In einem für alle sehr speziellen Jahr, wurde uns aufgezeigt, dass es in unserem Leben auf dieser Welt wichtigeres gibt, als Fussball oder Sport im Allgemeinen.
Einer der das auch versucht aufzuzeigen, ist Leon Goretzka. Der Mittelfeldspieler von Bayern München zählt zu den erfolgreichsten Fussballer Deutschlands. Mit Bayern holt er das Triple (Pokal, Meisterschaft und Champions League). Und auch für die Nationalmannschaft ist er bisher bereits 29 Mal aufgelaufen. In der Corona-Krise zeigt sich, dass es dem 25-Jährigen auch wichtig ist, sich neben dem Platz einzusetzen und auch Termine ausserhalb des Fussballfeldes wahrzunehmen.
Während des ersten Lockdowns im vergangenen Frühling lanciert er zusammen mit Mannschafts-Kollege Joshua Kimmich die Initiative «We kick Corona», die Corona-Betroffenen helfen soll. Bisher sind damit schon über fünf Millionen Euro zusammen gekommen. Das vielfältige und umfassende soziale und karitative Engagement der Bevölkerung haben ihn und Kimmich vom Hocker gehauen. Goretzka freut sich, dass so viele Mitspieler, Trainer, Sportler diese Aktion unterstützen und sich damit für die Menschen im eigenen Land einsetzen. «Das positive Feedback zu bekommen, die Dankesschreiben zu Lesen ist ein Gefühl, dass ich so noch nicht kannte. Das bewegt sich auf einem ganz anderen Level als sportliche Erfolge», erklärt der deutsche Nationalspieler gegenüber der «Welt».
«Ich bin das Treffen mit grosser Ehrfurcht angetreten»
In diesem Jahr gibt es zwei weitere Erlebnisse, die Goretzka stark prägen. Nachdem er das KZ Dachau besucht , trifft er sich vor Kurzem auch mit einer Holocaust-Überlebenden. Mit der 99-jährigen Margot Friedländer führt er ein mehrstündiges Gespräch – ihr Bruder und ihre Mutter sind in Auschwitz ums Leben gekommen.
Gegenüber der «Welt» sagt der 25-Jährige: «Ich bin das Treffen mit grosser Ehrfurcht angetreten, war sehr demütig und werde die Unterhaltung mein Leben lang nicht mehr vergessen.» Im Vorfeld liest er als Vorbereitung auf das Gespräch Friedländers Buch «Versuche, dein Leben zu machen».
Das Gespräch mit Frau Friedländer ist für ihn sehr eindrücklich, er bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn er daran zurückdenkt. Das Ganze sei ihm sehr ans Herz gegangen. «Sie hatte sogar ihren Judenstern mitgebracht. Das sind Momente, da erstarrst du förmlich.», sagt ein sehr beeindruckter Goretzka. Aus diesem Gespräch nimmt er von Frau Friedländer mit auf den Weg, dass wir dafür sorgen müssen, dass so etwas Schreckliches wie damals nie wieder passieren kann und darf. Und dass man auch mit Menschen darüber spricht, die sich bisher nicht so sehr mit diesem Thema beschäftigt haben.
Der Nationalspieler ist der Meinung, dass er nicht einfach nur Fussballer, sondern viel mehr auch Repräsentant des Landes ist. Besonders auf die Kinder, die Fussballspieler wie ihn als ihre Vorbilder sehen, will er einen positiven Einfluss haben.
Wir dürfen so etwas nicht dulden
Das aktuell in Deutschland der Rassismus und negative Taten wieder vermehrt zunehmen, beunruhigt ihn. Er erinnert an die WM 2006 in Deutschland. «Damals war die Welt zu Gast bei Freunden, so sollte es sein.» Leon zählt deshalb zu denjenigen, die sich klar und deutlich gegen die AfD (Alternative für Deutschland) positioniert. Für ihn hat die Corona-Krise sehr stark aufgezeigt, um was für eine Partei es sich bei ihnen wirklich handelt. Er braucht klare Worte und spricht nicht von einer «Alternative», sondern von einer «Schande für Deutschland». «Wenn eine Partei von Holocaust-Relativierern und Corona-Leugnern unterstützt und geführt wird – siehe das 'Fliegenschiss der Geschichte'-Zitat von Alexander Gauland – dann demaskiert sie sich selbst. Wir dürfen so etwas nicht dulden, nicht weghören, nicht wegsehen. Wir müssen klar und deutlich Stellung beziehen.»
Seine öffentliche Kritik bringt für ihn natürlich auch viele negative Folgen mit sich. Er wird von AfD-Anhängern immer wieder angefeindet und erhält Hasskommentare. Aber Goretzka lässt sich deshalb nicht beirren und steht zu seiner Meinung, denn mehrheitlich erhält er Zuspruch für seine Aussagen. Kämpferisch sagt er: «Hasskommentare bringen mich eher dazu, mich noch klarer zu positionieren.»
Will Leute dazu bringen, Dinge zu hinterfragen
Er fordert, dass Deutschland für die jüngere Generation massiv in die Bildung investiert und dass diese auch jenen zugänglich gemacht wird, die sozial weiter unten angesiedelt sind. Er kommt nochmals auf seinen KZ-Besuch zurück: «Für mich ist das Thema ein absolutes Pflichtprogramm für jede Schulklasse, eigentlich sollte der Besuch eines ehemaligen KZ in den Lehrplan gehören.»
Er selbst sieht sich nicht als Politiker, sondern als «normaler Bürger der sich Gedanken macht.» Mit seiner Reichweite will er die Leute dazu bringen, die Dinge zu hinterfragen und sich aktiv gegen Rassismus zu positionieren. «Denn ich will über mehr sprechen als nur das nächste Spiel.» (red)
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 15 | 34 | 36 | |
2 | Bayer Leverkusen | 15 | 16 | 32 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 15 | 12 | 27 | |
4 | RB Leipzig | 15 | 4 | 27 | |
5 | FSV Mainz | 15 | 8 | 25 | |
6 | Borussia Dortmund | 15 | 6 | 25 | |
7 | Werder Bremen | 15 | 1 | 25 | |
8 | Borussia Mönchengladbach | 15 | 5 | 24 | |
9 | SC Freiburg | 15 | -3 | 24 | |
10 | VfB Stuttgart | 15 | 4 | 23 | |
11 | VfL Wolfsburg | 15 | 4 | 21 | |
12 | Union Berlin | 15 | -5 | 17 | |
13 | FC Augsburg | 15 | -15 | 16 | |
14 | FC St. Pauli | 15 | -7 | 14 | |
15 | TSG Hoffenheim | 15 | -8 | 14 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 15 | -15 | 10 | |
17 | Holstein Kiel | 15 | -19 | 8 | |
18 | VfL Bochum | 15 | -22 | 6 |