Die Teammanagerin Connie May veröffentlicht auf dem offiziellen Twitter-Account des US-Softball-Teams Scrap Yard ein Bild der Nationalhymne. Den Post richtet sie an den US-Präsidenten, schreibt dazu: «Hey Donald Trump, hier respektieren alle die Flagge». Das goutieren die Spielerinnen nicht und weigern sich, weitere Partien für Scrap Yard zu bestreiten.
Hintergrund: Die Nationalhymne stellt in den USA ein hoch sensibles Thema dar. Auslöser ist der NFL-Quarterback Colin Kaepernick, der 2016 aus Protest gegen die Gewalt an Schwarzen bei der Nationalhymne kniete. Von Donald Trump als «Hurensohn» verspottet, ist er deswegen seit vier Jahren vereinslos.
Mit dem gewaltsamen Tod von George Floyd dreht in Amerika aber der Wind. Eine überwältigende Anzahl Profi-Sportler versprechen von nun an, während der Hymne ebenfalls auf die Knie zu gehen. Der Tweet von Scrap Yard untergräbt also direkt die «Black Lives Matter»-Bewegung, was die Spielerinnen nicht akzeptieren.
May macht kein Geheimnis aus politischen Ansichten
BLICK kann mit der einzigen schwarzen Spielerin der Mannschaft, Kiki Stokes, sprechen: «Wir wussten sofort, wer den Post gemacht hat». Connie May, die Teammanagerin, habe aus ihren politischen Ansichten nie ein Geheimnis gemacht.
Die Mannschaft stellt sich geschlossen hinter Kiki Stones und fragt, was sie tun möchte. «Die Entscheidung, das Team zu verlassen, war einfach für mich. Aber alle meine Teamkolleginnen folgten mir, ohne darüber nachdenken zu müssen.» Auch die Trainer stellen sich hinter Stones – sie entschuldigen sich sogar bei ihr für den Tweet.
Etwas, dass Teammanagerin May nicht tut. Als sie von der Mannschaft zur Rede gestellt wird, versucht sie sich zu rechtfertigen. An diesem Punkt fehlen Stones schlicht die Worte. Den Tränen nahe sitzt sie in der Kabine. Dann übernimmt Team-Captain und Olympiasiegerin Cat Osterman das Wort. Sie kennt Stokes erst seit 10 Tagen, aber sie findet deutliche Worte für May. Das Team lasse sich nicht für die politischen Ansichten anderer missbrauchen. Sie seien eine Mannschaft und würden gemeinsam die Konsequenzen ziehen.
«All lives matter» als Provokation
Als May anstatt einer Entschuldigung «all lives matter» sagt, also alle Leben sind von Bedeutung, reicht es Stones. Sie packt ihre Sachen und verlässt die Kabine. «Diese Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht», sagt Stokes und erklärt: «Den Worten fehlt die Anerkennung, dass es immer noch ein Ungleichgewicht zwischen Schwarzen und Weissen gibt.» Kurze Zeit später sind auch alle anderen Spielerinnen aus der Kabine verschwunden. Ohne mit der Wimper zu zucken lassen sie ihre Verträge und ihre Karrieren zurück.
Die vereinslose Mannschaft erfindet sich innert fünf Tagen neu. In der Nacht auf Sonntag treten sie als «This is us» nochmals gegen USSSA Pride an – und gewinnen prompt mit 3:1. Während der Nationalhymne knien neben Kiki Stokes drei weitere Spielerinnen. Die Trikots von «This is us» sind komplett schwarz und nach dem Spiel gibt es eine Schweigeminute – das Zeichen gegen Rassismus ist eindeutig. Stokes: «Eine gute Teamkollegin zu sein geht darüber hinaus, was auf dem Platz passiert. Ich will, dass die Menschen das Richtige tun.»