Bottas über seine Botschafterrolle bei «Save the Children»
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«Es öffnet mir die Augen»:Bottas über die Botschafterrolle bei «Save the Children»

Sauber-Pilot Valtteri Bottas besucht Hilfsprojekt
«Ich belohne mich nach jedem Rennen mit einem Bier»

Vor dem GP im Mexiko-Stadt besucht F1-Star Valtteri Bottas eine Kinderhilfsinstitution, was ihm die Augen öffnet. Der Finne über seine Botschafterrolle, seine Saison bei Alfa-Sauber, sein Bier-Ritual nach dem Rennen und Velo-Touren in der Schweiz.
Publiziert: 31.10.2022 um 19:52 Uhr
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Valtteri Bottas besucht in Mexiko-Stadt ein Kinderhilfsprojekt: Der Finne ist Botschafter für «Save the Children».
Foto: Save the Children
Matthias Dubach

Am Sonntag rast er mit dem Helm auf dem Kopf und mit bis 370 km/h auf Rang 10 und zum ersten WM-Punkt nach zehn Nuller-Rennen. Doch vier Tage vorher ist für Alfa-Sauber-Fahrer Valtteri Bottas (33) der Highspeed-Job in der Formel 1 weit weg. In diesem Moment dreht sich alles um eine gebastelte Schildkröte, die ein Dreikäsehoch dem F1-Star unbedingt zeigen will.

Bottas besucht zwei Tage vor dem ersten freien Training zum GP Mexiko eine Institution für Kinder bis 6 Jahre, die von «Save the Children» unterstützt wird. «Es hatte auch ganz kleine Kinder dabei. Die hatten keine Ahnung, wer ich bin. Bei den etwas älteren vermute ich, dass deren Eltern sie über mich aufgeklärt haben», sagt Bottas, der nach seinem Wechsel von Mercedes nach Hinwil Botschafter für die Kinderrechtsorganisation geworden ist.

Der Finne sagt: «Es war ein schönes Erlebnis, ich mag Kinder. Es war cool zu sehen, dass die Kinder einen schönen Ort haben, was in einer solchen Stadt überhaupt nicht selbstverständlich ist. In Mexiko-Stadt gibt es Gegenden, die nicht mit dem europäischen Standard zu vergleichen sind.» Die Armut ist allgegenwärtig. In der von «Save the Children» unterstützten Institution erhalten die Kinder Bildung und eine Tagesstruktur, weil die Eltern lange Arbeitstage haben.

Zwei Tage nach dem Besuch auf der Schattenseite des Lebens ist Bottas beim GP-Wochenende in Mexiko wieder mittendrin in der Glamourwelt der Formel 1.

Steigen Sie nach dem Besuch bei den Kindern mit schlechtem Gewissen wieder ins Rennauto ein?
Valtteri Bottas:
Einen solchen Ort zu besuchen, öffnet einem die Augen. Ich schätze es nun umso mehr, welch grosses Glück ich in meinem Leben habe. Ich habe eine gute Familie, eine gute Ausbildung und kann mit dem Rennfahren das machen, was ich liebe. Das Leben kann sehr unfair sein. In meiner privilegierten Position fühle ich mich verpflichtet, zu helfen.

Bottas persönlich

Der 33-Jährige ist nach J. J. Lehto, Mika Salo und Kimi Räikkönen der vierte Pilot aus Finnland im Sauber-Rennstall. Bottas' Weg in die Formel 1 ist vorgezeichnet, als er 2011 die Nachwuchsklasse GP3 gewinnt. Bei Williams-Mercedes wird er Testfahrer und ab 2013 Stammpilot. Williams ist damals noch konkurrenzfähig, Bottas holt Podestplätze und fährt in der WM zweimal in die Top 5. Der Blitz-Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg bringt Bottas 2017 unverhofft zu Mercedes ins beste Auto der Königsklasse. Auch, weil sein persönlicher Manager damals noch Mercedes-Boss Toto Wolff ist. Trotz zehn GP-Siegen und zwei Vize-WM-Titeln in fünf Jahren steht der Finne aber immer klar im Schatten von Teamkollege Lewis Hamilton. Ende 2021 kommts zum silbernen Abschied, Bottas dockt in Hinwil bei Alfa-Sauber an. Bottas lebt mit Freundin und Profi-Radrennfahrerin Tiffany Cromwell (34) in Monte Carlo. (md)

Der 33-Jährige ist nach J. J. Lehto, Mika Salo und Kimi Räikkönen der vierte Pilot aus Finnland im Sauber-Rennstall. Bottas' Weg in die Formel 1 ist vorgezeichnet, als er 2011 die Nachwuchsklasse GP3 gewinnt. Bei Williams-Mercedes wird er Testfahrer und ab 2013 Stammpilot. Williams ist damals noch konkurrenzfähig, Bottas holt Podestplätze und fährt in der WM zweimal in die Top 5. Der Blitz-Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg bringt Bottas 2017 unverhofft zu Mercedes ins beste Auto der Königsklasse. Auch, weil sein persönlicher Manager damals noch Mercedes-Boss Toto Wolff ist. Trotz zehn GP-Siegen und zwei Vize-WM-Titeln in fünf Jahren steht der Finne aber immer klar im Schatten von Teamkollege Lewis Hamilton. Ende 2021 kommts zum silbernen Abschied, Bottas dockt in Hinwil bei Alfa-Sauber an. Bottas lebt mit Freundin und Profi-Radrennfahrerin Tiffany Cromwell (34) in Monte Carlo. (md)

Wie helfen Sie?
Ich habe an diesem Wochenende einen speziellen Helm, den ich signierte und den das Team dann versteigern wird. Der Erlös wird an die Schule gehen, die ich besucht habe.

