Es geschieht am Montagabend im Süper-Lig-Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor (1:1): Nachdem in der Nachspielzeit der Ausgleichstreffer für den Gegner fällt, verliert Ankaragücüs Präsident Faruk Koca (59) so richtig die Nerven. Nach Schlusspfiff marschiert er aufs Spielfeld und attackiert Schiedsrichter Halil Umut Meler (37) brutal. Mit einem Faustschlag streckt er den Unparteiischen nieder, der daraufhin am Boden liegend von weiteren Personen getreten wird. Feinste Wildwest-Szenen!
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Erst durch ein Eingreifen des Sicherheitsdiensts kann der verletzte Schiedsrichter aus dem Tumult befreit werden. Er wird direkt ins Spital gebracht, wo Kopfverletzungen, ein Jochbeinbruch und ein Bluterguss am Auge festgestellt werden. Der Gewaltausbruch des frustrierten Präsidenten hält den türkischen Fussball in Atem – erste Konsequenzen sind bereits eingeleitet.
Liga pausiert bis auf weiteres – Präsident vorerst verhaftet
Als Erstes kündigt der türkische Fussballverband (TFF) an, dass der Spielbetrieb der Süper Lig bis auf weiteres ausgesetzt wird. «Auf Beschluss des Vorstandes des türkischen Fussballverbands wurden die Spiele in allen Ligen auf unbestimmte Zeit verschoben.» Der «abscheuliche Angriff» richte sich nicht nur gegen den betroffenen Schiedsrichter, sondern «gegen alle Akteure des türkischen Fussballs». Nun gelte es, «strengste» Sanktionen durchzusetzen.
Diese dürfte Prügel-Präsident Koca schon bald zu spüren bekommen. Gemäss Innenminister Ali Yerlikaya sowie Justizminister Yılmaz Tunc wurde er bereits am Montagabend gemeinsam mit weiteren involvierten Gewalttätern festgenommen.
Klar ist: Die Verbandsspitze ist entschlossen, ein Zeichen zu setzen. «Dem türkischen Fussball wurde ein beschämender Schlag versetzt. Jeder, der an diesem Vorfall beteiligt war, wird den Preis dafür zahlen», lässt TFF-Präsident Mehmet Büyükeksi verlauten.
«Werde dich töten» – das sagen die Involvierten
Am Dienstag melden sich nun auch die unmittelbar Involvierten zu Wort. Prügel-Opfer Meler gibt aus dem Spital gegenüber «Gazete Kritik» den Tatverlauf wieder: «Faruk Koca hat mir einen Schlag unter das linke Auge versetzt, woraufhin ich zu Boden gefallen bin. Während ich am Boden lag, traten Personen mehrmals auf mein Gesicht und andere Körperteile ein.» Auch verbal soll Koca seine Absichten klargemacht haben. «Er sagte zu mir und meinen Schiedsrichterkollegen: ‹Ich werde dich fertig machen. Ich werde dich töten!›»
Auch der Rüpel-Präsident lässt sich zitieren. Gegenüber «Haber Turk» versucht er, sich zu rechtfertigen. Und schiebt die Schuld auf den Schiedsrichter ab. «Ich akzeptiere die Anschuldigungen absolut nicht. Mein Ziel war es, verbal auf den Schiedsrichter zu reagieren und ihm ins Gesicht zu spucken. Der Vorfall ereignete sich aufgrund der Fehlentscheidungen des Schiedsrichters und seines provokanten Verhaltens.» Darüberhinaus wirft Koca seinem Opfer Schauspielerei vor. «Nach meiner Ohrfeige blieb der Schiedsrichter etwa fünf bis zehn Sekunden stehen. Dann warf er sich auf den Boden.» Eine Lüge, wie Videomaterial beweist.
Auch Erdogan mischt sich ein
Der Vorfall beschäftigt auch über die Grenzen des Sports hinaus. Am späten Montagabend meldet sich selbst der türkische Staatspräsident Recep Erdogan (69) zu Wort. Auf dem Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, schreibt er: «Ich verurteile die Attacke auf Schiedsrichter Halil Umut Meler an diesem Abend, ich wünsche ihm gute Besserung. Sport bedeutet Frieden und Brüderlichkeit. Sport ist unvereinbar mit Gewalt. Wir werden niemals zulassen, dass Gewalt im türkischen Sport stattfindet.» (sbe)