Die Schweiz hat seit Jahren die Mohrenkopf-Debatte, die USA seit Jahrzehnten den Streit um den Namen des American-Football-Teams aus Washington D.C. Die NFL-Organisation von Inhaber Dan Schneider steht in regelmässigen Abständen in den Negativ-Schlagzeilen. Der Grund: Die Washingtoner nennen sich Redskins (deutsch: Rothäute).
Die Kritiker sehen den Namen als rassistisch gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern. Die Indianer, wie man die indigenen Völker Amerikas in der deutschen Sprache häufig bezeichnet, sollen durch den Zusatz «Redskins» verunglimpft werden. Bis jetzt sind sämtliche Rassismus-Vorwürfe, Klagen und Fan-Aufstände am sturen Besitzer Dan Schneider abgeprallt. Doch jetzt ist plötzlich alles anders!
Mega-Sponsoren drohen mit Abgang
Der Druck im Zuge der Rassismus-Debatte in den USA, die nach dem Tod von George Floyd (†46) wieder aufgeflammt ist, zwingt die Redskins wohl in die Knie. Nike, der offizielle Ausrüster der NFL-Teams, hat sich von der Mannschaft aus Washington diese Woche abgewendet. Der Sportartikelhersteller entfernte sämtliche Fanartikel der Washington Redskins über Nacht aus seinem Online-Shop. Und auch das Lieferunternehmen Fedex – einer der grössten Sponsoren des Teams – hat öffentlich eine Namensänderung gefordert.
Laut Football-Experten in Amerika könnten den Washington Redskins Hunderte Millionen Dollar verloren gehen, sollten die Mega-Sponsoren abspringen. Deshalb kommt die Ankündigung am Freitag von Besitzer Dan Schneider kaum überraschend. Er teilte in einem Statement mit, dass man eine «eingehende Untersuchung» durchführen werde und über allfällige Alternativnamen diskutieren würde. Der neue Cheftrainer des Teams, Ron Rivera (58), sagt in der Mitteilung: «Dieses Thema ist mir ein persönliches Anliegen. Wir werden sichergehen, dass wir die indigenen Völker ehren und unterstützen.»
90 Prozent der Ureinwohner sehen kein Problem
Ein historischer Namenswechsel in Washington steht kurz bevor, sind sich Beobachter sicher. Doch damit dürften die Wogen nicht geglättet sein. Denn viele Redskins-Fans hängen am traditionellen Namen, den die Organisation seit knapp 90 Jahren innehat. In den sozialen Netzwerken wird das Management harsch kritisiert. «Wenn ihr den Namen ändert, dann habt ihr einen Fan verloren», schreibt ein angeblich langjähriger Supporter der Redskins stellvertretend für die aufgebrachte Anhängerschaft.
Neben dem Nostalgie-Argument führen zahlreiche Redskins-Fans Studien an, die belegen sollen, dass die indigenen Völker den Namen nicht als rassistisch empfinden. Und tatsächlich: Eine Umfrage der renommierten «Washington Post» hat im Jahr 2016 ergeben, dass über 90 Prozent der befragten Ureinwohner kein Problem mit der Namensgebung der Organisation hat.
Auf solche Befragungen hat sich Besitzer Dan Schneider immer gestützt, wenn sein Team in Verruf kam. Noch vor knapp zwei Jahren teilte er mit, dass er den Namen «niemals» ändern werde. Doch jetzt, wo die Sponsoren Druck machen und das Geld davon zu schwimmen scheint, lenken die Washington Redskins wohl doch noch ein.