Als Blick im Juni beim GP von Montreal (wo es gleich zehn Punkte gab!) exklusiv den Sauber-Deal mit Audi verkündete, wurde Chef Fred Vasseur (53) sauer. Der Franzose hatte Blick gegenüber auf Williams getippt.
McLaren gab Audi einen Korb
Aber die Deutschen, die eigentlich McLaren übernehmen wollten, blitzten auf der Insel ziemlich schnell ab. Der zweitälteste Rennstall nach Ferrari (184 Siege) wollte nicht verkaufen, seine Eigenständigkeit bewahren. Und die Audi-Verhandlungen mit Williams waren eher formell.
Das ist bei Sauber (seit 1993 dabei) anders. Dort kämpfte man seit dem plötzlichen und stillosen Ausstieg von BMW nach vier Jahren (Ende 2009) mehrfach nur noch ums nackte Überleben.
«Gleiche Werte und Visionen»
Dank dem milliardenschweren Rausing-Clan (Tetra-Pak) blieb der Schweizer Rennstall mit Höhen und Tiefen am Leben. Und jetzt der Befreiungsschlag.
Finn Rausing, CEO der Sauber Holding: «Audi ist der beste strategische Partner für die Sauber Gruppe. Es ist klar, dass wir die Werte und Visionen mit Audi teilen. Und wir blicken jetzt schon mit grossem Vertrauen in die Zukunft und hoffen, dass wir Audi helfen können, deren grosse Ziele zu erreichen!»
Audi will mindestens 75 Prozent
Bis zum Rennstart 2026 (die deutschen Medien träumen schon von Mick Schumacher als Fahrer!) soll Audi 75 Prozent von Sauber übernehmen – der Rest würde bei den Rausings bleiben!
Vasseur, seit 2017 Teamchef: «Das ist ein Schlüssel für unsere Ziele, ganz nach vorne zu kommen. Es ist nicht nur eine Ehre. Sondern auch die beste Option für die nächsten Jahre!»
Interessant, mit welchen Personen Audi dann die wichtigsten Positionen intern und in Hinwil besetzt!
Audi: «Kompetenter Partner!»
Die Deutschen, die dritte Formel-1-Marke im Zürcher Oberland seit Mercedes (1993/94, als Sauber-Mercedes unterwegs – nach den zwei WM-Titeln in der Langstrecken-WM) und BMW (einziger Sieg 2008 mit Kubica in Kanada), suchen ja seit Wochen schon Mitarbeiter in der Schweiz. Doch der Motor wird komplett im bayerischen Neuburg gebaut. Seit März arbeiten über 120 Techniker am Motor.
Oliver Hoffmann, Formel-1-Projektleiter: «Wir sind froh, dass wir mit Sauber einen so erfahrenen und kompetenten Partner für unsere ambitionierten Ziele an der Seite haben. Wir kennen den Standort Hinwil mit seinem Windkanal ja seit Jahren. Und deshalb werden wir ein starkes Team aufbauen!»
Alfa geht – Andretti abgelehnt
Bis 2025 wird Sauber weiter mit Ferrari-Power unterwegs sein. Nur Titelsponsor und Namensgeber Alfa Romeo wird sich spätestens Ende 2023 verabschieden. Ohne je eine Schraube am Auto gedreht zu haben. Was bleibt sind für Alfa die ersten zwei WM-Titel 1950 und 1951…
Die beste Entscheidung traf die Sauber-Gruppe vor vielen Monaten als man die Verhandlungen mit dem Andretti-Clan abbrach. Die Amis wollten am Ende sogar über 400 Millionen Dollar hinlegen, hatten aber für die Hinwiler die falsche Strategie und sprachen sogar von einem Abbau der Mitarbeiter! Was ebenfalls zu einem negativen Entscheid führte.
Sauber: «Das geht lange»
Peter Sauber (79), momentan im Oman in den Ferien, zu Blick: «Ein grosser Tag für mein früheres Team, ich könnte mir vorstellen, dass im Normalfall das Audi-Sauber-Projekt mich überlebt.» Das BMW-Abenteuer wollte er nicht kommentieren.