Thomas Tuchel (49), dieser Name steht für Erfolg. Mit Mainz mischte er die Bundesliga auf, Dortmund führte er zum Pokalsieg, mit Paris SG stand er im Champions-League-Final, mit Chelsea gewann er die Königsklasse sogar.
Nun übernimmt er bei Bayern München. Und im Unterschied zu Julian Nagelsmann (35) bringt Tuchel ganz viel Schweiz-Bezug mit.
So wäre er 2014 beinahe Nati-Coach geworden. Ottmar Hitzfeld war nach der WM in Brasilien zurückgetreten – und der Nati-Delegierte Peter Stadelmann führte Geheimgespräche mit Tuchel. Als Blick Tuchel im Stadion – er schaut sich ein paar Wochen später in St. Gallen die Nati gegen Litauen an – anspricht, sagt er: «Dazu will ich nichts sagen.» Auch Stadelmann gab keinen Kommentar ab – man entschied sich schlussendlich für Vladimir Petkovic.
Die Gründe damals: Petkovic kannte den Schweizer Fussball besser und hatte einen grösseren Bezug zum Land. Zudem waren die Verhandlungen mit ihm zum Zeitpunkt, als Tuchel Thema wurde, offenbar schon weit fortgeschritten.
Der Bezug zu Martin Schmidt
Ein paar Jahre vorher, es ist das Jahr 2010, holt Tuchel einen Schweizer nach Mainz. Tuchel hatte mit der Reserve gegen Thuns U21 gespielt. Dort an der Seitenlinie: Martin Schmidt.
Tuchel erinnerte sich im «Walliser Boten»: «Wir reisten mit einem Teambus und einem kompletten Trainerstab an, auf der anderen Seite war Martin bei seiner U21 für alles verantwortlich. Das hat mir – neben seiner Art, wie offensiv er sein Team agieren liess – Eindruck gemacht.»
Schmidt wird Assistent von Tuchel. Und dieser erinnert sich an ein legendäres gemeinsames Erlebnis abseits vom Fussball. «Als ich Assistent von Thomas Tuchel bei Mainz war, gingen wir auf eine Alphütte im Wallis. Dort assen wir auch mal Fondue und Raclette, das ist zwar nicht sportlergerecht, aber bei so einem Ausflug kannst du den Spielern ja keine Dinkelnudeln hinstellen. Danach zogen wir den neuen Spielern Jodlerkutten an und übten die Walliser Hymne ein, die wir vorsangen. Ein Riesen-Gaudi, mir als Tenor des Walliser Jodelklubs Ahori fiel es weniger schwer als anderen. Um elf, zwölf nahmen wir einen Absacker und schickten die Spieler ahnungslos ins Bett.» Wieso ahnungslos? «Weil wir um 3.30 Uhr an ihre Tür klopften und sie weckten. Nach 4 Uhr gings mit Stirnlampen los, und wir erklommen einen 3000er, um den Sonnenaufgang oben zu erleben. In jener Saison erreichten wir mit Mainz 05 die Europa League.»
Schmidt, später bei Mainz, Wolfsburg und Augsburg selber Bundesliga-Trainer und heute Sportdirektor bei Mainz, bezeichnet Tuchel als Freund und Mentor. Er sagt: «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Thomas mich nicht mit seinem Fussball-Fieber angesteckt hat.»
Zeidler war sein Zimmerkollege
Ein anderer Trainer in der Schweiz, der einen engen Bezug zu Tuchel hat, ist Peter Zeidler (60). Der St.-Gallen-Trainer macht mit ihm 2006 die Trainerausbildung. «Wir fuhren am Montag gemeinsam mit dem Zug nach Köln und am Freitag wieder zurück», sagt er. «Wir haben auch das Zimmer zusammen geteilt.»
Zu Tuchels Fähigkeiten sagt er: «Er ist schon damals herausgestochen. Er war der Student mit zerrissenen Hosen und kam auch mal ein paar Minuten zu spät. Aber man hat von den Ideen her einfach gemerkt, dass er weiter und genialer war als die anderen, zu denen ich ja auch gehörte.»
Zeidler ergänzt: «Er war weiter, wie er Fussball sieht, wie er Dinge begreift. Er hat mich enorm beeindruckt. Für mich ist es daher nur logisch, dass er heute zur Crème de la Crème der europäischen Trainer zählt. Er ist neben Jürgen Klopp und Pep Guardiola einer der drei Welt-Trainer.»
2018, bevor Zeidler zu St. Gallen geht, soll er Assistent von Tuchel bei Paris SG werden. Der Klub zeigt grosses Interesse an ihm. Tuchel sucht einen Mann, der Deutsch und Französisch spricht. Aber Zeidler ist schon lange Chef-Trainer, der Deal kommt am Ende nicht zustande.
Zu Tuchels heutigen Assistenten Zsolt Löw und Arno Michel hat Zeidler immer mal wieder Kontakt. «Zwei hervorragende Co-Trainer. Zsolt Löw war mein Assistent bei Liefering.»
Nun gehen sie mit Tuchel zu Bayern. Zeidler sagt: «Thomas ist in der Region München aufgewachsen. Für ihn ist es darum nun auch die Erfüllung eines Traums, zu Bayern gehen zu können. Es ist eine tolle Lösung für ihn – er wird die Bayern noch erfolgreicher machen.»
Gutes Omen für Sommer?
Und dann machte Tuchel noch einen Schweizer zur Nummer 1 bei Dortmund: Er setzte 2015 Legende Roman Weidenfeller auf die Bank und machte Roman Bürki zur neuen Nummer 1. Vielleicht ein gutes Omen für Yann Sommer, der im Sommer voraussichtlich in den Konkurrenzkampf mit Manuel Neuer steigt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |