Flammende Rede des Roten Generals
Binotto: «Bei Ferrari bleibt kein Stein auf dem anderen!»

Die Formel 1 braucht Ferrari. Und Ferrari braucht die Formel 1. Eine Gleichung, die seit Jahren nur aufgehen kann, wenn die Roten Erfolg haben. Aber Ferrari steckt in einer Sackgasse. Bis wann?
Publiziert: 20.07.2020 um 18:24 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2020 um 23:53 Uhr
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Mattia Binotto spricht für einmal Klartext.
Foto: keystone-sda.ch
Roger Benoit aus Budapest

«Wir können die jetzige Situation als Team mit dem Namen Ferrari nicht akzeptieren. Deshalb müssen wir auch die Richtung der Entwicklung ändern!» Das sagt Teamchef Mattia Binotto (50) – und zweifelt momentan wohl selbst an seinen Worten.

Neuer Horror in Ungarn

Der Italiener erlebte in Ungarn mit einer falschen Reifenwahl und verkorksten Boxenstopps den weiteren Untergang der stolzen Squadra, die seit 1981 (5. WM-Platz) immer unter die ersten vier bei den Konstrukteuren kam. Nach drei Rennen ist Ferrari Fünfter.

Vor allem dank der beim Chaos-Auftakt in Spielberg (mit neun Ausfällen) doch eher geschenkten 18 WM-Punkte durch den zweiten Platz von Leclerc.

Die Konstrukteuren-WM
  1. Mercedes 121
  2. Red Bull-Honda 55
  3. McLaren-Renault 41
  4. Racing Point-Mercedes 40
  5. Ferrari 27
  6. Renault 12
  7. Alpha Tauri-Honda 7
  8. Alfa-Sauber 2
  9. Haas-Ferrari 1
  10. Williams-Mercedes 0
  1. Mercedes 121
  2. Red Bull-Honda 55
  3. McLaren-Renault 41
  4. Racing Point-Mercedes 40
  5. Ferrari 27
  6. Renault 12
  7. Alpha Tauri-Honda 7
  8. Alfa-Sauber 2
  9. Haas-Ferrari 1
  10. Williams-Mercedes 0

Schlechtes Auto zu langsam

Der Monegasse (11.) wetterte am Sonntag dauernd über die schlechte Strassenlage seines Autos. Vettel (6.) beklagte die mangelnde Schnelligkeit: «Mehr als Position fünf liegt zur Zeit nicht drin.»

Wie langsam die beiden roten Boliden (bereits «Gurken» genannt) unterwegs waren, zeigen die besten Rundenzeiten der sechs Piloten mit Ferrari-Power (siehe Kasten unten). Elf andere Fahrer waren schneller.

«Gedopter» Ferrari jetzt clean

Die Probleme liegen nicht nur beim Hybrid-Motor, der bis Ende 2019 ja «gedopt» die Schwierigkeiten verdeckte. Jetzt kann (oder darf) man dem Motor nicht mehr Benzin eingeben als erlaubt!

Aber auch das Chassis reisst Ferrari in den Abgrund. Und daran darf in den nächsten Monaten (wie beim Motor) kaum was geändert werden. Nur die Aerodynamik ist von der FIA noch nicht eingefroren worden.

«Mir tun unsere Fans leid»

Was nun? Binotto hielt eine flammende Rede: «Mir tun weltweit unsere Fans leid. Vor allem die Überrundung unserer Autos schmerzt, ist schwer zu verdauen. Bei Ferrari bleibt jetzt kein Stein auf dem anderen. Jetzt muss sich in unseren Abteilungen jeder hinterfragen. Zudem ist mehr Mut gefragt. Es gibt keine andere Lösung, um die unangenehme Lage zu ändern.»

Dann setzt Binotto noch einen drauf: «Wenn man Leute entlässt, wird das Auto auch nicht schneller.»

Nur Vettel behält die Ruhe

Ob sich Binotto, seit über 25 Jahren in Maranello, vielleicht auch hinterfragen wird? Mit der vorzeitig angekündigten Vettel-Entlassung am 12. Mai hat Binotto sich und dem Team keinen Gefallen getan. Es ist jetzt vor allem der Deutsche, der im roten Panikorchester die Ruhe und Nerven behält. Und zeigt, dass er als vierfacher Weltmeister mit 33 Jahren eben doch nicht so ausser Form geraten ist.

Warten auf 1000. WM-Lauf

Mattia Binotto freut sich öffentlich bereits auf den 13. September, wenn Ferrari in Mugello zum 1000. Mal in der Formel 1 antritt. Auf der fahrerisch anspruchsvollen Strecke, die Ferrari gehört und wo noch kein WM-Lauf stattgefunden hat. Hoffentlich haben sich die Roten bis zum Jubiläum auch erholt und gestärkt!

4 Fahrer für die Formel 1 …

Das nächste Problem muss auch der frühere Ingenieur Binotto lösen. Mit Robert Shwartzman (Russ), Marcus Armstrong (Neus), Mick Schumacher (De) und Callum Ilott (Gb) kommen gleich vier Formel-2-Fahrer mit GP-Ambitionen aus der Ferrari Academy. Ob er einen oder zwei für 2021 bei seinen Motorenkunden Haas oder Alfa Sauber parkieren kann? Die Zukunft im Werksteam ist ihnen ja mit der dreijährigen Verpflichtung des Spaniers Carlos Sainz neben Dauerbrenner Charles Leclerc (bis 2024) verwehrt!

Die schnellste Rennrunde der 6 Piloten mit Ferrari-PS
  1. Giovinazzi (Alfa Sauber) 1:20,096
  2. Räikkönen (Alfa Sauber) 1:20,232
  3. Vettel (Ferrari) 1:20,363
  4. Magnussen (Haas) 1:20,477
  5. Leclerc (Ferrari) 1:20,821
  6. Grosjean (Haas) 1:20,889

11 Fahrer waren letzten Sonntag schneller

  1. Giovinazzi (Alfa Sauber) 1:20,096
  2. Räikkönen (Alfa Sauber) 1:20,232
  3. Vettel (Ferrari) 1:20,363
  4. Magnussen (Haas) 1:20,477
  5. Leclerc (Ferrari) 1:20,821
  6. Grosjean (Haas) 1:20,889

11 Fahrer waren letzten Sonntag schneller

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