Das war ganz schön schräg, dieses Spiel der Italiener gegen Kroatien. Siebzig Minuten lang bringen sie kein Bein vors andere, wirken verunsichert. Und als sie in Rückstand geraten, lösen sie alle taktischen Fesseln, spielen wild und vogelfrei, sind mit der puren Verzweiflung als Antrieb weit besser als in den geordneten ersten siebzig Minuten.
Womit mag das zusammenhängen? Ich werde den Eindruck nicht los, dass Coach Luciano Spalletti die Köpfe der Spieler mit zu vielen Informationen gefüllt und überfüllt hat. Das hat eine regelrechte Blockade erzeugt. Man könnte einwenden, dass sie doch Chancen hatten. Bastoni gar eine riesige, klar. Aber das war dem langsamen kroatischen Tempo geschuldet.
Hinten, da steht Italien ganz gut. Bastoni macht eine starke EM. Calafiori ist der beste italienische Feldspieler. Er hat Ideen, Energie und ist stark bei stehenden Bällen. Dass er nun fehlt, kommt uns zugute! Und natürlich ist Goalie Donnarumma schlicht grossartig.
Italiens Sturm ist quasi inexistent
Aber nach vorne? Da gibts nur Fragezeichen. Chiesa spielt bei Juve mal und dann wieder nicht, ist ausser Form. Auch Raspadori ist bei Napoli nicht gesetzt. Retegui in Ehren, aber der spielt bei Genoa. Und auch die Qualität von Atalantas Scamacca ist nicht überragend. Kommt hinzu, dass Dimarco nicht mehr in der Inter-Form ist. Und Barella, der eigentliche Anführer dieses Italiens, scheint am meisten unter dem Spalletti-Syndrom zu leiden.
Auch dieses verrückte Tor in der 98. Minute wird nicht viel ändern, weil die Qualität schlicht fehlt.
Wir sind Favorit!
Was für uns bedeutet: Spielen wir wie gegen Deutschland, kommen wir weiter. Locker. Sofern wir mit der Favoritentrolle umgehen können, die wir wohl erstmals in der Geschichte gegen Italien innehaben.