Nach dem letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz geht mindestens ein Neuseeland-Fan trotz Kiwi-Out an der Heim-WM überglücklich nach Hause. Die junge Frau hat, wie auf ihrem Kartonschild erwünscht, das Trikot von Nati-Spielerin Alisha Lehmann (24) ergattert. Die Schweizerin mit ihren über 14 Millionen Followern auf Instagram und bald 10 Millionen auf Tiktok hat auch am anderen Ende der Welt ihre Fans.
Felix Murbach, Marketing- und Influencer-Experte in Zürich, analysiert das Phänomen Alisha Lehmann für Blick und sagt: «Sie ist längst eine internationale Figur geworden, ähnlich wie Roger Federer. Sie ist nun an der WM auch in vielen internationalen Medien ein Thema.»
Warum Lehmann keine klassische Influencerin ist
Dass sie bisher an der WM nur 41 Minuten spielte, tut ihrer Popularität keinen Abbruch. Seit Ende Juni sind schon wieder 800'000 neue Follower dazu gekommen. Irre! «Würde sie ein entscheidendes WM-Tor machen, würde es förmlich explodieren», sagt Murbach.
Dass die Bernerin mit Abstand die meisten Internet-Fans von allen WM-Spielerinnen hat, sieht Murbach in verschiedenen Faktoren begründet. «Das ganze Paket stimmt bei ihr: Sie wirkt authentisch, clever, ihre Story ist sehr positiv, sie ist eine attraktive Frau und bietet – zusammen mit dem Fussball – eine geniale Kombination.»
Damit unterscheide sich Lehmann von klassischen Influencern. Auch wenn sie in der Nati bisher nur eine Joker-Rolle einnimmt, stehe sie dafür, sportlich erfolgreich zu sein. «Sie spielt an der WM und ist in England seit Jahren Profi. Das sind bemerkenswerte Erfolge in einer Sportlerkarriere.»
Auch Lehmann selber betont stets, dass der Fussball im Vordergrund stehe und ihr riesiger Internet-Erfolg nach wie vor nur ein spassiges Hobby sei: «Ich bin Fussballerin, keine Influencerin.»
Aber es ist ein Hobby, das finanziell längst tüchtig einschenkt und ihr fünfstelliges Aston-Villa-Jahresgehalt im Vergleich wie ein Trinkgeld wirken lässt. Doch gerade jetzt während der WM machen die verrücktesten Gerüchte die Runde, wie viel Lehmann mit einem einzigen Post verdienen soll.
Der Experte schätzt Lehmanns Verdienst ein
Eine Statistik des Marktforschungsunternehmens Nielsen vor WM-Start wies die Schweizerin als einflussreichste Fussballerin der Welt aus. Wenn Lehmann ein Produkt vermarkte, habe ihr Post im Schnitt einen Medienwert von rund 270'000 Franken. Der Medienwert sagt aber lediglich aus, welche Summe aufgewendet werden müsste, um dieselbe Reichweite mit herkömmlicher, bezahlter Werbung zu generieren.
Was auf Lehmanns Konto wandert, ist offen. «Forbes» berechnete, dass sie pro Post locker 20'000 Euro kriegen könnte. Experte Murbach sagt: «Diese Zahl erscheint mir eher zu tief. Die Monetarisierung eines einzelnen Posts ist aber ohnehin schwierig festzustellen.»
Denn der Influencer-Verdienst setze sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Einerseits aus klassischen Sponsorenverträgen wie Lehmanns Deal mit Coca-Cola Schweiz, der auch Auftritte wie beim Open Air Frauenfeld beinhaltet. Dann aus Sachwerten wie Kleidern, Accessoires, Hotelübernachtungen oder zur Verfügung gestellten Luxusautos. Vor der WM zeigte sie sich etwa in einem Lamborghini.
Seit kurzem verkauft sie exklusive Bilder von sich
Bei Luxus-Juwelier MJ Jones, der auch Stars wie Lionel Messi beliefert, ist sie das neue Frauenfussball-Aushängeschild. Murbach: «Die Partner sehen an ihrem Umsatz sehr bald, ob Posts Wirkung haben. Da werden dann im Nachhinein Boni bezahlt. Mit Lehmanns Reichweite kann das erheblich einschenken.
Zudem verkauft sie seit wenigen Wochen auf der Plattform Fantime exklusive Bilder für 10 Dollar pro Monat und verspricht Livechats. Man darf von Tausenden neuen Abonnenten – die weibliche Form ist hier bewusst weggelassen – ausgehen.
Der Lehmann-Hype nimmt also kein Ende. Experte Murbach: «Eine solche Popularität lässt sich nicht planen, sie hat zur richtigen Zeit am richtigen Ort das richtige Produkt angeboten. Aber die Followerzahlen können irgendwann auch wieder runtergehen.»