Murat Yakin (49)
Der Schweizer Nati-Trainer gewann unter Christian Gross mit GC und Basel fünf Meistertitel und drei Cupsiege. «Er war sicher derjenige, der mich am meisten geprägt hat und von dem ich sehr viel lernen konnte», erinnert sich der Basler. «Ich mag mich erinnern, dass er zu Beginn nur einen Assistenten hatte und er Zubi teilweise vor einem Spiel sogar noch selber eingeschossen hat. Bei GC sind wir einmal aneinandergeraten, weil er, wenn etwas nicht funktionierte, auf die jungen Spieler losgegangen ist, und ich das öffentlich kritisierte, was ich im Nachhinein natürlich nicht mehr so machen würde. Danach hatten wir aber ein sehr gutes Verhältnis.»
Später, als Gross Trainer von Tottenham war, wollte er Yakin verpflichten. «Er lud mich nach London ein und zeigte mir das ganze Trainingsgelände. Richtig konkret wurde ein Transfer dann aber nie.» Später kreuzten sich die Wege wieder beim FCB. «Er verbot mir das Golfen. Nachdem wir einmal in Manchester waren und dort auf einer Tafel stand ‹No Golf two days before the game›, führte er das auch bei uns ein, was natürlich vor allem mir galt», so Yakin mit einem Lachen. «Christian Gross war sehr authentisch und legte Wert auf einen korrekten Umgang. Er war für uns der ‹Trainer› oder ‹Herr Gross›, erst später in Basel durfte ich ihn duzen. Er sprach die Spieler immer mit Sie und dem Vornamen an. Disziplin, Organisation und Motivation waren für ihn sehr wichtig, aber auch bei der Taktik, Strategie und Gegneranalyse hatte er seine Qualitäten. Ein sehr guter Mix.»
Gross' Ansprachen seien oft elektrisierend gewesen. «Er arbeitete viel mit Symbolen. Einmal beschenkte er nach der Sommerpause jeden Spieler mit einer Kette aus Haifischzähnen. Die Botschaft lautete: Ihr müsst so scharf wie ein Haifischzahn sein. Auch das Matterhorn brachte er immer wieder ins Spiel, und einmal schickte er allen aus den Ferien eine Postkarte», so Yakin. Über die berühmte Szene aus dem Dok-Film, als Gross Yakins Bruder Hakan zurechtwies, muss er noch heute schmunzeln. «Interessant am Ganzen ist, dass er überhaupt zugelassen hat, dass ein Filmteam in die Kabine durfte, denn diese war für ihn heilig», so Yakin. Auch bei Stadion-Touren im Joggeli habe er nicht zugelassen, dass jemand in die Kabine gehe. «Dass er später nach Saudi-Arabien ging, hat mich überrascht, da er sehr ordnungsliebend ist. Das zeigt aber auch, dass er für vieles offen und anpassungsfähig ist.»
Pascal Zuberbühler (53)
Zubi erinnert sich an eine der ersten Begegnungen mit Christian Gross, wie wenn diese gestern gewesen wäre: «Das war im Cup. Das Derby Frauenfeld gegen Wil.» Ein 18-jähriges Greenhorn gegen den ausgebufften Spielertrainer, der am Anfang seiner grossen Coaching-Karriere stand. «Bei stehenden Bällen kam der immer mit nach vorne. Und markierte, wessen Reich der Fünfer sei. Da waren Ellenbogen im Spiel. Und auch auf den Schuh stand er mir immer. Eine Respektsperson sondergleichen! Ich versuchte Eckbälle zu vermeiden, wo es nur ging. Dennoch blieb mir immer wieder mal die Luft weg, wenn dann ein Ellenbogen kam.» Reagiert habe Zubi nie. «Bei einem wie Christian Gross erduldet man das.»
Gross war später Zubis Trainer – zuerst bei GC, dann beim FC Basel. So entstand eine tiefe Freundschaft. «Wir haben noch regelmässig Kontakt. Auch wenn er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Ende 2023 fragte ich ihn, ob er mich für die Fifa an die Klub-WM begleiten wolle. Er sagte zu. Die stieg in Dschidda, wo er ja sechs Jahre lang bei Al-Ahli Coach gewesen und Meister sowie Pokalsieger geworden war. Was dann nach der Landung passierte, hatte ich noch nie erlebt. Auch nicht mit Arsène Wenger, mit dem ich viel unterwegs bin und der weltberühmt ist. Als Chrigl im Flughafen erkannt wurde, stand alles still. Die hörten auf zu arbeiten und riefen nur noch ‹Coach Gross! Coach Gross!› Jeder wollte ein Selfie oder ein Autogramm. Eine unglaubliche Vergötterung. Wie gesagt: So was hatte ich noch nie erlebt!»
Christian Gross wurde am 14. August 1954 in Zürich geboren und wuchs in Höngg als Sohn eines Polizisten auf. Als Spieler war er unter anderen bei GC, Xamax und St. Gallen und auch eine Saison beim VfL Bochum aktiv. Erfolgreicher war er als Trainer. 1993 wechselte er von Wil zu GC und gewann mit den Zürchern zweimal die Meisterschaft und einmal den Cup und schaffte mit dem Rekordmeister als erstes Schweizer Team den Einzug in die Champions League. Nach knapp einem Jahr in London bei Tottenham kehrte er 1999 in die Schweiz zurück und prägte beim FC Basel eine Ära. Mit dem FCB gewann Gross je vier Meister- und Cup-Trophäen und qualifizierte sich mehrmals für die Champions League. Später war er auch beim VfB Stuttgart, YB, bei Al-Ahli in Saudi-Arabien (Meister 2016) und bei Zamalek in Ägypten tätig. Seine letzte Trainerstation war Schalke, wo Gross im Frühjahr 2021 aber nach wenigen Monaten wieder entlassen wurde.
