Im ersten Spiel des regulären Spielbetriebs zwischen Dallas und Nashville kommt es letzte Woche zu einem Rassismus-Skandal. Vor dem Anpfiff knien sich die Spieler der beiden Teams inklusive Schiedsrichter-Gespann nieder. Sie protestieren gegen Rassismus. So wie es seit der gewaltsamen Tötung von Georg Floyd durch einen Polizisten schon viele taten.
Aber diesmal sind im Gegensatz zum kurz zuvor zu Ende gegangenen MLS-Turnier wieder Zuschauer im Stadion zugelassen. Diesmal wird auch die Nationalhymne eingespielt.
Spieler werden ausgepfiffen
Einige Dallas-Fans stören sich am stillen Protest gegen Rassismus, buhen und pfeifen deshalb die Spieler lautstark aus. Nach Schlusspfiff platzt Dallas-Verteidiger Reggie Cannon der Kragen. «Du kannst nicht mal mit der Unterstützung der eigenen Fans im eigenen Stadion rechnen – das ist unverständlich », sagte er in die Mikrofone. Und: «Wie schändlich ist das? Ich finde es absolut widerlich.»
Daraufhin wird er in sozialen Netzwerken rassistisch beleidigt, sogar mit dem Tod bedroht. Man habe im Klub die Drohungen sehr ernst genommen, sagt Dallas-Captain Reto Ziegler (34) zu BLICK, «deshalb haben wir die letzten Tage immer hinter verschlossenen Türen trainiert.»
«Das ist ein friedlicher Protest»
Egal wie hässlich und nieder die Reaktionen auf diese Geste auch sind, er und seine Kollegen würden nicht damit aufhören, so Ziegler. «Wir werden immer wieder hinknien. Das ist ein friedlicher Protest. Eine wichtige Geste. Wir lassen uns dies nicht nehmen, nur weil ein paar wenige im Stadion nicht kapieren wollen, dass wir nicht gegen Amerika und ihre Hymne demonstrieren, wenn wir knien, sondern gegen Rassismus.»
Der Captain hat deshalb nach dem hässlichen Vorfall all seine Mitspieler dazu aufgefordert auf ihren Social-Media-Kanälen das Foto der knienden Spieler zu veröffentlichen. Mittlerweile haben viele andere MLS-Fussballer dieses Foto ebenfalls gepostet.
Spieler bei Nationalhymne noch nicht auf dem Platz
Ob sich in den Köpfen gewisser Menschen dadurch etwas ändern wird, weiss Ziegler nicht. «Es braucht wohl lange, bis man eine Mentalität ändern kann. Aber unsere Generation muss nun vorne weg gehen. Wir Sportler müssen Vorbilder sein.»
Dass es mit Fans im Stadion zu Buh-Rufen kommen könnte, war den Verantwortlichen schon im Voraus bewusst. Dennoch wollten sie die Nationalhymne abspielen. Deshalb sagt Ziegler: «Wir waren bei diesem Spiel sowas wie Versuchskaninchen.»
Beim Rückspiel am Sonntagabend hat die Liga bereits reagiert. Man habe diesmal die Hymne abgespielt, als wir noch in der Kabine waren, erzählt Ziegler, «vor dem Spiel sind wir dann erneut niedergekniet, ohne Hymne. Der Schiedsrichter hat dann dreimal gepfiffen. Das erste Mal, um zu knien, das zweite Mal, um aufzustehen. Und der dritte Pfiff war der Anpfiff.»
Mit Erfolg: Dieses Mal blieb es beim friedlichen Protest auch auf den Rängen friedlich. Gut möglich, dass es dabei bleibt und die Hymne künftig nur noch gespielt wird, wenn die Spieler noch in der Kabine sind. Niederknien werden sie weiterhin. So wie einst Football-Profi Colin Kaepernick gegen Rassismus, der deshalb kein neues Team mehr fand.