Im ersten Training lag das Ferrari-Duo Sainz (seit zwei Rennen immer in der ersten Runde k.o.) und Jubilar Leclerc (100. GP vorne) um 0,046 Sekunden auseinander.
Im zweiten Training, das wegen des Pirelli-Reifentests für 2023 (wie in Austin) über 90 Minuten ging, wurde Ferrari nach 32 Minuten vom Schrott überrascht. Der Sünder: Leclerc, der in der WM nur noch zwei Punkte vor Pérez liegt (267:265). Das Training musste nach dem Crash für 15 Minuten unterbrochen werden. Am Ende setzte sich Russell bei diesem nichtssagenden «Training» vor Tsunoda durch.
Nur 7 Millionen Dollar
Bevor die Autos auf 2240 Meter Höhe auf die drittkürzeste GP-Strecke nach Zandvoort und Monza gingen, hat die FIA das Urteil im Betrugsfall von Red Bull-Honda ausgesprochen: 7 Millionen Dollar Busse (zählt nicht zum nächsten Budget!) und 10 Prozent weniger Zeit in den nächsten zwölf Monaten im Windkanal. Klar, dass die seit Wochen keine Gnade fordernden Rivalen über diese Strafe nicht amüsiert waren.
Doch selbst Mercedes-Boss Toto Wolff schaltete einen Gang zurück: «Das wichtigste ist eine robuste Rechtsprechung. Es wurden alle Prozesse eingehalten. Bei uns hat alles gepasst. Bei Red Bull waren 13 Dinge falsch. Wir mussten das auch alles korrekt abrechnen. Am Ende waren acht Teams okay, eines nicht!» Und Aston-Martin-Mercedes wurde für Verfahrensfehler beim Budgetdeckel mit 450 000 Dollar gebüsst.
Horner: «Widerwillig!»
Die Verletzung der Budgetobergrenze von 2021 betrug 2,15 Millionen Dollar – erlaubt waren 148,6 Mio. Die Bullen verzichteten nach dem Urteil auf eine Berufung. Chef Christian Horner: «Wir haben das Angebot der FIA widerwillig angenommen. Aber wir wollten das Kapitel hier und heute schliessen!»
Oder kurz: Red Bull gab den Betrug (oder wie es einige nennen wollen) zu! Horner: «Wegen der Inflation kann es in Zukunft bis zu sechs Teams treffen. Unsere Strafe setzt jetzt den Präzedenzfall. Die Bussen im nächsten Jahr könnten härter ausfallen!»
Budgetdeckel eine Farce?
Eins ist klar: Der Budgetdeckel, der von Jahr zu Jahr immer kleiner werden sollte, hat die erste Prüfung nicht bestanden. Die Sache wird ein Ärgernis bleiben! Das glaubt auch McLaren-Boss Zak Brown: «Wenn die FIA glaubwürdig bleiben will, dann müssen die Strafen in Zukunft härter ausfallen. Wir kennen jetzt den Tarif, aber wer willentlich die Regeln bricht, darf nicht mit einer so milden Strafe davonkommen!»
Alle fünf «Rookies» hinten
Im ersten Training auf der 2240 Meter hoch gelegenen Strecke wurde die Luft für einige Stammpiloten nicht «dünner». Denn sie konnten sich gegen die nur am Freitag eingesetzten Teamkollegen klar durchsetzen.
So forderte Logan Sargeant (USA) bei Williams als Nachfolger den scheidenden Latifi. De Vries (Ho, 2023 bei Alpha Tauri) durfte sich bei Mercedes gegen Hamilton versuchen. Jack Doohan (Aus) konnte sich bei Alpine an Alonso messen. Liam Lawson (Neus) trat bei Alpha Tauri-Honda gegen Gasly an.
Und Pietro Fittipaldi (früh mit einem Motordefekt) war so gegen Schumi bei Haas-Ferrari natürlich chancenlos. Ja, der Brasilianer löste damit die einzige rote Flagge aus.
Glück für Alfa-Sauber
Bei Alfa-Sauber gabs die beste Nachricht des Tages schon in der Nacht auf Freitag: Die FIA krempelte das Austin-Resultat wieder um, schmetterte den Haas-Protest um und holte Alonso (Alpine) vom 14. wieder auf den 7. Platz zurück.
Der Spanier bekam recht: «Wenn die Kommissäre glauben, dass ich mich mit einem unsicheren Auto auf der Strecke befinde, dann dürfen sie mich das Rennen auch nicht zu Ende fahren lassen!» Dieser Logik konnte nicht widersprochen werden. Und so jubelten auch die Hinwiler: Sie liegen auf dem 6. WM-Rang jetzt wieder mit drei Punkten vor Aston Martin (52:49).
Die «Grünen» bleiben gefährlich
Alfa-Sauber ist jedoch positionsmässig weiter in Gefahr. Doch Vettel, der zu Ehren seines früheren Chefs Didi Mateschitz (+78) mit einem Red Bull-Helm und «Danke Didi» antrat, sowie Stroll, wollen die «Grünen» schon am Sonntag nach vorne bringen.
Können die seit zehn Runden mit nur einem Punkt herumfahrenden Hinwiler (Zhou 10. in Monza) den Angriff abwehren? Auch das zweite Training gab darüber noch keinen Aufschluss. Klar, die Piloten mussten sich fast die ganze Zeit auf den Gummi für 2023 konzentrieren. Nach 88 Minuten flog Zhou dann raus – der Chinese rollte in einer Kurve aus und brachte dadurch die rote Flagge ins Spiel.