Monaco hat für viele Fans die Faszination offenbar noch nicht ganz verloren, auch wenn sie im Fürstentum an allen Ecken und Enden abgezockt werden. Die vollen Tribünen sind vielleicht auch damit zu erklären, dass der GP Monaco auf der Abschussliste steht.
Zum Glück stimmt bis jetzt das Wetter, auch wenn für Sonntag zu 80 Prozent Regen angesagt wird. Dann wird der schnellste Roulette-Tisch der Welt zur Lotterie! Wenn es hier richtig runterkommt, überleben nur die Regenkünstler. Dann kann die Kugel relativ schnell auf die Null (Zero) rollen.
Auftakt mit viel Respekt
Noch ungefährlich ging es natürlich beim ersten Monaco-Training auf der 3337 Meter langen «Horror-Piste» zu. Das neue Reglement mit den grösseren Rädern erschwert allen den Ritt auf der Rasierklinge.
Erstens sind die jetzt 46 Kilo schwereren Boliden nicht mehr so einfach um die Ecken zu schmeissen und zweitens ist die genaue Sicht aus den Autos auf Strassenkurven schlechter. Da kann man sich leicht einmal um die wichtigen Zentimeter verschätzen. Das tat in den ersten 60 Minuten (noch) keiner! Erst am Nachmittag knallt Daniel Ricciardo im McLaren in die Tecpro-Mauern.
Leclerc dominiert …
Gleich vom Start weg legte der einheimische Charles Leclerc (24) im Ferrari los. Der in Barcelona von Sieger Max Verstappen (Red Bull-Honda) entthronte WM-Leader durchbrach als erster die 1:16-Minuten-Grenze – 1:15,883.
Am Nachmittag schaffte der Hausherr dann auch die 1:12er-Marke als erster zu erreichen – 1:12,764. Immer verfolgt von Verstappen.
… und denkt an 2021
Zum Vergleich: Im letzten Jahr eroberte sich Leclerc hier vor leeren Zuschauerrängen mit 1:10,346 die Pole-Position. Doch am Sonntag blieb damals sein Platz beim GP-Start leer – auf dem Weg zur Aufstellung war am Ferrari die Radnabe gebrochen!
Rote Flagge wegen Schumi
Die erste rote Flagge löste Schumi um 14.20 Uhr aus. Als er nach der Rascasse in die Boxeneinfahrt abbiegen wollte, blieb er plötzlich stehen. Der Elektromotor (MGU-K) gab den Geist auf. Man wechselte im Haas-Ferrari aus Vorsicht gleich auch das Getriebe.
In Italien hört man für 2023 offenbar schon das Gras wachsen, sieht man den weiter punktelosen Deutschen bei Aston Martin-Mercedes – weil die Briten fest mit dem Rücktritt von Vettel rechnen. Und der deutsche Markt ist für Aston Martin wichtig …
Keine Runde – aber Busse
Wie Schumi wurde auf dem 3337 Meter langen Kurs auch Valtteri Bottas ein Opfer des Elektromotor MGU-K. Im Gegensatz zum Deutschen blieb der Finne mit seinem Alfa-Sauber aber schon nach zwei ungezeiteten Runden in der Garage.
Als die 60 Minuten um waren, kam dann noch Post von der FIA: 1000 Euro Busse, weil Bottas bei der ersten Ausfahrt aus den Boxen mit 81,9 km/h (statt den erlaubten 60) geblitzt worden war!
4. Freitags-Horror für Bottas
Zum vierten Mal in Serie hatte Bottas am Freitag Probleme. Diesmal stoppte ihn der Elektromotor. In Imola war es ein Auspuff-Feuer (Turbolader wechseln). In Miami riss ihn ein Unfall aus dem Training. Und in Barcelona hatte der Finne einen Motorschaden.
Teamkollege Guanyu Zhou, vor einem Jahr hier Formel-2-Sieger, musste sich im ersten Training mit Platz 17 begnügen. Am Abend gelang es dem Chinesen auf den 15. Platz vorzufahren – 1,8 Sekunden hinter dem Ferrari-Duo Leclerc und Sainz.
Was zaubert Valtteri aus dem Hut?
Bottas grüsste nach immerhin 26 Runden von Position 13 – oder 0,057 Sekunden schneller als Zhou. Da dürfen die Hinwiler Fans des WM-Achten am Samstag (drittes Training und Quali) noch einiges erwarten.
Auf einen schwachen Freitag folgte bis jetzt vom Mann mit den bereits 38 WM-Punkten immer eine starke Qualifikation oder ein tolles Rennen. Und wie sagte Bottas kürzlich zu Blick: «Zwischen den Leitplanken ist alles möglich!»