«Es gibt keine Erholungszeit!» Erzählt ein anonymes Teammitglied, das mit dem Formel-1-Zirkus reist, gegenüber «Motorsport-Total». Das Leben im Formel-1-Zirkus ist hart. Während es nach aussen hin nach Glamour und Luxus aussieht, herrscht in den Garagen selbst, fernab der Öffentlichkeit, ein vergiftetes Klima der Angst und Übermüdung.
«Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht.» Die Ausweitung des Rennkalenders, der im nächsten Jahr 23 Rennen umfassen wird, und das Aufkommen von «Triple-Headern» (drei Rennen in drei Wochen), macht den Arbeitern zu schaffen.
«Wer auf Schmerzmittel verzichtet, greift zum Alkohol»
Der Tagesablauf während eines Rennwochenendes ist kräfteraubend: «Vom Mittwoch vor einem Rennen bis zum Sonntagabend arbeiten wir jeden Tag mindestens zwölf Stunden. Manchmal hast du keine halbe Stunde Zeit für das Mittagessen.» Dabei ist die Anreise bereits nervenaufreibend: «Die Flüge können wirklich beschissen sein. Du wirst in der Economy Class eingepfercht und bekommst wenig bis gar keinen Schlaf.»
Das Verletzungsrisiko nimmt zu und die Fehler häufen sich. Was tun dagegen? «Die einfachste Lösung ist es, dich mit Schmerzmitteln vollzupumpen, damit du weitermachst.» Wer auf Schmerzmittel verzichtet, «der greift zum Alkohol».
Diese Dinge haben sich verbessert
Der Drogenkonsum resultiert jedoch nicht in einer ausgelassenen Stimmung: «Der Druck plus die Müdigkeit der ganzen Rennen führt zu einer Atmosphäre, die in den Garagen manchmal ziemlich vergiftet sein kann.» Eine grosse Herausforderung – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Sollte jemand daran zerbrechen, darf er keine Hilfe erwarten: «Es wird niemand kommen und uns auffangen.»
Dennoch gibt es einige Dinge, die sich verbessert haben: «Die Sperrstunde hat etwas geholfen und wir haben endlich Einzelzimmer.»
Die Empathie als Lösung
Trotzdem kommt der Mechaniker zu einem überraschenden Schluss: «Wir wären fast besser dran in der Formel 2 oder der Formel E. Wir würden zwar etwas weniger Geld verdienen, müssten aber nur halb so viele Rennen machen.»
Obwohl die Löhne der Mechaniker in den letzten 20 Jahren mehr oder weniger stagniert sind, steht eine Gehaltserhöhung nicht zur Diskussion. «Die Teams wollen ihre Ausgaben aufgrund der Budgetgrenze im Rahmen halten.» Der anonyme Mechaniker wählt deshalb einen ganz anderen Lösungsansatz: «Am meisten helfen würde ein wenig Empathie von der Spitze der Formel 1.» (nab)