Darum gehts
- Freddy Mveng spielt trotz Riss in der Wadenmuskulatur Cup-Halbfinal gegen YB
- Ex-Profi sagte Sieg gegen YB wegen kleiner gewordenen Niveauunterschieds voraus
- Der Seeländer feiert mit genau einem Bierchen, weil der Gang nach Cham wartet
Es gibt Geschichten, die sind fast zu schön, um wahr zu sein. So jene um Freddy Mveng (32), das Metronom im Bieler Mittelfeld.
Auch gegen YB ist Mveng unverzichtbar. Dabei war seine Teilnahme ein Wettrennen gegen die Zeit gewesen, das er ebenso gut auch hätte verlieren können. Das Mittwochstraining muss er abbrechen. Die Wade zwickt. Am Donnerstag gehts zum Doc statt ins Training. Am Freitag leise Entwarnung. Freddy kanns probieren. Im Abschlusstraining macht er nicht voll mit. Und auch beim Warm-up schlurft er nur ein bisschen rum.
Kann der wirklich spielen?
«Finale? Am Samstag wartet Cham»
Er spielt! Nichts mehr mit Schlurfen. Er hält das Bieler Mittelfeld zusammen, wie eh und je. Zumindest 71 Minuten lang. Dann gehts nicht mehr. Er macht Moulin Platz.
Nach dem Spiel humpelt er übers Spielfeld, als wenn er mehrere Wochen Pause einlegen müsste. Die Wade ist dick eingebunden. «Ich habe einen Muskelfaserriss von zwei Zentimetern in der Wade. Aber okay. Ich habe einen unglaublichen Arzt, der Wunderdinge vollbringt. So habe ich siebzig Minuten durchhalten können.»
Aber fürs Final wirds reichen – oder? «Final? Wie kommst du darauf? Wir spielen am Samstag in Cham. Da will ich wieder auflaufen. Das ist das wichtigere Spiel, denn der Aufstieg ist unser Primärziel!» Und nicht der Cup. Das ist «nice to have.» Aber sehr nice.
«In einem einzigen Spiel kann der Unterklassige immer gewinnen»
Und das Verrückte? Mveng hatte den Sieg gegen YB vorausgesagt. Mit der Begründung, dass die Super League diese Saison schlicht schwach sei. Und dass das aktuelle YB qualitativ meilenweit von jenem aus den ersten Meisterjahren nach 2018 entfernt sei. «Siehst du? Ich habe recht gehabt. Das habe ich nicht aus mangelndem Respekt vor YB gesagt. YB ist doch eigentlich viel besser als wir. Auf dem Papier. Aber wir hatten so viel Energie. Da war der Sieg zwingend.»
Und Mveng liefert nach: «Die Niveauunterschiede sind in der Schweiz viel kleiner geworden. Da kann man in einem einzigen Spiel schon mal gewinnen, wie in diesem Fall, auch wenn wir natürlich Glück gehabt haben.»
Es gibt genau ein Bierchen – wegen Cham
Man stelle sich vor, Hoarau, Nsame und Sulejmani hätten da getanzt, sagt Mveng noch. «Aber ich will lieber über uns sprechen.» Sagts, humpelt davon. Nicht ohne eine grosse Party anzusagen. «Aber mit genau einem Bierchen. Es wartet, wie gesagt, Cham. Da können wir den Leaderthron zurückerobern. Also: moderater Alkoholkonsum.»
Im Final wartet nun Basel und nicht Lausanne. Es wäre für Mveng ein ganz besonderes Duell gewesen, ist das Waadtland noch seine Schweizer Heimat. Doch der Ex-Profi sagt dazu nur: «Also ganz ehrlich? Das ist mir vollkommen egal.» Alles, was zähle, ist, das Biel drin sei.