Am Montag berät das DFB-Präsidium in einer Telefonkonferenz, wie es mit der Nationalmannschaft weiter geht. Und kommt zum Schluss: Jogi Löw bleibt Trainer! Wie es in einer Mitteilung heisst, sei einvernehmlich festgehalten worden, «den seit März 2019 eingeschlagenen Weg der Erneuerung der Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw uneingeschränkt fortzusetzen». Damit wird der Empfehlung des Präsidialausschusses und von Nationalmannschaftsdirektor Olivier Bierhoff gefolgt. Davor hatte die Situation um Löw und sein Team für rege Diskussionen gesorgt. Und man rätselte, wann ein Entscheid gefällt wird.
Nur drei Siege im Jahr 2020 – daneben vier Remis (ein 1:1 und ein 3:3 gegen die Nati) und zuletzt das historische 0:6-Debakel gegen Spanien. Für DFB-Coach Jogi Löw (60) wird es immer ungemütlicher!
Bekommt der Weltmeister-Trainer von 2014 weiterhin das Vertrauen geschenkt? Am Freitag soll die Entscheidung fallen. Schon am Dienstag aber ist laut der «Süddeutschen Zeitung» ein Vorab-Gipfel geplant – mit Löw, DFB-Präsident Fritz Keller, Vize Peter Peters und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff.
Gegenwind nimmt verbandsintern immer mehr zu
Pikant: Danach soll zunächst der Präsidialausschuss über das Gespräch informiert werden. Doch genau das sorgt für Unmut in der DFB-Spitze! «Die Entscheidung über den Bundestrainer liegt in der Verantwortung des Präsidiums, nicht des Präsidialausschusses. Solch ein Vorgehen gehört sich nicht und beschädigt auch den Bundestrainer, denn es dauert zu lange und ist indifferent», sagt ein anonym bleibendes Präsidiumsmitglied in der «Bild am Sonntag».
Abgesehen vom DFB-Wirrwarr: Der Gegenwind für Löw nimmt verbandsintern immer mehr zu. Eine Entlassung jenes Mannes, der seit 2006 in 188 Länderspielen an der Seitenlinie stand, ist keineswegs mehr unwahrscheinlich – wobei es im Falle einer Trennung wohl auf einen freiwilligen Löw-Rücktritt hinauslaufen würde.
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Defensive Planlosigkeit, zu viele Experimente, die Generationenumstellung im Team mit überschaubarem Erfolg: Die Kritik an Jogi hat 2020 massiv zugenommen. Und die Spanien-Demütigung Mitte November hat das Rauschen im deutschen Blätterwald noch mächtiger und lauter werden lassen. «Das war entsetzlich», meinte etwa Weltmeisterheld Bastian Schweinsteiger nach dem 0:6. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus erklärte danach, Löw habe «den perfekten Zeitpunkt für den Rücktritt verpasst».
Lahm fordert «Neuerfindung» der Mannschaft
Die Medien, angeführt von der «Bild», spekulieren seit Wochen über einen Jogi-Abschied. Das Magazin «11 Freunde» ist der Meinung: «Löw muss sich korrigieren – oder gehen». Die «Hamburger Morgenpost» schreibt: «Danke für alles, Jogi! Aber wir müssen uns von dir trennen». Auch der «Kicker» fragt: «Ist Joachim Löw noch der richtige Bundestrainer?»
Jüngst hat sich auch Ex-Captain Philipp Lahm in die Diskussion eingeschaltet. Er fordert eine «Neuerfindung» der deutschen Nationalmannschaft. «Sie muss jetzt beginnen. Und sie muss sehr rasch sichtbar werden. Der Funke muss überspringen!» Schon 2018 habe Lahm gesagt, dass «Jogi Löw seine Ansprache an diese Generation anpassen muss». Eine Neuerfindung? Mit einem Jogi Löw, der zeitnah einen anderen Zugang zur neuen Spielerauswahl findet? Oder doch mit einem Trainerwechsel? In ein paar Tagen wissen wir es... (mpe)