Nein, nein, beschwichtigt Reto Ziegler (38), der Captain von Challenge-League-Leader Sion. Man halte sich weder für so gut wie der FC Bayern, noch messe man sich an den Münchnern. «Im Gegenteil», so der Waadtländer. «Der Star ist das Team.» Und die Pseudo-Stars der letzten (Abstiegs-)Saison seien weg.
Doch was ist jetzt mit Bayern München? Nun, das Video-Team des FC Sion hat einen Film zusammengestellt zum Thema «Wie spielt man ein tief stehendes Team aus?» In der Hauptrolle: der FC Bayern. «Eine Problemstellung, mit welcher wir die gesamte Hinrunde konfrontiert waren», sagt Ziegler. Das werde im Frühling nicht gross anders werden. «Als Team, das es zu schlagen gilt, ist das normal. Mich stört es auch nicht. Im Gegenteil, es ist eine aufregende Herausforderung.»
Bewegung, Tempo und Präzision
Und Sion meistert sie immer wieder gut. Zu Rückrundenbeginn gabs zuerst ein 4:1 in Wil, dann ein 2:0 gegen Aarau. Und doch ist es oft schwierig, tief stehende Gegner zu knacken. Da ist es sicher hilfreich, sich bei Leroy Sané oder Harry Kane inspirieren zu lassen.
Was sind die Lösungen? Ziegler: «Es braucht viel Bewegung, Tempo und – weil oft fünf bis sechs Spieler auf einer Linie stehen – auch höchste Präzision.» Auch im Trainingscamp haben Ziegler und seine Mitspieler Anschauungsunterricht auf höchstem Niveau genossen. Und das live! Beim Spiel zwischen dem La-Liga-Zweiten Girona gegen Rayo Vallecano. «Auch das war sehr lehrreich, den Girona fand gegen den kompakten Vallecano-Block kaum je Lösungen. Aber mit andauernder Bewegung gelang das den Spielern von Girona schliesslich.»
Die Sion-Abwehr steht wie eine Eins
Das mit dem Knacken tief stehender Blöcke ist eigentlich das einzige Sion-Problem diese Saison. Denn die Defensive steht wie eine Eins. Mit 14 erhaltenen Toren stellt man klar die beste Abwehr der Liga. Der FC Thun, der nur zwei Punkte weniger auf dem Konto hat, hat als zweitbestes Team in diesem Bereich acht Treffer mehr kassiert. Einzig im Heimspiel gegen ebendieses Thun erlitt Sion in der letzten Viertelstunde Schiffbruch und verlor nach einer 2:0-Führung noch 2:3. Sonst wäre die Frage nach dem direkten Aufsteiger wohl bereits jetzt praktisch geklärt. Das Quartett Hefti, Ziegler, Schmied und Lavanchy harmoniert exzellent. Und dahinter steht mit Tim Fayulu ein exzellenter Goalie.
Kommt Djokic schon jetzt?
Aber eben: Sion hat mit 36 Toren weniger erzielt als Thun und selbst weniger als der Drittletzte Vaduz. Abhilfe leisten sollen also erstens der FC Bayern und Girona als Inspirationsquellen. Zweitens die unermüdliche Arbeit vor dem gegnerischen Tor des ehemaligen Starstürmers Didier Tholot (Saint-Etienne, Bordeaux, Basel, YB, Sion). Und drittens Dejan Djokic (23), der von Vaduz kommt. Fix ist, dass der Schweiz-Bosnier ab Sommer ablösefrei ist und für drei Jahre beim FC Sion unterschrieben hat. CC will ihn aber sofort haben. Die Verhandlungen sind am Laufen. Eine Frage des Geldes.
Sion ist auf einem guten Weg. Sechs Tore sind ein guter Wert. Die Beseelung durch Bayern und Girona trägt erste Früchte. Und wenn dann noch Djokic dazukommt, der in 20 Spielen für den FC Vaduz neunmal eingenetzt hat – dann wirds sogar sehr gut.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 18 | 13 | 33 | |
2 | FC Etoile Carouge | 18 | 5 | 30 | |
3 | FC Aarau | 18 | 8 | 29 | |
4 | FC Vaduz | 18 | 0 | 28 | |
5 | FC Wil | 18 | 5 | 25 | |
6 | Neuchatel Xamax FCS | 18 | -6 | 25 | |
7 | AC Bellinzona | 18 | -6 | 21 | |
8 | FC Stade Nyonnais | 18 | -16 | 18 | |
9 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 17 | 4 | 17 | |
10 | FC Schaffhausen | 17 | -7 | 16 |