30 Jahre FC Wunder
Der Geist von Malaysia machte Aarau zum Sensationsmeister

Am 5. Juni 1993 macht der FC Aarau die grösste Meistersensation des Schweizer Fussballs perfekt. Das Wunder nimmt damals auf einer Reise nach Malaysia Formen an.
Publiziert: 05.06.2023 um 14:40 Uhr
1/6
30 Jahre FC Wunder: In der Saison 1992/93 wird Aarau sensationell Schweizer Meister. Ein Jahr zuvor entgingen die Aargauer nur haarscharf dem Abstieg in die Nati B.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
RMS_Portrait_AUTOR_344.JPG
Sebastian WendelReporter Fussball

Als Aaraus Kultpräsident Ernst Lämmli selig im Dezember 1992 von den Malaysia-Plänen erfährt, fragt er Sportchef Fredy Strasser und Trainer Rolf Fringer: «Lohnt sich das?» Nach deren «auf jeden Fall» fährt Lämmli schnurstracks mit Strasser zur Bank und bezahlt von seinem Privatkonto die gut 30'000 Franken Reisekosten. Rückblickend die vielleicht beste Investition Lämmlis in seinen FCA. Er selber fliegt zwar nicht mit nach Asien, darf sich aber sechs Monate später, am 5. Juni 1993, Meisterpräsident nennen. Dank des Geists von Malaysia.

Spieler, Staff, Betreuer: Mit wem auch man sich unterhält über die grösste Meistersensation des Schweizer Fussballs, früher oder später fällt in jedem Gespräch das Wort «Malaysia». Dorthin fliegt der FCA im Februar 1993 ins Trainingslager, als Teilnehmer des «Merdeka Cup».

Fredy Strasser erinnert sich: «Direkt nach der Landung in Kuala Lumpur fuhren wir ins Merdeka-Stadion. Über 20'000 Leute, pumpenvoll, ein Höllenlärm. Unsere Jungs brachten vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Logisch: Von unserem Brügglifeld waren wir bescheidenere Verhältnisse gewohnt.» Tags darauf stehen die Gäste aus Aarau selber auf dem Rasen. Und als sie nach drei Spielen ihrer Gruppe vor den Nationalteams von Südkorea, Ghana und Indonesien auf Rang 1 abschliessen, ist das ein Signal mit langanhaltender Wirkung. Strasser: «Die Spieler realisierten, dass sie zu Grossem fähig sind!»

Standpauke vom Trainer nach Pizzeria-Zwischenfall

Der Glaube daran war das eine. Doch ohne den überragenden Teamgeist wäre der Meistertitel genauso wenig möglich gewesen. Der bildet sich ebenfalls in Malaysia: Zwischen den Spielen dort schickt Trainer Fringer die Mannschaft in den Ausgang. «Auch sünnele am Pool war erlaubt», so der damalige Reiseleiter Strasser, «weil wir wussten: Die Jungs zahlen mit Leistung zurück.»

Alles sei perfekt gelaufen – abgesehen von einem kleinen Zwischenfall: Als die Mannschaft nach einem Spiel ins Hotel zurückkehrt, haben die anderen Gäste das Buffet schon leergefegt. Die Schweizer Gruppe im FCA-Team um Hilfiker, Kilian, Wyss und Co. büxt rasch in eine nahe gelegene Pizzeria aus – und lässt den Kellner die Rechnung auf Strassers Hotelzimmer schicken. Nach Rücksprache mit Trainer Fringer übernimmt dieser die Standpauke: «Zehn Minuten lang wackelten die Wände, dann war die Sache gegessen.»

Nach dem Ausscheiden im Halbfinal gegen Gastgeber Malaysia kommts zur Situation, dass die Heimreise erst vier Tage später gebucht ist. Als der von der Aarauer Reisegruppe begeisterte Präsident des malaysischen Fussballverbands davon erfährt, lädt er sie kurzerhand in den Badeort Kuantan ein. Strand, Drinks und Pool. Jetzt sind die Batterien für die erfolgreiche Finalrunde endgültig geladen. Und Trainer Fringer spricht aus, was bis dahin nur hinter den Türen der Hotelzimmer getuschelt wird: «Meister? Warum nicht?»

Aarauer feiern Titel auf der Tartanbahn im Letzigrund

Mit dem Geist von Malaysia stürmt der FC Aarau durch die Finalrunde, verliert nur noch ein Mal und darf schon am drittletzten Spieltag feiern. Nach einem 2:1 im Brügglifeld gegen Sion fahren Mannschaft und Fans zusammen in den Zürcher Letzigrund. Gewinnt dort das Heimteam gegen Servette, ist das Wunder perfekt. Und tatsächlich: Nach dem 3:2 des FCZ stürmen die Aarauer auf die Tartanbahn und lancieren die Meisternacht.

«Als wir in Aarau ankamen, konnte der Bus nicht mehr weiterfahren, weil die ganze Stadt auf der Strasse war», erinnert sich Torgarant Petar Aleksandrov. Danach gings für die FCA-Helden in die Stammbeiz «Toscana» in Oberentfelden. Viele Erinnerungen hat Aleksandrov nicht mehr daran, lachend erzählt er: «Auf jeden Fall war es hell, als wir nach Hause gingen.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?