«Machen jetzt sehr vieles viel besser»
BVB-Hummels vernichtet Ex-Trainer Favre

Mats Hummels und der BVB verlieren in Freiburg 1:2 – und danach auch noch den Anstand.
Publiziert: 07.02.2021 um 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2021 um 08:43 Uhr
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16 Punkte hinter den Bayern: Mats Hummels.
Foto: Tom Weller/dpa
Michael Schifferle

Wäre Mats Hummels Satiriker, fände man ihn zwar keinesfalls witzig, Verständnis aber hätte man. Wüsste man, er sei eben von einem Polterband ins Interview getorkelt, sähe man über sein Gestammel ebenso hinweg. Da nun weder eines noch anderes zutrifft, bleibt nur eins: blosses Erstaunen über sein Gelaber von Samstagabend, kurz nach 17.15 Uhr, direkt nach einer 1:2-Niederlage in Freiburg. Der vierten seines Dortmunder Starensembles in den letzten neun Spielen.

Da entfuhren dem BVB-Captain, der mal Weltmeister und ein herausragender Innenverteidiger war, Worte, die man nicht nur seltsam finden kann, sondern stillos finden muss. «Seit Edin da ist, machen wir sehr viele Dinge sehr viel besser. Wir kriegen nur nicht die Ergebnisse, um das zu unterstreichen», sagt der Ehemann von Cathy Hummels. Was nach Lob für seinen Trainer Edin Terzic tönt, ist in erster Linie schäbige Kritik an Terzics Vorgänger: Lucien Favre.

Dass Terzic schon seit zweieinhalb Jahren da ist und unter Favre mitarbeitete und tagtäglich ebenso auf dem Trainingsplatz stand – das blendet Hummels offenbar aus. Ein Weltmeister darf das wohl. Nun denn.

Unter Favre nur fünf Punkte Rückstand

Favre wurde am 13. Dezember nach einem 1:5 gegen Stuttgart vom Hof gejagt und mit heuchlerischen Worten verabschiedet – in derselben Woche übrigens, in der sein BVB die Champions-League-Gruppe gewann. «Hervorragende Arbeit» attestierte ihm etwa Chef Hans-Joachim Watzke. Dennoch setzte ihn «Aki, der Kanzler» (Der Spiegel) schnöde ab.

Favre führte den BVB zweimal auf Platz zwei, 2019 hatte der BVB am letzten Spieltag noch Chancen auf den Meistertitel – wie sonst nie seit 2012 und dem letzten Titel unter Watzkes Skatpartner Jürgen Klopp. Favre formte und verbesserte Spieler wie Pulisic, Bellingham, Reinier, Sancho, Haaland oder Reyna. Und dennoch wurde er im Dezember zurück nach Saint-Barthélémy VD geschickt. Damals lag das Team fünf Punkte hinter dem FC Bayern – nun sinds 16.

Vier Pleiten in den letzten neun Spielen

Womit wir wieder bei Hummels wären: Sehr viele Dinge sollen unter Terzic sehr viel besser geworden sein? Was Hummels damit meint, sei ihm und seiner Interpretation überlassen. Sicher ist einzig: Seit Terzic die Verantwortung übernahm, verlor der BVB bei Union Berlin, in Leverkusen, Gladbach und Freiburg. Gegen Mainz daheim erstümperten sich die Borussen ein 1:1, und gegen den Zweitligisten Paderborn gabs ein 3:2 im Cup – nach Verlängerung und Schiri-Theater. Mies. Vor allem aber lässt sich fragen, wieso Hummels eine Attacke auf einen Trainer reitet, dessen Vertragsverlängerung er im November noch öffentlich empfahl.

Hummels übrigens kehrte 2019 nach drei Jahren beim FC Bayern zurück. Dahin war er primär gewechselt, weil er sich den Gewinn der Champions League erhoffte. Den holten die Bayern exakt ein Jahr nach seinem Abgang. Zufall?

Ohnehin werden mit der jüngsten Misserfolgsserie die eigentlichen Dortmunder Mängel offensichtlich. Hummels oder auch Marco Reus, der Captain, der Favre mit einem abschätzigen Interview im Dezember den Gnadenstoss versetzte, sind längst nicht mehr auf der Höhe ihrer eigenen Ansprüche – grosse Klappe, keine Leistung. Und Junge wie Sancho oder Haaland oder Bellingham oder Reyna oder Reinier erbringen wöchentlich den Beweis, dass Jugendlichkeit und Talent noch längst keine Garanten für konstant gute Leistungen sind. Sie sind alle Ausdruck der sportlich fehlgeschlagenen Dortmunder Strategie, primär auf Talente zu setzen – und sich teurere Routiniers eben kaum leisten zu wollen.

Auch Marwin Hitz patzt

Dass auch Roman Bürki in den letzten Wochen des Öfteren patzte, trägt zum miserablen Dortmunder Eindruck 2021 bei. Am vergangenen Samstag allerdings wars Bürkis Stellvertreter Marwin Hitz, der dem SC mit Fehlern das 2:1 ermöglichte.

Und nun? Terzic, dem seit Dezember kaum ein positives Wort über Favre über die Lippen kam, sagt: «Wir sind sehr sauer. Wir haben wieder Fehler gemacht, die so nicht passieren dürfen. Das war zu wenig. Wir müssen hart arbeiten und positiv bleiben.»

Übertrüge der BVB die Durchschlagskraft seiner Protagonisten von den Interviews auf den Platz – er wäre bestimmt nicht bloss Sechster.

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