Das Bild, das Sie kürzlich Lewis Hamilton schenkten, hatte auch einen karitativen Hintergrund? Man sieht darauf, wie Sie selber nackt in einem Fluss baden.
(Schmunzelt.) Da ging es auch um den guten Zweck, ich habe einige Exemplare verkauft und so für Krebsopfer gesammelt.

Möchten Sie selber mal eine Familie gründen?
Solange ich in der Formel 1 bin, erscheint es mir ziemlich kompliziert. Zumal meine Freundin auch noch aktive Sportlerin ist. Aber eines Tages will ich auf jeden Fall Kinder haben.

Save the Children

Die Kinderrechtsorganisation «Save the Children» setzt sich in über 120 Ländern weltweit für das Wohl der Kleinsten ein. Valtteri Bottas besucht in Mexiko-Stadt eine Institution für Kinder von null bis 6 Jahren, in der das HEART-Projekt umgesetzt wird. HEART heisst Herz, steht bei «Save the Children» aber auch als Abkürzung für «Healing and Education through the Arts». Also dafür, dass künstlerische Tätigkeiten wie Zeichnen, Malen oder Musizieren in einer stressfreien Umgebung heilsame Wirkung für traumatisierte Kinder haben kann. Die Kinderrechtsorganisation finanziert sich mit Spenden. Das Video-Interview von SonntagsBlick mit Bottas entstand in Kooperation mit Save the Children Schweiz. (md)

Die Kinderrechtsorganisation «Save the Children» setzt sich in über 120 Ländern weltweit für das Wohl der Kleinsten ein. Valtteri Bottas besucht in Mexiko-Stadt eine Institution für Kinder von null bis 6 Jahren, in der das HEART-Projekt umgesetzt wird. HEART heisst Herz, steht bei «Save the Children» aber auch als Abkürzung für «Healing and Education through the Arts». Also dafür, dass künstlerische Tätigkeiten wie Zeichnen, Malen oder Musizieren in einer stressfreien Umgebung heilsame Wirkung für traumatisierte Kinder haben kann. Die Kinderrechtsorganisation finanziert sich mit Spenden. Das Video-Interview von SonntagsBlick mit Bottas entstand in Kooperation mit Save the Children Schweiz. (md)

Ihr Vertrag bei Alfa-Sauber läuft 2023 weiter. Früher bei Mercedes mussten Sie jede Saison wieder um einen neuen Einjahresvertrag zittern.
Es gibt jetzt viel weniger Druck von aussen. Ich kann mich voll auf die Arbeit konzentrieren. Diese Sicherheit habe ich zum ersten Mal in meiner Karriere. Es ist ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass man auch nächstes Jahr von der Arbeit profitiert, die man reinsteckt.

Aber vor ihrem 10. Rang in Mexiko gab es zehn Rennen ohne Punkte. Alfa Romeo ist vom Podestanwärter zur Nullnummer geworden.
Die Realität ist hart. Zu Beginn der Saison waren wir nahe an Red Bull und Ferrari dran, die Chancen auf ein Podest waren deutlich grösser als jetzt. Nun wäre ein Podest ein mittleres Wunder. Denn Mercedes hat aufgeschlossen, Alpine und McLaren sind auch deutlich stärker geworden. Wir arbeiten längst am Auto für nächstes Jahr und hoffen, dann wieder konkurrenzfähiger zu sein.

Doch egal, ob sie aufs Podest fahren, Punkte holen oder nicht. Sie trinken nach jedem Rennen ein Bier.
Das Bier nach jedem Rennen ist einfach eine Tradition bei mir. Nach getaner Arbeit muss eine Erfrischung her (lacht). Auch nach einer langen Radtour belohne ich mich selber mit einem Bier.

Wie kam es dazu, dass im Alfa-Fanartikel-Shop sogar ein ulkiger Fischerhut mit der Finnen-Flagge, Ihrem Logo und Bier-Emojis auftauchte?
Das war einfach ein Spass in der relaxten Zeit in den Sommerferien, den wir mit dem Hersteller der Fanartikel umgesetzt haben. In den Sommerferien trinkt man ja auch ein wenig Bier mehr als sonst. Es war eine lustige Sache. Und offenbar haben die Fans den Hut fleissig gekauft.

Sie sind enthusiastischer Radfahrer und organisieren in Finnland sogar ein eigenes Gravelbike-Rennen. Wie gut kennen Sie die Schweiz auf dem Velo?
Als ich vor dem Austin-GP ein paar Tage in Hinwil war, hatte ich mein Gravelbike dabei und bin eine schöne Runde um die Seen gefahren. Aber ich bin sicher, dass es in der Schweiz jede Menge weiterer schöner Radstrecken gibt. Einmal Ferien in der Schweiz zu machen, steht definitiv auf meiner Liste.

Vielleicht bleiben Sie ja bis zum Einstieg von Audi 2026 bei Sauber. Geht Ihre Karriereplanung so weit in die Zukunft?
Sicher ist das noch weit weg. Ich bin 33 Jahre alt, doch wenn du dir Fernandos Alter anschaust (Fernando Alonso ist 41, d. Red.), sehe ich eigentlich keinen Grund, warum ich dann nicht immer noch dabei sein sollte. Ich bin offen für alles.

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