Nati-Star Jordan Lotomba im Exklusiv-Interview
«Trainer Digard versteht uns Spieler besser als Favre»

Jordan Lotomba war in Nizza unbestrittener Stammspieler. Bis ihn vor einem Monat eine Knöchelverletzung stoppte. Seither sind die Südfranzosen sieglos. Und Lotomba fehlt auch heute.
Publiziert: 20.04.2023 um 14:41 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2023 um 18:28 Uhr
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Jordan Lotomba half tatkräftig mit, Nizza in die Conference-League-Viertelfinals zu bringen. Hier gegen Kölns Florian Kainz.
Foto: imago/PanoramiC

Jordan, wie gehts dem Knöchel?
Jordan Lotomba: Ich kehre langsam aufs Feld zurück. Einige Trainingsteile absolviere ich schon mit dem Team.

Aber fürs Rückspiel reicht es noch nicht.
Nein, aber es geht nicht mehr lange.

Wie fällt Ihre Analyse des Hinspiels aus?
Mein Team hat Zeit gebraucht, um ins Spiel zu finden. Doch als wir Vertrauen gefasst hatten und die beiden Tore machten, hatten wir das Spiel im Griff. Deckungsfehler haben uns dann den Sieg gekostet. Aber zu Hause wird es ein anderes Spiel werden.

Hat Basel Sie überrascht?
Überrascht nicht, dazu habe ich in meinem Leben zu oft gegen den FCB gespielt. Ich kenne die Philosophie und viele Spieler. Man darf dieses Team niemals auf die leichte Schulter nehmen. Die können dich in jedem Moment überrumpeln.

Der Mann der Stunde ist Zeki Amdouni. Den Sie ja sehr gut kennen …
Klar, er ist ein guter Freund, ein Kumpel. Ein starker Spieler, gut im Abschluss. Basel kann sich glücklich schätzen, solch einen Spieler im Team zu haben.

Was trauen Sie ihm in seiner Karriere zu?
Es liegt an ihm, zu zeigen, was er draufhat. Wohin das führen kann, weiss ich nicht. Aber er ist zu grossen Dingen fähig.

Das ist Jordan Lotomba

Jordan Mvula Lotomba kommt am 29. September 1998 in Yverdon-les-Bains als Sohn eines Angolaners und einer Kongolesin zur Welt. Vom Team Vaud wechselt er mit 18 zu Lausanne, wo ihn Fabio Celestini eiskalt ins Super-League-Wasser wirft. Für YB entdeckt ihn Ausbildungschef Gérard Castella. 2017 wechselt er nach Bern, wird auf Anhieb Meister – total 3-mal. 2020 gibts gar das Double. Danach gehts nach Nizza in die Ligue 1. Fast immer ist der Links-/Rechtsverteidiger Stammkraft und hat heute mehr Ligue-1-Spiele (86) gemacht als in der SL (79). In der Nati kommt er auf sieben Einsätze, er stand auch an der EM 2020 im Team, wurde aber nicht eingesetzt. Zuletzt spielte er im Juni 2022 beim 0:4 in Portugal in der Nations League.

(A.Ku.)

Jordan Mvula Lotomba kommt am 29. September 1998 in Yverdon-les-Bains als Sohn eines Angolaners und einer Kongolesin zur Welt. Vom Team Vaud wechselt er mit 18 zu Lausanne, wo ihn Fabio Celestini eiskalt ins Super-League-Wasser wirft. Für YB entdeckt ihn Ausbildungschef Gérard Castella. 2017 wechselt er nach Bern, wird auf Anhieb Meister – total 3-mal. 2020 gibts gar das Double. Danach gehts nach Nizza in die Ligue 1. Fast immer ist der Links-/Rechtsverteidiger Stammkraft und hat heute mehr Ligue-1-Spiele (86) gemacht als in der SL (79). In der Nati kommt er auf sieben Einsätze, er stand auch an der EM 2020 im Team, wurde aber nicht eingesetzt. Zuletzt spielte er im Juni 2022 beim 0:4 in Portugal in der Nations League.

(A.Ku.)

Welchen Charakter hat die aktuelle Ausgabe von Nizza?
Wir sind ein Haufen von Kämpfern. Ich bin auch so einer. Um so frustrierender ist es nun, zuschauen zu müssen. Aber auch technisch-taktisch sind wir eine ziemlich komplette Mannschaft, die zu vielem fähig ist.

Und doch seid Ihr in der Ligue 1 seit sechs Spielen ohne Sieg und auf Platz neun zurückgefallen. Was ist da los? Ausser dass Lotomba verletzt ist …
(lacht) Wir hatten eine lange Serie der Ungeschlagenheit, nachdem Didier Digard Anfang Jahr unser neuer Trainer wurde. Wir haben immer sehr gute Dinge gezeigt, auch wenn ein Sieg zuletzt fehlte.

