Die Bilder sind unvergessen. 1989 stemmt Roger Wehrli, Mitglied der berüchtigten Abbruch GmbH von Nati-Coach Paul Wolfisberg, als Luzerner Captain den Meisterpokal in die Höhe. Der letzte Meistertitel des FCL. Doch Wehrli wirkt nicht wirklich glücklich. Was war passiert? Der Suhrer im «Blick Kick»: «Am Tag zuvor ist meine Mutter gestorben. Doch sie wollte, dass ich spiele. Darüber bin ich heute noch froh.»
Die Situation von Wehrlis FCL 32 Jahre später: Vor dem Auswärtsspiel gegen Tabellenführer Basel liegen die Luzerner auf Rang 9, punktgleich mit dem Tabellenletzten Lausanne. Der FCL steckt in der Krise. Unter der Woche macht Blick publik, dass es unter den Spielern eine interne Aussprache gegeben hat. Ergebnis: Nicht alle Spieler stehen offenbar hinter Trainer Fabio Celestini.
Die Hauptschuldigen sind 90% die Spieler
Wehrli: «Die Hauptschuldigen sind zu 90 % immer die Spieler. Und es ist immer geil, wenn sich die Spieler hinter dem Trainer, der in der Kritik ist, verstecken können. In der Mannschaft muss es irgendwie nicht stimmen, sonst wäre das nicht rausgekommen. Ich nehme nicht an, dass ein Blick-Mikro in der Kabine war.»
Die Gründe für die Krise?
Wehrli: «Luzern hat auch doppeltes Pech. Ich sah das erste Spiel gegen YB. Das war eines der besten Spiele, die ich von Luzern gesehen habe.» Der FCL führte 3:1, verlor in der Nachspielzeit noch mit 3:4. «Und der FCL hat auch wahnsinniges Verletzungspech.» Die Team-Leader Pascal Schürpf und Marius Müller fehlen seit Wochen.
Gedanken macht sich Wehrli zur aktuellen Transfer-Politik: «Man müsste Sportchef Remo Meier fragen, ob Trainer Celestini und Präsident Stefan Wolf mit den fünf, sechs Transfers auch einverstanden waren.»
Campo ist ein Zirkusdirektor
Eine klare Meinung hat Wehrli auch zu den beiden Deutschen Holger Badstuber (32) und Christian Gentner (36), die Anfang Saison zum FCL gestossen sind: «Wir hatten Top-Spieler wie Chappi oder Alex Frei in der Bundesliga, aktuell Spieler wie Yann Sommer. Doch der Schweizer Fussball wird in Deutschland immer noch belächelt. Der eine der beiden ist 36, der andere 32. Die dachten wohl, wir schauen uns jetzt noch die schöne Schweiz an. Doch es braucht hundertprozentige Leistung, sonst reichts auch in der Schweiz nicht.»
Wehrli über Trainer Celestini: «Er war schon als Spieler der spielerische Typ, nicht der grosse Kämpfer. In Luzern musst du von der Mentalität her einfach kämpfen. Wenn du kämpfst, darfst du auch einmal verlieren. Campo ist ein Zirkusdirektor, der braucht Fighter neben sich.»
Wehrlis Tip an die Mannschaft: «Die Spieler sollen miteinander mal eins saufen gehen. Wir gingen jeden Montag zuerst zum Nachtessen, dann bis zwei Uhr morgens ins Luzerner Hinterland. Der Präsident bekam jeweils schon um sieben Uhr in der Früh ein Telefon. Aber an diesen Abenden haben wir untereinander Klartext gesprochen.»
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