Der heimliche Star in Hinwil wird 550 Rennen alt
Sauber: «Beat Zehnder ist ein Glücksfall für die Firma»

Wer seit 30 Jahren durch das Formel-1-Fahrerlager schlendert, ist dem bunten Vogel aus Illnau ZH schon oft begegnet: Beat Zehnder (57). Wer mit dem oft komplizierten Regelwerk nicht klar kommt, fragt am besten die Sauber-Ikone um Hilfe.
Publiziert: 30.03.2023 um 08:51 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2023 um 06:36 Uhr
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1995 in Sao Paolo, Brasilien: Beat Zehnder (links) im Gespräch mit Peter Sauber.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Melbourne

Klar, dass Sportdirektor Zehnder bereits Angebote vom Weltverband FIA hatte (genau wie von Red Bull). Doch er bleibt dem Zürcher Oberland verbunden. Loyalität heisst das Zauberwort für den Mann, der hier in Melbourne 550 Formel-1-Rennen alt wird.

Nur ein Training verpasst

Ein Jubiläum, auf das Zehnder besonders stolz sein kann. Seit dem GP-Einstieg der Hinwiler im März 1993 in Südafrika hat er nur ein Training verpasst. «In Monza 2008 – aus persönlichen Gründen.»

Zehnder steht nicht gerne im Mittelpunkt, aber er geniesst die Rennatmosphäre, die oft tiefe Freundschaft mit den Fahrern – und leidet stets an den Boxen mit. Bisher eroberte das Schweizer Team 1002 WM-Punkte. Sein Geburtstagswunsch ist klar: «Am Sonntag in die Top 10 fahren. Aber das wird 2023 immer schwieriger.» Natürlich bleibt der Kanada-Doppelsieg von 2008 mit BMW-Sauber (Kubica vor Heidfeld) unvergessen.

Erster Jubel 1989 in le Mans

Eigentlich hatte Zehnder nichts mit dem Motorsport zu tun. «Ja, ich war zuerst gar nicht interessiert», lacht Beat. Er kam vom Schiffsbau. Peter Sauber (79) erinnert sich: «Als er sich bei uns meldete, waren wir uns nicht einig, was er überhaupt wollte.» Erst das zweite Gespräch endete mit einem Vertrag als Mechaniker. Sauber merkte bald, in diesem Mann steckt viel Potenzial. 1989 beim legendären Doppelsieg der Sauber-Boliden in Le Mans spielte Zehnder schon eine grosse Rolle.

«Firma stets im Mittelpunkt»

Als Sauber dann das Abenteuer im Haifischbecken Formel 1 wagte, war Zehnder bereits Chefmechaniker. Und 24 Rennen später Teammanager. Seine organisatorischen und logistischen Fähigkeiten halfen den Hinwilern bisher oft aus der Klemme.

«Die Firma steht immer im Mittelpunkt», sagte Zehnder und begleitete mit seinem Wissen alle Teamchefs von Peter Sauber über Mario Theissen, Monisha Kaltenborn und Frédéric Vasseur bis jetzt zu Andreas Seidl. Sie alle wussten, auf Beat ist Verlass. «Ein treuer Mann, der alle Höhen und Tiefen erlebte. Einer blieb immer – und das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich», lobte ihn Peter Sauber aus der Ferne vor dem einmaligen Jubiläum.

Stress hinterlässt Spuren

Und es ist nur eine unbestätigte Legende, dass Zehnder in der düstersten Hinwiler Geschichte einmal sogar die Hotelrechnung für das ganze Team bezahlte. Mehr Verbundenheit zu einem Arbeitgeber kann es nicht geben.

Zehnder wird auch seinen 550. WM-Lauf – nach aussen ruhig – über die Bühne bringen. Aber der Stress (vor allem auch daheim in der Fabrik und beim Reisen) hat seine Gesundheit natürlich etwas angegriffen. Deshalb ist ein Transfer innerhalb der Formel 1 jetzt ausgeschlossen.

Drei Chefs und die Heirat

Der neue CEO Seidl (47) hat die Fähigkeiten schon bei seinem ersten Engagement in Hinwil erkannt. So ernannte der Deutsche kürzlich Sportdirektor Zehnder neben Hausjurist und Team-Repräsentant Bravi sowie Chefingenieur Pujolar zu seinen drei «Chefs» an der Strecke. Alleiniger Teamchef wäre für den Tausendsassa keine Option gewesen: «Ich will mir und meiner Frau Nadine nicht noch mehr Arbeit aufbürden.» Seit dem 31. Dezember 2005 ist Zehnder mit der Art Directorin aus dem Wallis verheiratet.

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