Vergessen werde ich diese Episode nicht. Dabei vergisst man bei so vielen Episoden, die sich in 27 Jahren Blick angesammelt haben, so manche wieder. Wohl, weil sie durch bessere und neuere ersetzt werden.
Es war im Januar 2006. In La Manga, Südspanien. Trainingslager des FC Basel. Ich stand in den Startlöchern, das erste Training mitzuverfolgen. Das Team stand im Kreis, lauschte der Ansprache des Coaches. Da rief er: «Herr Kunz, kommen Sie mal bitte!» Ich tat wie geheissen, stand neben ihm, als er mich dem Team vorstellte. «Das ist jetzt der Mann, der neu für den Blick über den FC Basel berichtet. Jetzt haben Sie ein Gesicht zu einer schlechten Note.»
Gewähr, dass der Wortlaut genau so war, kann ich keine bieten. Aber es war so ähnlich. Ich kam mir ein bisschen blöd war, weil das noch nie passiert war (und auch nie wieder passieren sollte), und fragte mich: Warum tat Gross das? Wars ein bisschen böswillig, eine kleines An-den-Pranger-Stellen? Oder einfach Gross pur? Nie konformistisch. Immer anders.
Und ja, dann war da noch das «Herr Kunz». Und «Herr Gross». Die unübliche Anrede in der Sportwelt. Das Gegenstück zu CC, der jeden duzt. Irgendwann machten wir Duzis. Noch zu Basel-Zeiten. Bevor er das unselige Gastspiel bei YB gab, wo er von den Generälen Oertig, Rihs und Kaenzig in kürzester Zeit zermalmt wurde.
Das hinderte ihn aber auch in Bern nicht, den einen oder anderen Journalisten, der aus seiner Sicht unliebsamen Mist geschrieben hatte, vor versammelter Meute «abezupaniere».
Was blieb? Dass Gross in geselliger Journalistenrunde der meist-nachgeahmte Schweizer Trainer der Geschichte war. Das wird wohl auf ewig so bleiben. Weil er … unnachahmlich ist.