Dzonlagic-Treffer ebnet Biel den Cup-Coup gegen Lugano
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Die Sensation ist perfekt:Dzonlagic-Treffer ebnet Biel den Cup-Coup gegen Lugano

«Wir schlagen YB im Halbfinal»
Freddy Mveng glaubt an Bieler Cup-Coup

Freddy Mveng ist der Taktmesser im Team von Promotion-Ligist Biel. Der Mann, der schon die gesamte Romandie und auch YB gesehen hat, ist sicher: «Wir kommen in den Final!» Und er begründet das akribisch.
Publiziert: 25.04.2025 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: vor 23 Minuten
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Freddy Mveng mit seinem von seiner Frau Sarah aufgepimpten Fussballschuh.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

  • Ex-Profi Fredy Mveng will mit dem FC Biel in den Cupfinal
  • Mveng glaubt an Sieg gegen YB aufgrund gesunkenen Niveaus im Schweizer Fussball
  • Er hat in seiner Karriere 92 Super-League-Matches und über 200 Profispiele gemacht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Im «Journal du Jura» nannten sie ihn auch «den alten Weisen». Fredy Mveng muss lachen. «Also alle sagen, ich sei alt. Fast schon im Pensionsalter. Weil heute so viele 17-, 18-Jährige mitspielen. Früher hätte man bei einem 32-Jährigen vom goldenen Alter gesprochen …» Wieder lacht der Kameruner, der als Vierjähriger mit seiner Mutter in die Schweiz kam. Weil er oft lacht. Mveng ist eine Frohnatur mit gesundem Humor. Aber auch ein reflektierter, organisierter Mensch.

Mvengs akribische Begründung seiner Prognose

So begründet er auch ganz genau, warum er sagt: «Wir werden YB schlagen. Denn wir wollen unbedingt im Wankdorf spielen.» Doch das ist nicht die eigentliche Begründung. Auch nicht jene, dass man gegen eine auf dem Papier klar bessere Mannschaft auf die Länge einer Meisterschaft keine Chance haben würde, aber in einem Spiel, einem magischen Moment schon.

Sondern: «Das Niveau im Schweizer Fussball ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Wenn ich zum Beispiel die aktuelle Mannschaft der Berner vergleiche mit dem Meisterteam von 2018, dann sind das Welten! Auch St. Gallen zu Beginn der Ära Zeidler war viel besser als das aktuelle Team. Oder Lugano. Ein richtig starkes Lugano hätten wir doch niemals schlagen können!» Kleine Anekdote: Dafür hat die U21 der Tessiner Rache genommen und 4:3 gewonnen. Die Luganesi sind … Tabellenletzter. Mveng weiter: «Mittlerweile holen doch alle Klubs irgendwelche mittelmässige junge Ausländer, die sie später für 2 Millionen zu verkaufen hoffen. Das senkt das Niveau. Und so ist die Differenz zwischen einem Promotion-League-Klub und einem Superligisten kleiner geworden. Also gewinnen wir gegen YB ...» Der nächste Lacher.

Mvengs Karriere: Eine Drei-Groschen-Oper

92 Super-League-Spiele hat Mveng gemacht. Über 200 auf Profi-Ebene. Aber seine Karriere war nicht linear. Ein stetes Auf und Ab. Eine richtige Drei-Groschen-Oper des Fussballs, vom Prunk zur Bettelei und zurück:

Nach der Juniorenzeit in Lausanne geht Klein Freddy mit 16 zu Xamax, macht mit 17 sein erstes Profispiel. «Trainer Pierre-André Schürmann setzte voll auf die Jungen. Toll für mich.» Es geht weiter nach Bern, zu Übercoach Christian Gross. «Der erste Treffpunkt war eine Autobahn-Raststätte. Und da war dieser Monsieur, den ich nur von der Champions League mit Basel kannte. Was für ein Moment für einen 19-Jährigen. Leider klappte in Bern nicht viel. Da war grosses Ego wegen der vielen grossen Namen.»

Es folgt die Ausleihe nach Wohlen, weil sich Mveng die Bänder gerissen hat. «Immerhin traf ich da auf David Sesa. Ganz einfach ein Supertyp.» Es geht nach Sion. Zum ersten Mal. «Präsident Christian Constantin wollte mich unbedingt, Trainer Michel Decastel nicht. So war das nix. Es geht zurück in die Lausanner Heimat. «Gleiches Problem wie in Sion. Der Präsi holt mich. Der Trainer braucht mich nicht wirklich.»

Erneut nach Neuenburg. «Ich musste unbedingt wieder spielen. Also ging ich zu einem Amateurklub, der Xamax nach dem Konkurs war. Die Freude am Fussball kehrte zurück.»

Und auch jene am Wechseln. Nächste Destination: wieder Sion. «Dijon aus der Ligue 1 bot mir einen Vertrag an. Aber CC wollte mich sehen und bat mich in sein Büro. Und wie das so ist dort: Man geht mit einer fixen Idee hinein. Eine halbe Stunde später bleibt nichts davon übrig. Er hat dich vom Gegenteil überzeugt. So unterschrieb ich. Zumal mir der Sprung zu Dijon in meiner Situation als zu hoch erschien. Der erste Coach war ein gewisser Didier Tholot. Es folgten in diesen drei Jahren CC, Sébastien Fournier, Paolo Tramezzani, Gabi, Maurizio Jacobacci. Habe ich alle?» Keineswegs! Es fehlen Peter Zeidler und Murat Yakin … «Es war auch eine verrückte Zeit.» Mit dem Paramilitär-Camp in Montpellier als crazy Höhepunkt. «Das war aber nicht so schlimm. Wir sind ja nicht in den Krieg oder in den Irak gezogen.» Inter-Superstar Federico Dimarco hat die Story letzthin in den italienischen Medien breitgetreten und für ein Riesen-Medienecho gesorgt. «Nun, wenn die Italiener ein Blatt Papier in die Hand kriegen, machen sie einen Wald daraus. Für uns ist es immer noch ein Blatt Papier ...» Es folgt der bisher lauteste Lacher. In Sion wird dann Stéphane Henchoz Coach, der will Mveng nicht mehr.

So gehts zum dritten Mal zu Xamax. «Und Henchoz, der in Sion mittlerweile weg war, folgt mir nach. Immerhin spielte ich nun. Aber wir stiegen ab. Ich machte dennoch eine weitere Saison dort.»

Danach ist Mveng arbeitslos. «Ich brauchte eine Pause. Fussball nach der Pandemie war für mich schwierig geworden. Doch ich ging in die U21 des FC Sion, um mich in Form zu halten.» Es folgt der Anruf des FC Biel im Frühling 2022.

Der grösste Coup in der Geschichte des Schweizer Fussballs?

Und da stehen wir jetzt. Amateur-Fussball. Kann man vom Lohn eines Promotion-League-Kickers leben? «Nicht wirklich. Zumal Biel kein hohes Budget hat. So habe ich meine eigene Firma gegründet. Im Onlinebereich.» Details dazu behält Mveng für sich. Es gehe um Kinder und Mütter.

Es ist jedenfalls alles angerichtet für den «grössten Coup in der Geschichte des Schweizer Fussballs». So sieht man das im Seeland. Mittendrin: Freddy, «unser Metronom», wie Sportkoordinator Oliver Zesiger Mveng nennt. Und mit den von seiner Frau Sarah aufgepimpten Fussballschuhen – es prangt Manga-Fighter Lorenor Zorro drauf – kann ja fast nichts schiefgehen.

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