Hier schlägt Constantin Teleclub-Experte Fringer
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Riesen-Eklat im TV:Hier schlägt Constantin Teleclub-Experte Fringer

Türkischer Prügel-Präsi ist kein Einzelfall
Die grössten Ausraster von Klubpräsidenten

Der türkische Prügel-Präsident ist nicht der einzige Klubboss, dem die Sicherungen durchgebrannt sind. Blick taucht ein in die verrückte Welt der durchgeknallten Präsidenten.
Publiziert: 13.12.2023 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2023 um 22:13 Uhr
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Faruk Koca, der türkische Prügelpräsident, ist bei weitem nicht der einzige Klubboss, der einen denkwürdigen Ausraster produziert hat.
Foto: Anadolu via Getty Images
Simon Strimer und Emanuel Staub

Es waren verrückte Szenen, die man anfangs Woche in der Türkei gesehen hat. Faruk Koca (59), Präsident des Erstligisten MKE Ankaragücü, stürmt nach Spielschluss auf den Rasen und streckt den Schiedsrichter nieder. Am Boden liegend, wird der Referee noch von Kocas Begleitern getreten. Der Schiri muss ins Spital gebracht werden.

Der Gewaltakt versetzt den türkischen Fussball in einen Ausnahmezustand, bis am 19. Dezember ruht der Spielbetrieb. Koca ist mittlerweile festgenommen und hat sein Amt als Klubpräsident abgegeben, schob die Schuld aber auf sein Opfer. «Fehlentscheidungen und provokatives Verhalten des Schiedsrichters» hätten ihn zur Tat hingerissen.

Koca ist nicht der einzige Klubboss, der sich einen unglaublichen Ausraster erlaubt. Blick rückt weitere denkwürdige Szenen von Präsidenten ins Rampenlicht, denen schon mal die Sicherung durchgebrannt ist.

Sion-Boss Constantin schlägt Fringer

Ein Mega-Skandal, der sich im Schweizer Fussball abspielt. Es passiert am 21. September 2017 nach dem Ligaspiel des FC Sion auf dem Rasen des Stadio di Cornaredo in Lugano (2:1 für Sion). Der damals 60-jährige Sion-Präsident Christian Constantin greift den gleichaltrigen Teleclub-Experten Rolf Fringer an, der am Spielfeldrand gerade auf seinen Auftritt wartet. Fringer beschreibt im Nachhinein die unglaubliche Szene: «Plötzlich rief jemand warnend, dass Christian Constantin auf mich zurennen würde. Ich drehte mich um und hatte schon den ersten Schlag mitten im Gesicht. Dann stolperte ich, lag am Boden und er hat mich mit den Füssen in die Rippen und ins Gesäss getreten.» Die Szene geht um die Welt.

Täter Constantin sieht seinen Fehler zuerst nicht ein und versucht sich zu rechtfertigen: «Fringer hat mich verbal attackiert und kritisiert. Ich habe das mit ihm geregelt. Ich habe ihn gepackt und ihm in den Arsch getreten! Es fühlt sich gut an! Das ist nicht die feine Art, aber wenn man angegriffen wird, wehrt man sich halt. Ich musste ihn massregeln, wie man einen Schuljungen auf dem Pausenplatz massregelt.» Er wurde im Vorfeld von Fringer im TV immer wieder kritisiert. Für seine Racheaktion weit unter der Gürtellinie sperrt die Liga Constantin für 14 Monate und spricht eine Busse von 100'000 Franken aus. Drei Monate später heisst das Rekursgericht der Liga den Rekurs von CC teilweise gut, reduziert die Platzsperre auf neun Monate und die Busse auf 30'000 Franken.

Wenig später folgt die grosse Geste: Blick bringt die beiden Streithähne bei einem Fondue zusammen. Sie debattieren nochmals über die Aktion, nähern sich dann an, reichen sich die Hand und schliessen Frieden. «Ich möchte mich bei dir dafür entschuldigen», sagt CC. «Damit ist die Angelegenheit für mich erledigt», sagt Fringer. CC zieht seine Strafanzeige gegen Fringer wegen Beleidigung zurück, Fringer verzichtet auf eine Strafanzeige.

Der Präsident mit der Pistole

Wildwest-Szenen in Griechenland am 11. März 2018: Der Präsident und Besitzer von PAOK Thessaloniki, Ivan Savvidis (damals 58), rennt nach einem aberkannten PAOK-Tor in der 90. Minute im Spitzenspiel gegen AEK Athen aufs Feld, bedroht Gegner und Schiedsrichter. Dabei blitzt immer wieder die Pistole hervor, die er am Gurt trägt! Das Schiri-Team flüchtet in die Katakomben. Dubios: Zwei Stunden nach Spielabbruch erklärt der Unparteiische, dass das Tor von PAOK doch zähle. Die Gäste weigern sich jedoch, das Spiel wieder aufzunehmen. Die Partie wird daraufhin 3:0 für AEK gewertet.

