Ex-Nati-Coach Fringer
«Der Verband hat Yakin im Regen stehen lassen!»

Was Rolf Fringer (66) über Murat Yakin (49) denkt. Und obs Parallelen zu seiner Zeit als Nati-Trainer gibt.
Publiziert: 25.11.2023 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2023 um 16:14 Uhr
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Der Anfang vom Ende von Rolf Fringer (l.) als Nati-Coach ist die 0:1-Blamage gegen Aserbaidschan.
Foto: Keystone
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Stefan KreisReporter Fussball

Früher, als Rolf Fringer (66) noch Trainer war, kam er Tag für Tag singend oder pfeifend in die Garderobe. Das war zu Beginn seiner Karriere bei Aarau so, als er im Alter von 36 Jahren Meister wurde. Und das war auch gegen Ende nicht anders, als er den FC Luzern erst vor dem Abstieg rettete und dann zum Wintermeistertitel führte.

Während seiner Zeit als Nati-Trainer aber verging dem sonst so positiven Mann aus Adliswil ZH für einmal die Lust, ein Liedchen zu trällern. Weil das Abenteuer Nationalmannschaft 1997 nach bloss elf Spielen und der verpassten WM-Quali zu Ende geht. Und der Blick in den Wochen und Monaten zuvor mit heftigen Schlagzeilen auf den Mann zielte. «Sehr wehgetan» habe diese Negativberichterstattung, erinnert sich Fringer zurück. Weil ihn das Amt als Nationaltrainer mit grossem Stolz erfüllt habe und er gerne noch länger beim SFV geblieben wäre: «Ich habe zwar den österreichischen Pass, aber bin zu 100 Prozent Schweizer im Herzen.»

Ende Jahr löst Fringer seinen bis Sommer gültigen Vertrag auf, heuert in der Winterpause bei GC an, übernimmt die Nachfolge von Christian Gross, wird Schweizer Meister. Es ist eine Win-win-Situation für den Verband. Weil man aufgrund der schlechten Resultate sowieso nicht mit Fringer verlängert hätte. 

Ereilt Yakin Fringers Schicksal?

Auch der aktuelle Nati-Trainer Murat Yakin hat in den letzten Wochen nicht viele Argumente für eine Verlängerung sammeln können. Nur ein Sieg aus den letzten sieben Spielen. In einer Gruppe, die zu den schlechtesten gehört, seit es Quali-Gruppen gibt.

Fringer sieht trotzdem nicht allzu viele Parallelen zu seiner Zeit als Nati-Coach. Weil Yakin die Ziele erreicht und sich für das Turnier qualifiziert habe. Fringer hingegen landet in einer Gruppe mit Norwegen, Ungarn, Finnland und Aserbaidschan bloss auf Platz 4. Gleich das erste Spiel ist der Anfang vom Ende. 0:1 in Aserbaidschan. Die Pleite geht als «Debaku» in die Geschichtsbücher ein. Von «einer Grüppchenbildung innerhalb der Mannschaft» spricht der Zürcher. Und davon, dass man nicht solidarisch genug gewesen sei, die Rahmenbedingungen nicht gestimmt hätten. «Dann wirds schwierig», so der Blue-Experte.

Auch bei der Nati sei derzeit der Wurm drin, weil es zu viele Nebengeräusche gebe. «Wir haben mittlerweile zu viele Häuptlinge in der Nati, die sich zu sicher fühlen, die ausloten, wie weit sie gehen können. Diese Spieler haben in ihrer Karriere zwar einiges erreicht, aber sie brauchen Leitplanken, sonst tanzen sie jedem Trainer auf der Nase rum. Ausser man verpflichtet Guardiola, Klopp oder Ancelotti.»

Als Beispiel nennt Fringer die Aussagen von Granit Xhaka, der nach dem 2:2 gegen den Kosovo die Trainingsintensität unter Yakin kritisierte. «Granit Xhaka hat eine Top-Mentalität, ist eine Persönlichkeit, ordnet alles dem Erfolg unter, spricht vor der Kampagne von zehn Siegen in zehn Spielen. Gleichzeitig aber eröffnet er einen Nebenschauplatz und verhindert somit den Erfolg. Weil er in erster Linie seine Macht demonstrieren will und sich wohl nicht bewusst gewesen ist, was er damit ins Rollen gebracht hat.»

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Deshalb müsse der Verband in einer solchen Situation intervenieren und dem Trainer sofort den Rücken stärken. «Stattdessen hat der Verband Yakin im Regen stehen lassen. Die Folge: ein Autoritätsverlust des Trainers, auch in der Öffentlichkeit. Und eine Mannschaft, die sich nicht mehr aufs Wesentliche fokussieren kann. Dann ist man nicht mehr maximal erfolgreich.» Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, dann stimmen auch die Resultate nicht, so Fringer. «Diese Entwicklung ist die Ursache für die vielen späten Gegentore. Pech war das am Ende nicht, man hat es sich nicht mehr verdient, trotz guter Einstellung auf dem Platz.» 

Fringer war absoluter Wunschkandidat

Auch bei Fringer stimmten die Rahmenbedingungen nicht, auch deshalb wurde aus dem absoluten Wunschkandidaten des Verbands innert kürzester Zeit ein Trainer, der keine Argumente mehr hatte. «Ich habe zu Beginn eine grosse Wertschätzung gespürt», sagt Fringer. Auch nach der 0:1-Pleite zum Auftakt gegen Aserbaidschan sei der SFV hinter ihm gestanden. Weil die Resultate aber auch in der Folge ausbleiben, habe er gegen Ende der Quali gespürt, dass seine Zeit als Nati-Trainer zu Ende gehen werde. 

Eine bittere Erfahrung sei das gewesen, schliesslich war die Karriere des jungen Überfliegers bis zu diesem Zeitpunkt kometenhaft verlaufen. Seine positive Energie aber hat Fringer trotzdem nicht verloren: «Was dich nicht umhaut, macht dich stärker.»

Ein Motto, das wohl auch Murat Yakin beherzigen dürfte. 

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