie damals innerhalb des Hotels, was passierte da unter den Spielern?
Die Spieler sassen nach dem Italien-Spiel zusammen und sprachen sich untereinander aus. Also erst der Spielerrat, der dann alle zusammentrommelte. Sie haben in vorbildlicher Weise Verantwortung übernehmen.

Was hat Vladimir Petkovic in dieser Situation gemacht?
Er blieb wie immer Voll-Profi. Fokussiert auf den Sport. Er eliminierte jede mögliche Störung für die Mannschaft.

Sie sagten, Petkovic bleibe Nati-Trainer. Was macht Sie so sicher?
Wir haben einen Vertrag bis Ende 2021 oder bis nach der WM 2022 in Katar, wenn wir uns qualifizieren. Wir sind sehr zufrieden mit ihm, es gibt keinen Anlass zu diskutieren.

Das ist die SFV-Seite. Und wenn er gehen will?
Ich weiss nichts in diese Richtung.

Er selbst wich den Gerüchten um Zenit St. Petersburg stets aus. Nun heisst es auch, dass der russische Verband ihn als Nationaltrainer auf der Liste hat.
Ja, es waren und sind einfach nur Gerüchte.

Haben Sie mit ihm mal darüber geredet?
Ja, informell. Wir haben darüber gelacht.

Hatten Sie schon mal ein konkretes Angebot für ihn?
Nein.

Welchen Ausschlag hatte die Kritik auf die Leistungen gegen die Türkei, Frankreich und Spanien?
Ich bin sicher, dass die Reaktion der Mannschaft und dem Staff nach dem schlechten Auftritt gegen Italien auch ohne Kritik stattgefunden hätte.

Wie erlebten Sie die Leader?
Unsere drei Captains Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Yann Sommer sind richtige Vorbilder. Sie sind Leader, jeder auf seine Art, respektiert und sie begeistern die Gruppe. Das sah man dann ja zum Beispiel auch, wie stark wir gegen Frankreich von der Bank waren oder wie wichtig jene Spieler waren, die trotz keinen Einsätzen immer positiv blieben. Und der Erfolg der Mannschaft ist der Erfolg der gesamten Delegation. Wir waren 56 Personen, die Beziehungen zwischen Spielern und Staff sind beeindruckend.

Erwarten Sie beim SFV einen Zulauf von Kindern, die anfangen Fussball zu spielen?
Wir haben nach jedem grossen Turnier eine Steigerung. Dieses Jahr wäre sie wirklich willkommen, weil letztes Jahr auch einige Kinder wegen Covid 19 aufhörten.

Was erhoffen Sie sich in Zahlen?
Eine Steigerung von drei bis sieben Prozent, das heisst, dass etwa 10'000 Kinder neu anfangen. Bei etwa 150'000 lizenzierten Spielern unter 18.

Eines Ihrer Projekte ist ein Trainingszentrum für die Nati. Wie stehen Sie da?
Es ist in der Pipeline, die Machbarkeits-Studie wurde aber gebremst wegen der Sparmassnahmen rund um Covid 19. Wir haben sieben verschiedene Projekte in verschiedenen Regionen der Schweiz zur Prüfung. Und hoffen, im Oktober 2022 das ganze verabschieden zu können.

Im Herbst wartet in der WM-Qualifikation Italien, nur der erste qualifiziert sich direkt für Katar. Ihre Zielsetzung?
Das Ziel ist, wie es unser Nationalteam-Direktor Pierluigi Tami formuliert hat, sich direkt zu qualifizieren und Italien hinter uns zu lassen.

Das sind die Nati-Gegner in der WM-Quali 2022

Was für ein Los-Hammer! Die Nati trifft wie bei der EM auch in der WM-Qualifikation auf Italien. Dazu kommen Nordirland, Bulgarien und Litauen mit der Schweiz in eine Gruppe.

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Portugal
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Kroatien
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Schottland
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Frankreich
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Belgien
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Israel
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Deutschland
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Niederlande
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Bosnien und Herzegowina
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Dänemark
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Serbien
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Schweiz
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Georgien
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Griechenland
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Norwegen
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Slowenien
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Kasachstan
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Schweden
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