Hansi Flick holt das Triple. Champions League. Deutscher Meister. Deutscher Pokal. Mehr kann man in einem Jahr, in welchem keine WM- oder EM-Endrunde stattfindet, nicht gewinnen. Da müsste doch alles klar sein. Flick, der die Bayern zudem erst am 4. November 2019 übernahm, vorerst interimistisch von Niko Kovac und dies als sie nur auf Platz vier lagen, führte das Team zu einer beispiellosen Erfolgsserie mit 21 Siegen in Serie. Das ist deutscher Rekord.
Am 28. August die Krönung fürs Team: Die Bayern gewinnen den Champions-League-Final gegen Paris Saint-Germain 1:0. Es folgt die logische Wahl in Deutschland zum Trainer des Jahres. Und dann die persönliche Krönung für Flick, indem er zum Welttrainer gewählt wird? Denkste!
Flick erstarrt zur Salzsäule
Flick und Liverpool-Coach Jürgen Klopp erhalten von den Nati-Captains, Nationaltrainern und Fans genau die gleiche Stimmenzahl. Für diesen Fall sieht das Reglement vor, dass die Trainerstimmen entscheiden. Diese werden dann stärker gewichtet. Und da hat der Kultcoach von der Mersey die Nase vorn. Klopps Leistungsausweis 2020: Er holt für die Reds die erste englische Meisterschaft seit 30 Jahren. That’s it! Es ist der zweite Titel für Klopp, nachdem er ihn (als Königsklassen-Gewinner) bereits im Vorjahr geholt hatte.
Entsprechend, sagen wir mal: irritiert, zeigt sich der sonst so joviale Bayern-Coach, als Arsenal-Legende Arsène Wenger den Namen «Klopp» von seinem Zettel abliest. Flick erstarrt zur Salzsäule. Und wird kurz darauf aus- und nicht mehr eingeblendet.
Bayern-Rummenigge versteckt Irritation
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge kleidet seine Irritation in folgende Worte: «Natürlich gratulieren wir auch Jürgen Klopp zur Wahl als Welttrainer, aber Hansi Flick hat 2020 fünf Titel gewonnen und lässt Fussball zum Verlieben spielen. Wir wissen, dass er ein grossartiger Trainer ist. Ohne Zweifel hätte Hansi den Titel auch verdient gehabt.»
Auch Klopp scheint überrascht. Er sagt: «Hansi hätte es sicher auch verdient. Ich bin zwar nicht der beste Trainer, aber ich habe den Preis gewonnen.»
Doch wie kam diese erstaunliche Wahl zustande? Nun, ausser Spaniens Ramos, der für Zidane stimmte, wählten alle Captains der grossen Nationen Flick. Also Harry Kane, Giorgio Chiellini, Hugo Lloris und Manuel Neuer. Ähnlich siehts bei den Nati-Coaches aus: Gareth Southgate, Luis Enrique, Didier Deschamps und Jogi Löw votierten pro Flick. Einzig Italiens Roberto Mancini gab seine Stimme dem Liverpool-Coach.
Xhaka schrieb den Namen Flick zuoberst auf seinen Zettel
Ganz generell: Europa wählte überwiegend Flick. Klopp holte den Sieg mit den Stimmen der Rest-Welt. Vor allem von kleineren Nationen, in denen der Name Flick noch weitgehend unbekannt ist. Und da sind es dann vor allem Commonwealth-Länder und ehemalige britische Kolonien, in denen einzig die Premier League geschaut wird und zählt.
Übrigens: Weder Cristiano Ronaldo, der bei der Bekanntgabe von Robert Lewandowski als Weltfussballer bewusst die beleidigte Leberwurst spielte, noch Lionel Messi als Captains von Portugal und Argentinien hatten Klopp unter ihren Top 3. Beide wählten Flick. Unser Nati-Captain Granit Xhaka schrieb den Namen Flick zuoberst auf seinen Zettel, Coach Vladimir Petkovic jenen von Klopp.