In Fussball-Deutschland spricht man wieder über Frisuren! Und nicht mehr über Dämpfer und frühe Outs, wie so oft in letzter Zeit. Nun geht es zum Beispiel um die Frage, ob alle Spieler der DFB-Elf den gleichen Haarschnitt tragen. Die «Bild» hat sie nach dem 2:0-Testspiel-Coup in Frankreich in den Raum geworfen. Das lockere Thema zeigt: Die Stimmung bei unserem Nachbarn vor der Heim-EM hat sich aufgehellt. Fast schon blauer Himmel, wenn auch die letzten Wolken noch nicht verzogen sind.
So muss sich die Schweizer Nati in Acht nehmen. Deutschland ist in weniger als drei Monaten nicht nur Gastgeber des Turniers – sondern auch unser Gruppengegner am 23. Juni in Frankfurt. Mit dem Sieg über die französische Star-Truppe um Mbappé in Lyon hat die DFB-Elf zum Start ins Länderspiel-Jahr 2024 bereits ein Feuer entfacht. Wie stark wird es im Sommer lodern?
Das läuft bei uns
Der neue Chef ist 34-jährig und Weltmeister
Weit mehr als nur ein Funken Hoffnung ist die Rückkehr des Leaders im Mittelfeld. Toni Kroos (34) glänzt nach 998 Tagen Nationalmannschaftspause. Der Real-Star mit über 100 Länderspielen kickt seit zehn Jahren in Spanien – und verzückt jetzt wieder sein Heimatland. Mitsamt aller, die ganz nah dran sind. Julian Nagelsmann (36) über seinen fast gleich alten Chef im Mittelfeld: «Das Sympathische an ihm ist ja, dass er beim ersten Telefonat von der ersten Minute an gesagt hat, dass er kein alleiniger Heilsbringer sei», so der Bundestrainer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Nicht der alleinige Heilsbringer, aber ein grosser – zumindest bei der Comeback-Partie. 95 Prozent seiner Pässe kommen an. 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt er. 146 Ballkontakte sammelt Kroos gegen die Franzosen. Und der erste Ballkontakt für Deutschland seit fast zwei Jahren ist gleich der beste. Anstoss von Havertz zu Kroos, Drehung zum eigenen Tor, Drehung nach vorn, langer Ball zu Wirtz, Tor nach acht Sekunden. Ein Blitzstart ins EM-Jahr.
Heikle Punkte plötzlich im Hintergrund
Auch die frischen Kräfte nähren die Hoffnung. «Sie brennen und geben Gas, um ihre Einsatzminuten zu bekommen, und das vielleicht noch etwas mehr als Spieler, die zehn Jahre lang dabei waren», meinte Sky-Experte Lothar Matthäus (63), Rekordnationalspieler Deutschlands (150 Einsätze), bereits vor dem Sieg. Er spricht von Bundesliga-Nummern wie Chris Führich (26), Deniz Undav (27), Waldemar Anton (27) und Maximilian Mittelstädt (27, alle Stuttgart). Alle kamen gegen Frankreich zum Zug.
Die Aufbruchstimmung verdeckt sogar potenzielle Brandherde wie den Ausrüster-Wechsel nach über 70 Jahren von Adidas zu Nike ab 2027, der bis nach ganz oben in der Politik für Aufregung sorgt. Wirtschaftsminister Robert Habeck (54) kritisierte den Deal und wurde nun vom DFB zum Hintergrundgespräch eingeladen. Daneben gibt es Diskussionen um den Nagelsmann-Vertrag, der nach der EM ausläuft. Und das polarisierende pinke Auswärtstrikot.
Jetzt überwiegt erstmal das Positive. Doch die nächste Prüfung steht an: Rivale Holland am Dienstagabend (20.45 Uhr, RTL). Kommen im blauen Himmel über Fussball-Deutschland wieder Wolken dazu, oder hellt er sich noch mehr auf?