Beginnen wir mit der besten Nachricht der Woche: Endlich haben auch der Weltverband FIA und das US-Team Haas begriffen, dass der blutige Vorhang mit den russischen Rennen, Sponsoren und Fahrern (auch wenn vielen gegen den Putin-Krieg sind) fallen muss. Zu den Opfern gehört neben Nikita Mazepin auch Formel-2-Vizemeister Robert Shwartzman (22). Ausser der in Israel geborene Rennfahrer, Mitglied der Ferrari Academy, löst für die Zukunft eine andere Lizenz.
Bei Alfa-Sauber ist nach dem Weggang von Räikkönen und Giovinazzi eine andere Kultur entstanden. «Jetzt reden die Fahrer wieder mit uns», sagte ein Mechaniker. Und auf der Strecke wird es 2022 kaum zu Reibereien zwischen Valtteri Bottas (32) und Guanyu Zhou (22) kommen. In der letzten Saison wurden mehrmals die Teambefehle beim Überholen ignoriert. Aber wird jetzt mit dem neuen Technik-Reglement auch wirklich alles besser? Mit nur 13 WM-Punkten ist die Latte diese Saison nicht besonders hoch gelegt. Aber vor allem der neunte Teamrang muss weg. Auch wenn momentan nur Haas-Ferrari schwächer eingestuft wird.
Der Alfa-Sauber-Chef muss natürlich Optimismus ausstrahlen. Wie Blick diese Woche in Hinwil den neuen Teamgeist spürte. Erstmals seit Monaten war auch Teamgründer Peter Sauber (78) in seinen früheren heiligen Hallen. «Jetzt bin ich schon sechs Jahre weg, aber mein Herz schlägt noch bei jedem Test und Rennen für das Team!» Fred Vasseur (53) versteht sich mit Sauber ausgezeichnet: «Er hat 1993 etwas aufgebaut, von dem wir noch heute profitieren!»
Der Franzose, der General über 520 MitarbeiterInnen, will nächste Woche vom Donnerstag bis Samstag bei den drei letzten Testtagen in Bahrain «eine klare Verbesserung zu Barcelona» sehen. Vasseur: «Mit Spanien kann ich ja nicht zufrieden sein. Wir hatten zu viele Defekte auch in der Elektronik und am Motor! Bahrain gibt für alle ein anderes Bild.» Und die Fahrer? «Über den Profi Bottas müssen wir nicht diskutieren. Und Zhou muss noch viel lernen. Als wir ihn in Barcelona mal unter Druck setzten, hat er sich gedreht. Aber er prägt mit seinem chinesischen Gedankengut den neuen Teamgeist hervorragend. Als Zhou beim Filmtag am letzten Sonntag den neuen Wagen fahren sollte, sagte er: ‹Gebt doch das Auto dem Valtteri.› Der ist ja beim Testen kaum zum Fahren gekommen!» Oder 53 Runden, um genau zu sein.