Die Szene ist legendär. Zum Saisonauftakt 2008 gibt Carlos Varela, damals im YB-Dress, ein Interview in den Katakomben. Nach der 1:2-Pleite mit YB gegen seinen Ex-Klub Basel liegen seine Nerven blank. «Wenn es einen Sieger hätte geben müssen, dann wäre das YB gewesen und nicht die arroganten Basler, die schlussendlich einfach einen traurigen Fussball spielen», bellt Varela damals ins Mikrofon des Berner Radiosenders «BE1».
Dann sind im Hintergrund plötzlich die Basler lautstark am Jubeln. Zuviel für Varela. «Heb dä Schlitte, du huere Schissdrägg du!», haut der Kultkicker zurück. Und erlangt mit diesem verbalen Aussetzer Legendenstatus.
13 Jahre später muss Varela darüber schmunzeln. Noch heute werde er auf dieses Interview angesprochen. Doch welche FCB-Spieler haben damals den YB-Hitzkopf so heiss gemacht? «Ich glaube, es war Valentin Stocker – und noch zwei, drei andere», erinnert sich Varela zurück. Und sagt dann: «Aber ihre Aktion finde ich geil. Ich hätte es wahrscheinlich gleich gemacht!»
Solche Dinge machen den Fussball schöner
Emotionen gehören nähmlich zum Fussball, sagt jener Mann, der mit Basel 2002 Meister geworden ist und erst später bei YB anheuerte. «Ich werde heute noch hässig, wenn ich merke, dass ein Spieler nicht das sagt, was er denkt. Es ist nur Fussball. Wir haben alle die gleiche Leidenschaft, aber die Ehrlichkeit muss da sein. Das macht den Fussball noch schöner.»
Bereuen tue er seinen verbalen Ausrutscher nicht. Auch, dass er seine ehemaligen Teamkollegen als arrogant bezeichnet hat, sei halb so wild. «Wenn ich arrogante Basler sage, dann beleidige ich niemanden. Ich meine nicht die Stadt, ich habe so viele Kollegen in Basel. Ich habe die Spieler gemeint. Die sind so arrogant aufgetreten. Aber sie konnten auch, sie waren damals Meister …»
«Heb dä Schlitte, du huere Schissdrägg du!», von wo Varela diesen Ausdruck hat, wisse er nicht. «Ich habe keine Ahnung», sagt er und lacht. «Vielleicht habe ich das irgendwo gehört. Vielleicht wollte ich auch etwas anderes sagen, ich weiss es nicht. Ich habe keine Erklärung.» Das ist mittlerweile auch egal. Sein Aussetzer ist heute auch so einer der kultigsten aller Zeiten. (mam/abö)