Beim WM-Finale 2018 in Abu Dhabi sagte McLaren-Pilot Fernando Alonso der Formel 1 nach 312 Rennen und 97 Podestplätzen adé: «Es macht keinen Spass mehr. Es ist langweilig geworden, weil man den Ausgang der Rennen schon vor dem Start kennt! Aber vielleicht kehre ich ja in einigen Jahren zurück!»
Fünf WM-Titel verpasst!
Jetzt ist es also so weit. Der bei Millionen von Fans beliebte Superkämpfer und Sprücheklopfer («Ich bin der beste Pilot der Welt») will sich mit der für ihn einst langweiligen Formel 1 wieder im Kreis herumdrehen. Bei Renault, wo er 2005 (vor Räikkönen) und 2006 (vor Schumi) mit zwei WM-Titeln seine grössten Erfolge feierte.
Es hätten sogar fünf WM-Titel sein können! Doch 2007 scheiterte der McLaren-Fahrer um einen Punkt an Weltmeister Räikkönen (Ferrari). 2010 fehlten Alonso mit Ferrari vier Zähler auf Champion Vettel (Red Bull). 2012 waren es beim gleichen Duell sogar nur drei Punkte.
Talent allein genügt nicht
Eine brutale Statistik, die der frustrierte Spanier (in drei Wochen 39) immer wieder ins Spiel brachte, als er in der «Pause» zweimal an der Seite des Schweizers Sébastien Buemi die 24 Stunden von Le Mans und die Langstrecken-WM mit Toyota gewann.
Doch jetzt kann Alonso gegen Mercedes, Red Bull und Ferrari (seit 140 WM-Läufen ungeschlagen) kaum selbst die Spannung in die Rennen bringen und von seinem 33. GP-Sieg eigentlich nur träumen.
Wie gut ist Renault?
Renault ist seit Jahren auf dem Weg nach oben eigentlich stets an Ort getreten. Da sind seit Jahren kaum Fortschritte auszumachen. Das weiss auch Daniel Ricciardo, der nach Vettels Ferrari-Kündigung im Mai auf Ende Jahr und der schnellen roten Verpflichtung von Carlos Sainz für 2021 sofort bei McLaren (dann mit Mercedes-Power) unterschrieben hat.
Spinnt jetzt die Formel 1?
Da die Formel 1 ja dauernd am Durchdrehen ist, tauchten jetzt bereits Gerüchte auf, dass Vettel bald aufhört, Sainz dann sofort zu Ferrari wechselt, Ricciardo in den McLaren hüpft – und Alonso so noch dieses Jahr im Renault sitzt. Neben dem Franzosen Esteban Ocon (23).
Alonso schaut nur für sich
Ocon findet den Wechsel von Alonso gut, aber weiss er auch, was ihn erwartet? Alonso ist nun wahrlich kein Teamplayer. Er beansprucht bei bisher allen Teams (Minardi, Renault, McLaren, Renault, Ferrari und McLaren) die volle Konzentration auf seine Person. Oder die Brosamen für seine Teamkollegen.
Krach mit Hamilton
Nur einmal eckte der Iberer richtig an. 2007, als Alonso einen gewissen Lewis Hamilton bei McLaren-Mercedes in dessen Premierenjahr neben sich hatte. Da flogen die Fetzen und der spanische «König» hatte nichts mehr zu lachen. Am Ende hatten das verkrachte Duo 109 Punkte – und Räikkönen krönte sich mit 110 …
Sieg dank «Crashgate»
Alonso haute sofort wieder zu Renault ab. Und dort sorgte er schon 2008 in Singapur beim «Crashgate» für den grössten Formel-1-Skandal. Weil er nur mit einer Gelbphase noch Chancen auf den Sieg hatte, bat Chef Flavio Briatore (70) Teamkollege Nelson Piquet junior an eine Wand zu fahren, um das Safety Car auf die Strecke zu bringen.
Gesagt, getan – Alonso gewann das Rennen und wurde bei den Prozessen freigesprochen («Ich bin unschuldig»), während Briatore fünf Jahre lang aus der Formel 1 ausgeschlossen wurde. Aber weiter als Berater (früher sogar Manager) Alonso betreut.
Verbrannte Erde – letzter Sieg
Von 2010 bis 2014 versuchte Alonso bei Ferrari vergeblich, den WM-Titel nach Maranello zu holen. Am Ende verliess er das rote Team mit Frust auf beiden Seiten. Einem gebrochenen Felipe Massa, der ihm in Hockenheim sogar einen Sieg schenken musste. Und vor allem mit verbrannter Erde. 2013 in Spanien feierte Alonso in Barcelona übrigens seinen letzten GP-Triumph.
Vier Jahre ohne Podest
Alonso versuchte sein grosses Talent hinter dem Lenkrad dann bei McLaren von 2015 bis 2018 wieder zu zeigen. Es wurden vier Jahre ohne einen Auftritt auf dem Podest! In der WM wurde Alonso 17., 10., 15. und 11. Und die ersten drei Saisons wetterte er bei fast jedem Rennen über den zu schwachen Honda-Motor. Was erwartet jetzt Renault für Kritik?
Keine Honda-Motoren mehr
Nach drei Jahren hatten selbst die geduldigen Japaner vom spanischen Stinkstiefel endgültig die Schnauze voll (McLaren musste zu Renault wechseln). Und Honda erklärte Alonso zur unerwünschten Person. So bekommt Fernando in der Indycar-Serie mit den 500 Meilen in Indy nie mehr ein Aggregat von Honda! Und die einzige Alternative wäre für ihn ein Chevy-Motor. Alonso möchte ja unbedingt den letzten grossen Sieg in Indianapolis noch erreichen.
Nur Mansell ein Ü40-Sieger
Ein begnadeter Rennfahrer kehrt also mit weltweitem Applaus und kritischen Stimmen in den Grand Prix-Zirkus zurück. Der Hobby-Zauberer (vor allem mit Karten) muss wirklich etwas Magie mitbringen, um zu reüssieren.
In den letzten 834 Rennen der «modernen» Formel 1 hat nur ein Fahrer mit über 40 Jahren noch einen GP gewonnen – Nigel Mansell (41) auf Williams 1994 in Adelaide.
Fan von Real Madrid
Privat hat Alonso alle Stationen hinter sich: Verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden. Der Mann aus Oviedo, ein bekennender Fan von Real Madrid, hat zweimal auch in der Schweiz gewohnt. Am Genfersee und in Lugano.