Seit dem ersten Vorbereitungscamp ist Romain Loeffel bei der Nati. Das bedeutet zwei Dinge: dass seine Playoffs kurz waren und er seine Liebsten in den letzten sechs Wochen kaum gesehen hat. Der Verteidiger schied mit dem SCB Ende März im Viertelfinal gegen Biel (2:4) aus. Danach wandte er sich dem Kampf um einen Platz im Schweizer WM-Team zu.
Loeffel ist ein Routinier. Seit einem Jahrzehnt gehört er bei seinen Klubs Bern, Lugano und Servette zu den Top-Verteidigern mit viel Eiszeit und Verantwortung. Sein Schuss ist gefürchtet, sein Sinn für die Offensive geschärft. «Patrick Fischer kennt meine Stärken», so Loeffel, «aber ich bin nicht der einzige Verteidiger, der diese besitzt. Ich muss jedes Jahr um den Nati-Platz kämpfen.»
Fünf Trainer in fünf Jahren
2022 schaffte er es, zweieinhalb Monate nachdem er das Olympia-Turnier in Peking gespielt hatte, nicht ins WM-Team. Und tat sich schwer, diese Nicht-Selektion zu verdauen. Über die Gründe dafür kann er nur spekulieren. Damals war seine Frau Laura schwanger, der Umzug nach Bern stand bevor, was sich auf seine Leistung in den Camp-Wochen ausgewirkt haben könnte. Die diesjährige Vorbereitung sei deshalb wichtig gewesen für ihn. «Nun bin ich sehr stolz und mega froh, diese WM spielen zu können.»
Zumal seine erste von vier Saisons beim SCB keine allzu glänzende war. Nach drei Seuchenjahren könnte man das Erreichen des Playoff-Viertelfinals zwar als Steigerung werten, doch die Erwartungshaltung in Bern ist eine andere, das weiss auch Loeffel. Aus Lugano gekommen, schmeisst ihn ein Trainerwechsel – von Johan Lundskog zu Toni Söderholm – aber nicht aus der Bahn. «In den letzten fünf Jahren hatte ich fünf verschiedene Trainer. Manchmal versteht man es als Spieler, manchmal nicht.» Nati-Coach Fischer ist da seine Konstante.
Söhnchen Noé vermisst seinen Papa
Aus der Ferne verfolgt der 32-Jährige die Gerüchte um seinen künftigen Coach in der Bundeshauptstadt nur am Rande. Sein Fokus gilt der Nati. Und seinem Medaillen-Traum. Loeffels WM-Timing war bisher so ungünstig, dass er es seit 2015 immer in den ungeraden Jahren ins Aufgebot schaffte und somit beim Silber-Gewinn von 2018 in Kopenhagen (Dä) nicht dabei war. Und in der National League ist er noch ohne Meistertitel. «Ich möchte endlich einen Titel oder eine WM-Medaille gewinnen und meine Karriere krönen», sagt der Romand.
Für diesen Traum muss Loeffel derzeit auf Familienzeit verzichten. «Als Papa ist das nicht immer einfach.» In den letzten sechs Wochen war der zweifache Vater höchstens ein oder zwei Tage pro Woche bei seiner Familie. Mit seiner Frau Laura (32), die ihn zu hundert Prozent unterstützt, hat er zwei Söhne, Noé (3) und Axel (10 Mte.). Täglich sehen sie sich über Facetime. «Wenn mir Noé dann sagt, wie sehr er mich vermisst, ist das schon schwierig.» Darüber tauscht er sich auch mit den anderen Vätern in der Mannschaft aus.
Nun ist die Nati seine Familie, deren Zusammenhalt und besonderer Teamgeist von den Spielern immer wieder betont wird. Mit ihr peilt Loeffel nun einen WM-Triumph an. Auf dem Konto haben die Schweizer bisher die drei Pflichtsiege gegen Slowenien, Norwegen und Kasachstan, «die muss man auch zuerst so gewinnen». Gegen die Slowaken setzte es ein 4:2 ab, und nun gegen Kanada ein 3:2. «Wir wissen, dass wir auch gegen stärkere Gegner gewinnen können», so Loeffel, «das soll jetzt nicht arrogant klingen, sondern selbstbewusst.»