Es ist ein gigantischer Zweikampf zwischen den beiden stärksten Fahrern im Feld. Aber am Samstag wurde er schon erstmals gestört: Mercedes-Notnagel Valtteri Bottas (30) holte sich die erste Geister-Pole vor leeren Zuschauerrängen – 0,012 Sekunden vor Hamilton. Verstappen verlor als Dritter über eine halbe Sekunde.
Für Ferrari lag die Messlatte wie erwartet zu hoch: 7. Leclerc, 11. Vettel. Die internen Streitereien und den Vettel-Abschuss nach den schwachen Barcelona-Tests muss der überforderte Teamchef Mattia Binotto (50) auf seine Kappe nehmen.
Seit 13 Jahren (Kimi Räikkönen 2007) jagen die Roten einen WM-Titel bei den Piloten. Es wird auch 2020 nichts werden.
Wie lange schauen die Ferrari-Bosse zu?
Die grosse Frage: Wie lange schauen die Ferrari-Obersten dem Debakel auf und neben der Rennstrecke noch zu? Da muss endlich einmal richtig ausgemistet werden. Mit schönen Worten und Ausreden lassen sich Millionen von Ferrari-Fans weltweit langsam nicht mehr vertrösten.
Nun, Ferrari wird mit dem gespaltenen Fahrer-Duo (auch wenn dies bestritten wird) das Geister-Duell Hamilton gegen Verstappen vielleicht ab und zu stören. Aber das reicht nicht für die WM-Krone!
Das gleiche gilt natürlich für die möglichen Ferrari-Gegner um WM-Platz drei: McLaren-Renault (Sainz/Norris) hat ein starkes Team mit viel Luft nach oben. Renault (Ricciardo/Ocon) muss endlich beständiger werden.
Und da ist noch der pinkfarbene Schocker von Racing Point-Mercedes mit Pérez und Stroll. Achtung, die Silberpfeil-Kopie ist mit der totalen Windkanal-Benützung des Weltmeister-Teams ein Dorn im Auge der Konkurrenz. Diese hat schon mal mit Protesten gedroht.
Erster Krach läutet Geister-Duell ein
Den ersten offiziellen Krach hat die FIA am Samstagmorgen um 00.31 Uhr beendet und den Protest von Red Bull gegen das «DAS»-System (Dual Axis Steering) bei Mercedes abgeschmettert. Diese aktive Spureinstellung an der Vorderachse, die durch das Drücken und Ziehen des Lenkrades aktiviert wird, ist nur noch 2020 bis zur Reglementsänderung im nächsten Jahr erlaubt. Die FIA sieht «DAS» jetzt noch als Teil der Lenkung und nicht als ein Bestandteil der Aufhängung (so Red Bull) an.
Mit dieser ersten Schlacht hinter den Kulissen ist das Geister-Duell richtig angeheizt. Verstappen hat hier die beiden letzten Rennen gewonnen, Hamilton siegte nur 2016 in der Steiermark (als Rosberg Weltmeister wurde). Bei allen andern fünf Spielberg-Auftritten stand der Brite zwar nie ganz oben, wurde aber jedesmal Champion!
Zahlen sprechen für Hamilton
Die nackten Zahlen sprechen natürlich im Vergleich für den sechsfachen Weltmeister.
Hamilton: 250 Rennen, 84 Siege, 88 Pole-Positionen, 151 Podestplätze. 47 schnellste Runden. In 149 Rennen geführt.
Verstappen: 102 Rennen, 8 Siege, 2 Pole-Positionen, 31 Podestplätze. 7 schnellste Runden. In 19 Rennen geführt.
Was spricht also für den Holländer? Sein Alter, er wird im September erst 23 Jahre alt. Er könnte Vettel als jüngsten Weltmeister (23 Jahre 134 Tage) noch ablösen.
Papa Jos macht «Mad Max» heiss
Der junge Wilde ist heiss, hat mit Vater Jos Verstappen (48) den richtigen Motivator im Hintergrund. Der frühere Formel-1-Podestfahrer und Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher liest seinem Sohn auch mal die Leviten!
Max kann zudem auf ein streitbares Team mit Chef Horner und Sportdirektor Marko zählen. Allerdings wäre da auch mal etwas Kritik am sichtlich gereiften Superstar angebracht.
Wenn das Auto hält und der Honda-Motor nicht schwächelt, wird Verstappen (wie 2019) mindestens WM-Dritter.
Zu viel Ablenkung für Hamilton?
Bei Topfavorit Hamilton (mit dem besten Team im Rücken) heisst die Frage nur: Lässt sich der Gigant, jetzt sogar im schwarzen Auto, Overall und Helm unterwegs, von den vielen Nebenrollen zu stark ablenken? Selbst die Musik-, Mode- und die Kinowelt treten jetzt für Hamiltons Aktionen «Blacklivesmatter» in den Hintergrund. «Die ganze Welt muss jetzt auf die ungerechten Dinge im Leben reagieren. Rassismus und Diskriminierung gehen gar nicht!»
Verstappen hat nur ein Ziel – den Titel
Hamiltons sportlicher Hauptrivale 2020 hat viel gelernt. Früher gab Verstappen zu vielen Themen öffentlich seinen «Senf» dazu und trat in die Fettnäpfchen. Jetzt schweigt Max – und vielleicht wundert er sich über die Auswirkungen in der verrückten Corona-Zeit. Verstappen sagt nur: «Ausser dem WM-Titel habe ich 2020 keine Ziele!»