Unfairer Vorteil?
Fussballeuropa fürchtet sich vor Saudi-Deadline

Diesen Sommer haben zahlreiche Saudi-Transfers den Fussball auf den Kopf gestellt. In Europa fürchtet man einen Wettbewerbsnachteil.
Publiziert: 29.08.2023 um 19:15 Uhr
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Sadio Mané ist einer von vielen Stars, welche diesen Sommer dem Lockruf aus der Wüste folgten.
Foto: AFP
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Lino DieterleRedaktor Online Sport

Fussballeuropa zittert vor den Auswirkungen der Saudi-Millionen. Zahlreiche Spieler und Trainer sind dem Lockruf aus der Wüste gefolgt. Um die 850 Millionen hat die Saudi Pro League bereits in Transferablösen investiert. Und anders als die europäischen Top-Ligen haben sie noch bis zum 20. September Zeit, weitere Stars zu verpflichten.

Besonders für die Teams aus Europas Top-Ligen – für sie ist der 1. September die Transfer-Deadline – eine gefährliche Ausgangslage.

Klopp nimmt Fifa und Uefa in die Pflicht

«Das Schlimmste ist wohl, dass das Transferfenster in Saudi-Arabien drei Wochen länger geöffnet ist», kritisierte Liverpool-Coach Jürgen Klopp (56) diesen Umstand schon vor Wochen. Mit Jordan Henderson (33) oder Fabinho (29) mussten die Reds zwei Spieler mit laufendem Vertrag ziehen lassen. «Als ich mehr über die Vertragskonditionen erfahren habe, wusste ich, dass wir keine Chance haben, uns zu wehren», so Klopp.

Gerüchte, dass auch Mo Salah (31) einen Transfer anstreben könnte, halten sich hartnäckig. Würde der Ägypter nach dem 1. September wechseln, Liverpool wäre nicht mehr in der Lage, Ersatz zu verpflichten. Nur logisch, dass Klopp bereits von Uefa und Fifa forderte, Lösungen zu finden, also das saudische Transferfenster an das europäische anzugleichen.

Mit dieser Forderung ist der Deutsche nicht allein. Arsenal-Trainer Mikel Arteta (41) empfindet die Situation als «unfair». In England gab es schon Medienberichte, wonach die Premier League und der Verband einen offiziellen Antrag an die Fifa prüfen.

Saudi-Transferfenster im Einklang mit Fifa-Regeln

Bringen würde ein solcher Antrag wenig. Die Saudi Pro League verstösst gegen keine Regeln. In den Fifa-Statuten ist einzig definiert, dass zwei Transferfenster existieren müssen. Ein längeres von bis zu zwölf Wochen und ein kürzeres von maximal vier Wochen. Wann diese im Jahr platziert werden, kann jeder Verband für sich entscheiden.

Dass Europas Top-Ligen ihr Sommertransferfenster auf zwei Monate begrenzen und nicht die ganzen zwölf Wochen auskosten, ist ihre eigene Entscheidung. In der Premier League gab es vor vier Jahren sogar das Projekt, Transfers nur bis zum 1. Spieltag zuzulassen. Die Hoffnung war, dass andere Top-Nationen nachziehen. Weil das nicht der Fall war, brach man die Übung 2020 wieder ab. Der Wettbewerbsnachteil gegenüber der – damals noch europäischen – Konkurrenz wurde als zu gross empfunden.

Schweizer Liga nutzt die Regel auch aus

Für kleine Ligen wie die Schweizer Super League ist es gängige Praxis, das Transferfenster später zu schliessen. Spieler, die im Ausland keine Perspektive haben, werden zu so zu billigeren Konditionen verfügbar. Wenn nun aber eine Liga mit der Finanzkraft der Saudi Pro League mehr Zeit für Transfers hat, sorgt das für ein Ungleichgewicht im Transfersystem.

Und so zittern die grossen Klubs Europas bis zum 20. September vor einem Wüstentransfer. Oder wie es Pep Guardiola (52) sagte: «Es geht nicht um eine Bedrohung. Es ist Realität. Saudi-Arabien hat den Markt verändert.»

Premier League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Liverpool FC
Liverpool FC
33
44
79
2
Arsenal FC
Arsenal FC
34
34
67
3
Manchester City
Manchester City
34
23
61
4
Nottingham Forest
Nottingham Forest
33
14
60
5
Newcastle United
Newcastle United
33
18
59
6
Chelsea FC
Chelsea FC
33
18
57
7
Aston Villa
Aston Villa
34
5
57
8
AFC Bournemouth
AFC Bournemouth
33
12
49
9
FC Fulham
FC Fulham
33
3
48
10
Brighton & Hove Albion
Brighton & Hove Albion
33
0
48
11
Brentford FC
Brentford FC
33
6
46
12
Crystal Palace
Crystal Palace
34
-4
45
13
Everton FC
Everton FC
33
-6
38
14
Manchester United
Manchester United
33
-8
38
15
Wolverhampton Wanderers
Wolverhampton Wanderers
33
-13
38
16
Tottenham Hotspur
Tottenham Hotspur
33
10
37
17
West Ham United
West Ham United
33
-18
36
18
Ipswich Town
Ipswich Town
33
-38
21
19
Leicester City
Leicester City
33
-46
18
20
Southampton FC
Southampton FC
33
-54
11
Champions League
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Conference League Qualifikation
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