Der griechische Fussball steht nach der Skandalszene drei Wochen lang still. Klubboss Savvidis taucht unter und lässt gemäss dem «Spiegel» mitteilen, dass es mit ihm durchgegangen sei und er niemanden habe bedrohen wollen. Das Strafmass: Abzug von drei Punkten für PAOK, eine Hypothek von zwei Punkten für die darauffolgende Saison, drei Geisterspiele, rund 60'000 Franken Busse.

Tschagajews bewaffneter Kabinensturm

Bulat Tschagajew ist wohl der skandalumwittertste Präsident der Schweizer Fussballgeschichte. Der Tschetschene ist verantwortlich für den Niedergang des einst stolzen Traditionsklubs Xamax, unter seiner Regie wird den Neuenburgern im Januar 2012 die Lizenz entzogen und der Verein in die 2. Liga Interregional zwangsrelegiert. Tschagajews kurze, aber desaströse Amtszeit hat zahlreiche verrückte Anekdoten geliefert. Etwa jene vom 28. August 2011.

Damals, am 7. Spieltag der Saison 2011/12, trennen sich Xamax und Lausanne 2:2. Nach der Partie stürmt Tschagajew in Begleitung bewaffneter Bodyguards die Kabine seiner Mannschaft. Er geht auf den erst kurz davor engagierten Trainer Joaquin Caparros los, beschimpft ihn und das Team aufs Übelste. Dann kommts zu Handgreiflichkeiten und Ohrfeigen zwischen Caparros und Tschagajew, drei Tage später wird der spanische Coach entlassen.

Der irre Rumäne

Einer der verrücktesten Klubpräsidenten aller Zeiten treibt seit Anfang der 2000er-Jahre in Rumänien sein Unwesen. Gigi Becali (65), bekannt als der «Berlusconi der Karpaten», ist Besitzer des nationalen Topklubs Steaua Bukarest. Daneben verfolgte er lange eine politische Karriere als ultra-nationalistischer Hardliner mit Hang zu kruden Ideologien. Bis zu einer Verurteilung für einen unlauteren Grundstücktausch im Jahr 2013 sass er gar im rumänischen Parlament. In der Öffentlichkeit ist er für seine vulgäre Art und mannigfaltigen Skandale berüchtigt. Auch im Fussball hat er sich einen zweifelhaften Ruf erarbeitet – und im Laufe der Jahre einen Eklat nach dem anderen produziert.

Ausländer, Homosexuelle und Frauen gehören zu Becalis Lieblingszielen in Wutreden und Beschimpfungen. 2010 entliess er seinen Coach Illie Dumitrescu mit der Begründung, er sei ihm «zu muslimisch». 2012 verweigerte er die Verpflichtung eines französischen Fussballers auf Basis von dessen Hautfarbe. Steauas Konkurrenten, dem CFR Cluj, unterstellte er, von «ungarischen Freimaurern» finanziert zu werden. Darüber hinaus ist er ein erklärter Gegner von Frauenfussball, bis heute stellt Steaua kein Frauenteam. Und das soll laut Becali auch so bleiben. Frauenfussball sei «gegen Gottes Willen». Seine Drohung: «Ich werde den Fussball verlassen, wenn man mich zur Einführung eines Frauenteams zwingt.» Auch zum Thema Impfung hat Becali eine eigenwillige Meinung. 2022 gab er an, geimpfte Fussballer aus dem Team schmeissen zu wollen, da sie «kraftlos» seien.

Kadyrow beschimpft Schiri über Lautsprecher

Ramsan Kadyrow (47), berüchtigter Machthaber des russischen Teilstaates Tschetschenien, war zeitweise Präsident des Fussballvereins Terek Grosny (heute Achmat Grosny). In dieser Funktion sorgte «Putins Bluthund», wie der brutale De-Facto-Diktator genannt wird, für eine denkwürdige Szene in der russischen Premier-Liga.

Am 17. März 2013 begrüsst Grosny den zweifachen Meister Rubin Kasan. Das Spiel endet 0:0 – wird aber dennoch in Erinnerung bleiben. Denn nachdem Grosnys Captain vom Platz fliegt, stellt sich Kadyrow höchstselbst vor das Stadionmikrofon und beleidigt den Schiedsrichter als «Ziege». Nach der Partie verlangt er, dass der Unparteiische offiziell als korrupt abgestempelt werde. «Er hat alles getan, um den Spielverlauf zu ändern», erklärt Kadyrow seine Forderung.

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