Ein Ex-Rennfahrer, der an den Formel-1-Rennen Fernseh-Experte ist? Gehört zum TV-Alltag. Ein aktiver Rennfahrer, der Grands Prix kommentiert? Das gabs noch nie! Das SRF geht nach der Pensionierung von Kult-Kommentator Michael Stäuble (62) neue Wege und stellt Nico Müller (30) als einen der neuen F1-Kommentatoren ein.
Der Profi-Rennfahrer aus dem Berner Oberland gibt beim SRF dieses Wochenende beim Imola-GP sein TV-Debüt. Und das als nach wie vor aktiver Pilot, Müller fährt dieses Jahr neben der DTM auch die Langstrecken-WM inkl. 24 Stunden von Le Mans und die Langstrecken-EM im selben Team wie Töff-Legende Valentino Rossi. Müller: «Mein Fokus bleibt weiterhin bei der Aktivkarriere, ich denke noch lange nicht über einen Rücktritt nach.»
Müller versuchts – und kriegt den Job
Doch wer nur kam auf die Idee, den schnellen Berner ans F1-Mikro zu setzen? Es war SRF-Fussballkommentator Sascha Ruefer! Müller: «Wir kennen uns von verschiedenen Events. Als es um die Nachfolge von Stäuble ging, meinte er: Wäre das nicht was für dich?»
Müller kommt ins Grübeln. Und meldet sich dann einfach mal. Und siehe da: Beim SRF überzeugt er in den Tests (siehe auch Kurz-Interview mit Daniel Bolliger, Leiter Live bei SRF Sport), Müller kriegt den Job. «Es ist eine tolle Herausforderung. Eine andere Perspektive einzunehmen und hinter die Kulissen der Formel 1 zu blicken, reizt mich», sagt Müller, «in Imola werde ich sicher ein wenig nervös sein. In dieser Rolle war ich noch nie an einem Rennen!»
Blick: Wie kommt man auf die Idee, mit Nico Müller einen aktiven Rennfahrer die Formel-1-Rennen kommentieren zu lassen?
Daniel Bolliger (Leiter Live bei SRF Sport): «Wegen Michael Stäubles Pensionierung haben wir die Stelle als Formel-1-Kommentator öffentlich ausgeschrieben. Nico Müller hat davon erfahren und sein Interesse am Job bekundet. Wir fanden die Idee reizvoll, einen aktiven Rennfahrer mit seinem Insider-Wissen als Kommentator einzusetzen. Darum haben wir Nico zum Auswahlverfahren eingeladen.»
Wie stellte sich heraus, ob er am Mikrofon ebenso viel Talent wie am Lenkrad hat?
Wenn wir eine offene Position besetzen, gehören Tests immer dazu. Bei diesen Tests kommentieren die Kandidatinnen und Kandidaten beispielsweise ausgewählte Sequenzen von Formel-1-Rennen. Nach einer Feedback-Runde folgen weitere Sequenzen, bei denen wir auf die Umsetzung der Inputs achten. Nico hat ebenfalls einen solchen Test absolviert und uns komplett überzeugt. Über sein Fachwissen hinaus mit seiner Auffassungsgabe, Sprachfertigkeit und Auftrittskompetenz.
Inwiefern musste Müller dann noch handwerklich ausgebildet werden?
Wir schulen alle unsere Kommentatorinnen und Kommentatoren laufend. Dazu gehören regelmässige Trainings und Sendungs-Feedbacks. Wichtige Themen sind zum Beispiel die Sprechdichte oder die Variation in den Formulierungen. Die Trainings und Feedbacks gestalten wir individuell, bei Nico mit besonderem Augenmerk auf das journalistische Handwerk. Der grundsätzliche Prozess ist aber genau gleich wie bei allen anderen auch.
Blick: Wie kommt man auf die Idee, mit Nico Müller einen aktiven Rennfahrer die Formel-1-Rennen kommentieren zu lassen?
Daniel Bolliger (Leiter Live bei SRF Sport): «Wegen Michael Stäubles Pensionierung haben wir die Stelle als Formel-1-Kommentator öffentlich ausgeschrieben. Nico Müller hat davon erfahren und sein Interesse am Job bekundet. Wir fanden die Idee reizvoll, einen aktiven Rennfahrer mit seinem Insider-Wissen als Kommentator einzusetzen. Darum haben wir Nico zum Auswahlverfahren eingeladen.»
Wie stellte sich heraus, ob er am Mikrofon ebenso viel Talent wie am Lenkrad hat?
Wenn wir eine offene Position besetzen, gehören Tests immer dazu. Bei diesen Tests kommentieren die Kandidatinnen und Kandidaten beispielsweise ausgewählte Sequenzen von Formel-1-Rennen. Nach einer Feedback-Runde folgen weitere Sequenzen, bei denen wir auf die Umsetzung der Inputs achten. Nico hat ebenfalls einen solchen Test absolviert und uns komplett überzeugt. Über sein Fachwissen hinaus mit seiner Auffassungsgabe, Sprachfertigkeit und Auftrittskompetenz.
Inwiefern musste Müller dann noch handwerklich ausgebildet werden?
Wir schulen alle unsere Kommentatorinnen und Kommentatoren laufend. Dazu gehören regelmässige Trainings und Sendungs-Feedbacks. Wichtige Themen sind zum Beispiel die Sprechdichte oder die Variation in den Formulierungen. Die Trainings und Feedbacks gestalten wir individuell, bei Nico mit besonderem Augenmerk auf das journalistische Handwerk. Der grundsätzliche Prozess ist aber genau gleich wie bei allen anderen auch.
Gas geben auf der Rennstrecke kann Müller, der seit Jahren Audi-Werksfahrer und zweifacher DTM-Vizemeister ist. Doch wie klingt der Berner, wenn er am Mikrofon Gas gibt? Blick macht eine Hörprobe. Im Racing-Center im BEO in Spiez BE steht eine Reihe von Renn-Simulatoren, in denen sich jeder und jede als echter F1-Pilot fühlen kann.
SRF-Neuzugang Müller kommentiert als Kostprobe ein Sim-Rennen für die Kameras von BlickTV. Da Müller schlecht sich selber beim Fahren kommentieren kann, ist es Rennfahrer Patric Niederhauser (30), der im Simulator sitzt und virtuell Gas gibt. Niederhauser ist GT3-Pilot mit Le-Mans-Erfahrung – und führt zusammen mit Müller das eSports-Team «Nianco», das in Lockdown-Zeiten entstand und mittlerweile als kleines Schweizer Team in renommierten eSports-Weltmeisterschaften antritt.
Müller auf Zuschauerkritik vorbereitet
Wir halten fest: Tausendsassa Müller fährt in drei Rennserien, betreibt mit Kollege Niederhauser ein eSports-Team, ist Vater von Fynn (1 ½) – und nun dieses Jahr bei einer Handvoll GPs auf SRF zu hören.
Doch Achtung: Die TV-Einsätze werden wohl in der Schweiz womöglich mehr Resonanz auslösen als alle seine anderen Jobs – gerade etwa Stäuble und Ruefer spalten ja das TV-Publikum. Müller: «Es ist mir bewusst, dass Kommentieren Geschmacksache ist. Da wirds sicher mal unschöne Kritik geben. Aber ich habe hohe Ansprüche an mich selbst. Solange ich dahinter stehen kann, was ich mache, werde ich gut mit Kritik umgehen können!»