Der Cup-Halbfinal zwischen Winterthur und Servette (0:1) hinterlässt einen faden Beigeschmack. Anstatt des Resultates beherrschen die Ausschreitungen im und ums Stadion nach Schlusspfiff die Schlagzeilen. Fackeln wurden geworfen, Polizisten attackiert und die frisch renovierte Unterführung des Bahnhofs Winterthur beschädigt.
Wie der «Landbote» berichtet, waren an den Ausschreitungen nicht nur Anhänger der beiden Teams beteiligt. Auch rund 70 Lausanne-Fans sollen auf der Schützenwiese gewesen sein – zu erkennen an blau-weissen Sturmmasken und ihren typischen schwarzen Schuhen.
Nur: Wieso reisen Lausanne-Fans zu einem Spiel ohne ihr Team? Ganz einfach: Sie pflegen eine lange Freundschaft zu den FCW-Anhängern. Anders sieht hingegen ihr Verhältnis zu den Servettiens aus. Bei den Léman-Derbys krachts gerne mal – letztmals etwa im Dezember.
Italienische Ultra-Gruppierung auch dabei
Die Lausanner waren aber, wie der «Landbote» berichtet, nicht die einzigen Gäste in der Winterthurer Kurve. Auch Mitglieder der Drughi waren vor Ort – und das gemäss Bericht nicht zum ersten Mal. Dabei handelt es sich um eine ursprünglich italienische Ultra-Gruppierung aus dem Umfeld von Juventus Turin. In Winterthur waren wohl Mitglieder ihrer Schweizer Sektion im Stadion, die aus der Region stammen.
Für ihren Namen hat sich die Drughi vom Buch «Uhrwerk Orange» inspirieren lassen, in dem eine Gang «Droogs» heisst, was Freunde bedeutet. Ihren Ursprung hat sie im Jahr 1987, als Differenzen in einer anderen Ultra-Gruppierung zur Spaltung führten. Daraus entstand in den frühen 1990er-Jahren die Drughi.
In den Schlagzeilen war sie 2019. Damals kam im Rahmen einer Razzia in mehreren italienischen Städten heraus, dass sie mit der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta zu tun hat. Zwölf Anführer wurden verhaftet. Der Vorwurf: schwere Erpressung, Geldwäsche und Nötigung.
Juventus Turin selber hatte Anzeige gegen die Drughi erstattet. Nachdem der Klub Ticket-Vergünstigungen für die Ultras gestrichen hatte, sollen diese den Schwarzhandel angekurbelt und versucht haben, den Klub zu erpressen. (bir)