Bisher hat Niclas Füllkrug (31) an dieser Europameisterschaft nur 73 Minuten gespielt. Dafür gleich zweimal eingenetzt. Die Nati-Fans werden sich schmerzlich ans letzte Gruppenspiel erinnern.
Ganz anders Kai Havertz (25), der gesetzte Stürmer bei Deutschland. Der Arsenal-Spieler ist in seinen bisherigen Einsätzen blass geblieben und hat nur vom Penaltypunkt getroffen.
Logisch flammt vor dem Achtelfinal gegen Dänemark die Stürmerdiskussion neu auf. Soll Füllkrug weiterhin Joker bleiben, oder soll Havertz für ihn in der Startelf weichen? Es ist die Frage, die man sich in der gesamten Bundesrepublik stellt. Selbst die Experten sind sich uneinig.
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Eigentlich hat im Ensemble von Julian Nagelsmann (36) bisher alles bestens funktioniert. Doch die Verlockung, Füllkrug in die Startelf zu nehmen, dürfte gross sein. Denn die Statistik des BVB-Stürmers spricht eine klare Sprache: vier Tore in fünf Spielen bei WM- und EM-Einsätzen. Alle hat er als Joker erzielt. Einfacher dürfte die Rechnung also nicht sein: mehr Spielzeit gleich mehr Tore. Warum soll Füllkrug in 90 Minuten nicht sogar öfter treffen?
Die Lücke der Nation
Unter den Fans scheint der Tenor klar. Sie wollen Füllkrug von Beginn weg auf dem Platz sehen. «Fülle» ist längst der neue Liebling der Deutschen. Mit «Füllkrug mit Bier, wir werden König von Europa» ist ihm sogar ein Song gewidmet, der das Zeug zum absoluten Ballermann-Hit hat.
Doch beliebt ist Füllkrug nicht nur wegen seiner Torgefahr. Es ist auch seine Art, die im Volk bestens ankommt. Er ist bodenständig, nahbar, hat eine Freundin aus seiner Schulzeit, hat grosse Teile seiner Karriere in der Fussballprovinz mit jeder Menge Zweitliga-Fussball verbracht. Und dann ist da noch sein Markenzeichen: die Zahnlücke. «Lücke» wird er deshalb genannt.
Nicht perfekt, trotzdem stark
Als Jugendlicher habe Füllkrug eine Zahnspange getragen, die den Abstand zwischen den Zähnen bewusst begünstigte. «Die Lücke wurde geweitet, damit genug Platz für ein Implantat entsteht», erklärte er. Die Behandlung wollte er später allerdings nicht fortsetzen und fand sich stattdessen mit seiner «Lücke» zurecht. Andere Fussballstars hätten sie längst korrigieren lassen. Er nicht.
Dieses Nicht-perfekt-Sein findet Anklang. Verbunden mit seinen geschossenen Toren macht ihn das zur Hoffnung Deutschlands. Ob Nagelsmann ihn aber von Beginn weg gegen Dänemark bringt, bleibt abzuwarten.