Christian Gross wurde am 14. August 1954 in Zürich geboren und wuchs in Höngg als Sohn eines Polizisten auf. Als Spieler war er unter anderen bei GC, Xamax und St. Gallen und auch eine Saison beim VfL Bochum aktiv. Erfolgreicher war er als Trainer. 1993 wechselte er von Wil zu GC und gewann mit den Zürchern zweimal die Meisterschaft und einmal den Cup und schaffte mit dem Rekordmeister als erstes Schweizer Team den Einzug in die Champions League. Nach knapp einem Jahr in London bei Tottenham kehrte er 1999 in die Schweiz zurück und prägte beim FC Basel eine Ära. Mit dem FCB gewann Gross je vier Meister- und Cup-Trophäen und qualifizierte sich mehrmals für die Champions League. Später war er auch beim VfB Stuttgart, YB, bei Al-Ahli in Saudi-Arabien (Meister 2016) und bei Zamalek in Ägypten tätig. Seine letzte Trainerstation war Schalke, wo Gross im Frühjahr 2021 aber nach wenigen Monaten wieder entlassen wurde.
Mario Cantaluppi (50)
Auch der heutige U21-Trainer des FC Basel schwärmt von seinem ehemaligen Trainer beim FCB. «Das Leben, das ich heute führe, das verdanke ich auch ihm. Er prägte mich mit seiner Fachkompetenz, mit seiner Menschlichkeit und vor allem mit seiner absoluten Professionalität. Er zeigte mir, was es braucht, um als Fussballprofi erfolgreich zu sein. Ein einprägsames Erlebnis? Als ich dachte, ich sei der Siebesiech und ich wisse alles, da fragte er mich: ‹Sie, Mario, bevor Sie jetzt noch gross weiterdiskutieren: Was steht auf Ihrer Visitenkarte?› Ich blickte ihn an und Gross sagte daraufhin: ‹Genau, so viel zum Thema.› Still sein, die erfahrenen Leute sprechen lassen, das umsetzen, was diese sagen und dann kommts gut.» Diese Philosophie vermittelt Cantaluppi heute seinen Spielern. Zu seinem 70. Geburtstag wünscht er seinem ehemaligen Trainer alles Gute. «Danke für alles. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.»
Kubilay Türkyilmaz (57)
Kubi und Gross – das war bei GC eine Art Ehe. Aber nicht eine aus Liebe, sondern eine von Respekt getragene. «Wir haben uns gemocht, das aber nie demonstriert», sagt der Blick-Kolumnist. «Allerdings mussten wir uns zuerst mal finden. Weil wir beide stolz und stur waren, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. So wie das in einer Ehe eben üblich ist.» In Erinnerung geblieben sind Kubi vor allem die teils «schrägen Dinge», die Gross als Motivationshilfen immer wieder ausgepackt hat. «Einmal zeigte er uns eine Schokoladen-Version des Meisterpokals. Er wollte damit demonstrieren, dass wir für unser Land mit dem Erringen des Titels so symbolhaft werden würden wie Schokolade.» Vor dem Spiel dürfte der Schoggi-Pokal unbeschadet geblieben sein. Danach? Kubi: «Ich weiss nicht mehr, ob wir ihn gegessen haben. Ehrlich.»
Boris Smiljanic (47)
Der ehemalige GC- und Basel-Verteidiger beschreibt Gross als sehr zuverlässige und vertrauensvolle Person. «Einfach gesagt, ist er für mich eine absolute Respektsperson. Er konnte sehr hart sein, aber man durfte es nie persönlich nehmen. Es ging ihm immer um den Beruf. Als Trainer war er eher distanziert. Als Privatperson dagegen ein sehr herzlicher und humorvoller Mensch», so Smiljanic. Ein Spiel, das ihm in besonderer Erinnerung blieb, war der gewonnene Cupfinal 2007 mit Basel gegen Luzern. «Da gingen wir in der Verlängerung durch ein Penaltytor von Daniel Majstorovic in Führung, und ich ging an die Seitenlinie und sagte zu ihm, dass wir das schon heimschaukeln werden. Da wurde er besonders laut und meinte, es sei noch nicht fertig. Das war typisch für ihn. Nie nahm er etwas auf die leichte Schulter und das verlangte er auch von uns Spielern.» Zu seinem runden Geburtstag wünscht Smiljanic Gross vor allem gute Gesundheit. «Das war ihm schon immer wichtig. Und er achtete auch sehr auf die Gesundheit seiner Spieler. Vor einem halben Jahr habe ich ihn das letzte Mal an einem Trainerkurs in Nyon gesehen. Da erlebte ich ihn fit. Und ich hoffe für ihn, dass er noch lange so fit und gesund bleibt.»
Benjamin Huggel (47)
FCB-Legende Huggel hat Gross viel zu verdanken: «Er hat mich zum Profi und zum Nationalspieler gemacht», sagt der heutige SRF-Experte. Besonders in Erinnerung bleiben Huggel jene Momente, in denen Gross selbst bei den Trainings-Spielchen mitgemacht hat. «Im 5 gegen 2 hat er immer Sprüche geklopft. Insbesondere, wenn die Brasilianer einen Fehler gemacht haben. Er hat dann so getan, als sei er ein Reporter von Radio Globo, der ein Interview mit dem Spieler machen will.»