Nach der Cupblamage gegen den Drittligisten Le Puy Foot am 7. Januar wird Lucien Favre (65) entlassen. Die Rückkehr des einstigen Erfolgscoaches (2016 bis 2018), der Nizza auf Platz drei geführt hatte, stand unter keinem guten Stern. Der Start mit nur zwei Punkten aus vier Spielen misslingt. In 26 Pflichtspielen holt Nizza nur acht Siege. Als der Waadtländer gehen muss, ist Nizza Elfter mit zwölf Punkten Rückstand auf einen Europacuplatz. Für Favre, dem vorgeworfen wurde, den Zugang zu den jungen Spielern nie gefunden zu haben, kommt mit Didier Digard (36) ein sehr junger Trainer – wen erstaunts? Zwölf Spiele lang bleibt der vormalige Assistent von Favre, der vorher Juniorentrainer war, ungeschlagen. Mit den zuletzt sechs sieglosen Spielen nähert er sich in der Tabelle Favre-Werten an. Sein Punkteschnitt ist jedoch weit besser: Exzellente 1,71 gegenüber mickrigen 1,27 des Romands.

Was macht Digard besser als Favre?
Das sind ganz andere Profile. Didier Digard ist jung, er war auch Spieler. Er versteht uns besser, kann sich den Spielern besser annähern. Er weiss genau, was er sagen muss. Das gilt auch ganz besonders für mich, war er doch schon hier, als ich hierherkam. Er war damals Trainer der Reserven und später Assistent. Er hatte also immer einen Fuss in der Garderobe. Das Gefühl mit ihm ist ein ganz anderes.

Mit zehn Punkten Rückstand auf einen internationalen Platz in der Meisterschaft bleibt Euch wohl nur noch die Conference League, um Euch für Europa zu qualifizieren. Weshalb, wie man in den französischen Medien nachlesen kann, die Bedeutung des Spiels vom Donnerstag gewaltig ist.
Wir sind uns dessen bewusst, dass wir auch nächste Saison europäisch sind, wenn wir hier bis zum Schluss gehen. Wir wollen auf jeden Fall soll lange wie möglich drinbleiben.

Wenn Sie in die Schweiz schauen, muss das für Sie wie eine Märchenstunde sein: Ihr Juniorenklub Yverdon ist drauf und dran, aufzusteigen. Ihr erster Profi-Klub Lausanne auch. Und Ihr letzter Verein YB wird bald Meister sein.
In der Tat. YB erstaunt mich aber nicht. Ich habe ja auch drei Meistertitel dort feiern können. Nach der verpassten Meisterschaft letzte Saison sitzen die Berner wieder auf dem Thron. Dass mein Ausbildungsklub Yverdon derart brilliert, macht mich enorm glücklich. Lausanne hingegen ist eine andere Welt, verglichen mit der Zeit, als ich dort war: ein neues Stadion, neue Investoren (Lausanne wird seit November 2017 wie Nizza vom britischen Chemiegiganten Ineos kontrolliert, d. Red.). Aber auch der Erfolg von Lausanne freut mich natürlich.

Wie ist es, in Nizza zu leben?
Schön. Aber ich bin nicht deswegen hierhergekommen, sondern um den Klub und sein Projekt voranzubringen.

Dennoch werden Sie sicher ab und zu spazieren gehen und feststellen: Hier hats ein Meer! Anders als in Lausanne oder Bern.
Ich muss gestehen: Ich bin wirklich sehr oft zu Hause. Ruhig in meinem Kokon. Und wenn ich Karten spiele, dann hier …

Ich gehe davon aus, dass Sie sicher sind, dass Nizza den FCB rauswirft.
Ich bin zuversichtlich, dass wir den Job machen!

Ligue 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Paris Saint-Germain
Paris Saint-Germain
16
30
40
2
Olympique Marseille
Olympique Marseille
15
14
30
3
AS Monaco
AS Monaco
16
10
30
4
OSC Lille
OSC Lille
15
10
27
5
Olympique Lyon
Olympique Lyon
15
7
25
6
OGC Nizza
OGC Nizza
15
9
24
7
RC Lens
RC Lens
15
5
24
8
AJ Auxerre
AJ Auxerre
15
0
21
9
Toulouse FC
Toulouse FC
15
0
21
10
Stade Reims
Stade Reims
15
2
20
11
Stade Brestois 29
Stade Brestois 29
15
-3
19
12
FC Stade Rennes
FC Stade Rennes
15
0
17
13
RC Strasbourg Alsace
RC Strasbourg Alsace
15
-2
17
14
FC Nantes
FC Nantes
15
-7
14
15
Angers SCO
Angers SCO
15
-12
13
16
AS Saint-Étienne
AS Saint-Étienne
15
-22
13
17
Le Havre AC
Le Havre AC
15
-18
12
18
Montpellier HSC
Montpellier HSC
15
-23
9
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