Dzonlagic-Treffer ebnet Biel den Cup-Coup gegen Lugano
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Die Sensation ist perfekt:Dzonlagic-Treffer ebnet Biel den Cup-Coup gegen Lugano

Biel-Trainer Chaibeddra nach der Cup-Sensation
«Wir haben geschwitzt und gebetet»

Ein historischer Abend, ein Trainer der kaum Worte findet und ein überragender Torhüter, der alles hält. Biel steht Kopf!
Publiziert: 12:53 Uhr
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Aktualisiert: vor 7 Minuten
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Kurz vor 22.30 Uhr brechen in der Tissot Arena alle Dämme.
Foto: Urs Lindt/freshfocus

Auf einen Blick

  • FC Biel schlägt Lugano sensationell und steht im Cup-Halbfinale
  • Torhüter Raphael Radtke brilliert mit herausragenden Paraden
  • Trainer Samir Chaibeddra (35) führt Biel zum historischen Sieg
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Minute 92. Lugano wirft alles nach vorne. Die letzte Flanke segelt in den Bieler Strafraum. Ein Pfostenschuss, Chaos im Fünfmeterraum – doch dann ist da einer: Raphael Radtke (22). Mit einer Reflexaktion kratzt er den Ball irgendwie noch von der Linie. Der junge Torhüter wächst über sich hinaus und beweist: Im Cup ist alles möglich! Die letzten Sekunden ticken, bis Malko Sartoretti (20) durchbricht und das 2:0 erzielt. Die Tissot Arena explodiert! Spieler stürmen jubelnd über den Platz, Trainer und Ersatzbank rennen aufs Feld. Biel steht Kopf!

Ein Torhüter, der zur Wand wird

Der FC Biel schlägt den Super-League-Titelkandidaten und zieht sensationell in den Cup-Halbfinal ein. Ein magischer Abend, an den sich die Stadt noch lange erinnern wird. Und Lugano? Planlos, ideenlos. Kein Tempo, kein Konzept. Als Favorit angereist, taumelt der Spitzenklub durch die Partie, findet kein Mittel gegen die leidenschaftlichen Bieler. Dagegen ein Team, das von Beginn an mutig, furchtlos und mit voller Überzeugung spielt. Ein Team, das an sich glaubt. Ein Torhüter, der zur Wand wird. «Wir haben gezeigt, dass im Cup alles möglich ist!», sagt Radtke, noch immer voller Adrenalin. «Das Jubiläum beflügelt uns. Wir möchten der Schweiz zum 100-Jährigen einen guten Unterklassigen präsentieren!»

Trainingsfrei am nächsten Tag? Egal. Feiern? Keine Zeit. «Ich gehe am Donnerstag wieder in die Uni und versuche, dort den heutigen Abend zu verarbeiten. Ich bin auch nur ein normaler Mensch», lacht er. Doch bevor er weiterreden kann, zieht ihn der Medienchef zum Fernseherinterview. Ungläubig schaut er sich um. Plötzlich kennt ihn jeder.

Erster Drittligist seit 26 Jahren

Auch Trainer Samir Chaibeddra (35) kämpft mit den Emotionen. Seine Stimme zittert, als er nach Worten sucht. «Wir haben geschwitzt und gebetet», sagt er schliesslich, während seine kleine Tochter jubelnd um ihn herumtanzt. Tränen schimmern in seinen Augen. Ein Moment, den so schnell niemand vergessen wird. Die Nerven flatterten, als Lugano in der Schlussphase mit Renato Steffen (33) und Mattia Zanotti (22) seine Stars brachte. «Für mich sind das zwei Weltklassespieler, die immer den Unterschied machen können», gibt Chaibeddra zu. Doch an diesem Abend war Radtke der Star.

Die Nacht in Biel wird lang – der Favoritensturz elektrisiert die ganze Stadt. Und was jetzt? Biel träumt weiter. Der Cup-Halbfinal wartet – und vielleicht auch eine neue Sensation. Es ist das erste Mal seit 26 Jahren, dass ein Verein aus der dritthöchsten Spielklasse dieses Wunder schafft. Für Biel ist es jedoch nicht der grösste Erfolg im Cup: 1960/61 gelang dem Klub bereits der Finaleinzug gegen den FC La Chaux-de-Fonds, den man jedoch mit 0:1 verlor. Ist das nun ein weiteres Kapitel in der Geschichte? Vielleicht. Aber eines, das noch nicht zu Ende geschrieben ist.

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