Max Verstappen, der Ausserirdische

Der Mann, der Weltmeister werden muss

Roger BenoitFormel-1-Experte

Eigentlich könnte Formel-1-Superstar Max Verstappen (26) schon seit Wochen mit seiner brasilianischen Freundin Kelly (35) an der Copacabana liegen, Champagner trinken und die Füsse hochlagern. Aber dem Holländer sind Rekorde wichtiger als die Sonne. Die komfortable Lage verdankt Verstappen neben seinen meist fehlerfreien Auftritten auch seinem oft unterirdisch fahrenden Teamkollegen Sergio Pérez (33). Der Mexikaner ist bei Red Bull einfach überfordert. Zum Glück hat er noch einen Vertrag für 2024.

«Meine Mission ist erfüllt!»

Verstappen, der sich oft heissere Duelle auf der Strecke wünscht: «Ich nehme mit, was ich mitnehmen kann. Auch wenn meine Mission in der Formel 1 mit dem ersten WM-Titel schon längst erfüllt worden ist.» Und so wird seine Grand-Prix-Mission seit 2015 wohl schon am Samstag beim Sprintrennen ab 19.30 Uhr (live auf Blick im Ticker) mit der dritten WM-Krone weitergehen.

50 Millionen Dollar für viel Risiko

Und man darf nicht vergessen: Verstappen hat einst bis Ende 2028 bei Red Bull unterschrieben. Da kommen jährlich noch 50 Millionen Dollar (schlecht geschätzt) als reiner Lohn dazu. Vergleiche mit den oft besser bezahlten Superstars in der NFL, NBA, Golf oder Tennis hinken. In der Formel 1 müsste das grosse Risiko noch fürstlicher bezahlt werden! Auch wenn tödliche GP-Unfälle seit Ayrton Senna (1994) oder Jules Bianchi (2015) immer seltener werden.

Lewis Hamilton – der Nachbar von Max

Früher hat man die Siegesserie von Lewis Hamilton (38, sechs Titel allein mit Mercedes) oft mit einem Fahrer von einem anderen Planeten verglichen. Jetzt hat dieser ausserirdische Ort einen zweiten Bewohner: Max Verstappen.

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Und von irgendwo da oben schauen jetzt sicher auch Senna, Juan Manuel Fangio und Jimmy Clark nach unten. Die Diskussion über den besten Rennfahrer aller Zeiten wird nie enden. Auch wenn bei GP-Urgestein Bernie Ecclestone (bald 93) «Verstappen jetzt an der Spitze Alain Prost abgelöst hat».

«Will nicht Sportler 2023 werden»

Alle diese Streitgespräche sind Verstappen egal. «Ich möchte dieses Jahr auch nicht Sportler des Jahres in Holland werden. Wie kann man unseren Sport mit anderen vergleichen? Da trainieren andere Athleten und Athletinnen vielleicht doppelt so viel wie ich, feiern grosse Erfolge und stehen eben nicht im Rampenlicht wie ich!»

Worte, die man dem früheren Raubein und ständig fluchenden Super-Max nicht zugetraut hätte.

Erster WM-Titel mit Beigeschmack

Egal, ob der 48-fache GP-Sieger in 179 Rennen heute Champion wird oder nicht (Pérez muss gewinnen und dann genügt Verstappen ein sechster Platz). Max weiss, dass an seinem ersten Titel 2021 in Abu Dhabi beim Skandal-Ende stets ein Makel hängenbleibt. Das Gleiche gilt für den ersten WM-Titel von Michael Schumacher (54) 1994 in Adelaide, beim Crash-Final gegen Damon Hill.

Aber eben: Super Champions kennen kein Pardon oder reissen das Glück auf ihre Seite.